Bayerns Barça-Casting: Diese Stars müssen sich beweisen
München - Diese Warnung von Julian Nagelsmann dürfte jeder Spieler verstanden haben. "Wenn einer morgen die Handbremse anzieht", sagte der Trainer des FC Bayern vor der Bundesliga-Partie gegen den VfB Stuttgart diesen Samstag (15.30 Uhr live bei Sky und im AZ-Liveticker), "kann er am Dienstag die Parkbremse einlegen." Und zwar auf der Ersatzbank.
Nach zwei Remis in der Liga gegen Mönchengladbach und Union Berlin werden die Ansagen bei den Münchnern klarer, im Süd-Schlager soll unbedingt ein Sieg her. Freilich auch, um in eine ansprechende Form zu kommen vor dem bisherigen Saison-Höhepunkt: dem Champions-League-Gipfel gegen den FC Barcelona und Ex-Stürmer Robert Lewandowski kommenden Dienstag in der Allianz Arena. Komplett ausblenden wolle er Barça nicht, "das wäre dumm", erklärte Nagelsmann. Wichtig sei nur, dass "die Spieler, die spielen, sich auf Stuttgart konzentrieren".
Kahn: "Beunruhigen tut es mich nicht, es ärgert mich!"
Noch deutlicher wurde Vorstandschef Oliver Kahn, der über den aktuell dritten Tabellenplatz sagte: "Beunruhigen tut es mich nicht, es ärgert mich! Es ärgert mich, wenn wir nicht Tabellenführer sind. Jetzt brauchen wir Ergebnisse!" Und zwar schon gegen den VfB. Die Partie wird dabei auch zum Casting für Barça - denn einige Stars haben ihren Platz in der Startelf nicht sicher.
Leon Goretzka etwa darf sich nach seiner Knie-Operation erstmals von Beginn an beweisen. "Es hat gut geklappt mit Joshua Kimmich und Marcel Sabitzer. Sabi ist einen Tick defensiver als Leon, den es immer wieder in den Sechzehner treibt. Auch Ryan Gravenberch scharrt mit den Hufen, er wird belohnt werden", sagt Nagelsmann über den Vierkampf im Bayern-Zentrum. Wer darf wohl am Dienstag gegen Barça an der Seite von Kimmich starten?
Auf anderen Positionen ist es ebenfalls knifflig. Lucas Hernández hat seinen Platz als linker Innenverteidiger sicher, daneben rangeln Neuzugang Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano um eine Position. Tendenz: De Ligt liegt knapp vor Upamecano, doch der Franzose könnte gegen den VfB ins Team rücken. "Es wird einige Wechsel gegeben. Wir rotieren, um die Spannung hochzuhalten", erklärte Nagelsmann. Ziel sei es, "alle auf einem einheitlichen Niveau zu haben."
FC Bayern: Teamgeist ist gefragt - und eine Menge Einsicht
Das erfordert Fingerspitzengefühl vom Coach, er ist als Moderator gefragt. Eine Rolle, die Vorgänger wie Hansi Flick oder Jupp Heynckes perfekt beherrschten. "Es ist eine Aufgabe für mich, aber auch ein Zusammenspiel aus Spieler und Trainer", meinte Nagelsmann. Er könne "der beste Dirigent, der beste Chorleiter sein", doch das alles habe keine Wirkung, "wenn du es deinem Mitspieler nicht gönnst, dass er spielt". Teamgeist ist gefragt, die Einsicht der Stars, dass es für den Triumph in drei Wettbewerben alle Spieler des Kaders braucht. Und regelmäßige Pausen für jeden.
Im Sturm wird aller Voraussicht nach Serge Gnabry an der Seite von Sadio Mané spielen - auch am Dienstag gegen Barcelona. Dahinter haben Thomas Müller und Jamal Musiala die besten Chancen. Leroy Sané wird geschont, Kingsley Coman fällt bis auf Weiteres aus.
Klar ist: Bayern muss vor dem Tor effizienter werden. 56 (!) Torschüsse benötigte die Nagelsmann-Elf in den jüngsten beiden Liga-Partien für nur zwei Treffer. Einen Vollstrecker wie einst Lewandowski gibt es derzeit nicht bei den Münchnern, dies könnte im Saisonverlauf zum Problem werden.
Nagelsmann: "Es gab wenige Neuner auf dem Markt"
Nagelsmann und sein Trainerteam hätten im Sommer gern einen Nachfolger für Lewy verpflichtet, doch es gab keinen überzeugenden, bezahlbaren Kandidaten. Auch Superstar Cristiano Ronaldo wurde Bayern angeboten.
"Die Marktsituation war entscheidend. Es gab wenig Neuner, die die Qualität haben, uns zu verbessern", sagte der Coach und verriet: "Hätten wir einen Top-Top-Neuner gefunden für erschwingliches Geld, hätten wir das wohl gemacht. Aber den musst du auch finden - und den gab es nicht."
Nun versucht es Nagelsmann mit einem flexiblen System in einer 4-2-2-2-Ordnung. Im Sommer 2023 könnte dann wieder ein echter Mittelstürmer nach München kommen, Tottenhams Harry Kane wird gehandelt. Er habe "kein Problem damit, ohne klassischen Neuner zu spielen", sagte Nagelsmann: "Mit Ausnahme von einem Spiel haben wir genügend Tore geschossen, gegen Gladbach müssen wir fünf Tore machen." Das soll gegen den VfB und Barça nachgeholt werden. Nagelsmanns Forderung: "Wir müssen schnellstmöglich auf die linke Spur und aufs Gaspedal gehen." Anschnallen!
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