"Nicht unser Lieblingsgegner": FC Bayern hat das Gladbach-Virus

München – Es bleibt dabei: Die härtesten Gegner des FC Bayern in dieser Saison sind das Coronavirus – und Borussia Mönchengladbach.
Nach der 0:5-Abreibung im DFB-Pokal und dem 1:1 in der Hinrunde verlor die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann zum Rückrundenstart in der Münchner Arena mit 1:2. Was angesichts der extrem angespannten Personallage mit neun infizierten Profis und 13 Ausfällen insgesamt keine Schande war – aber eben auch nicht der Auftakt, den man sich gewünscht hatte.
Nach Robert Lewandowskis Führungstor (18. Minute) drehten Florian Neuhaus (27.) und Stefan Lainer (31.) die Partie. Bayern hat das Gladbach-Virus. "Gladbach ist offensichtlich nicht unser Lieblingsgegner. Die Fortuna war nicht wirklich auf unserer Seite. Ich denke, es war mehr drin", sagte Thomas Müller.
Der FC Bayern ist am Limit
Trotz der internen Corona-Krise konnte Nagelsmann noch immer eine starke Startelf aufbieten: Sven Ulreich für Manuel Neuer im Tor, in der Abwehr Niklas Süle, Benjamin Pavard, Rückkehrer Joshua Kimmich und Marcel Sabitzer als Not-Linksverteidiger, im Mittelfeld unter anderem Jamal Musiala, Thomas Müller und Serge Gnabry, ganz vorne Lewandowski. Doch der Blick auf die Bank zeigte die Problematik: Mit Arijon Ibrahimovic und Paul Wanner standen zwei 16-Jährige erstmals im Kader. Bayern am Limit.
"Ich habe im Fußball schon so einiges erlebt, aber das ist für mich auch ein absolutes Novum, dass mittlerweile elf unserer Stammspieler nicht dabei sind", sagte der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn bei DAZN. Er könne nur "anregen, wenn sich alles ein bisschen beruhigt hat, sich die Regularien noch einmal anzuschauen und zu überarbeiten". Kahns Kritikpunkt: In der Spielordnung der Deutschen Fußball Liga (DFL) werden auch verletzte Spieler wie Leon Goretzka zu den 16 einsatzbereiten Spieler gezählt, die jeder Klub mindestens für eine Partie braucht.
Lewandowski trifft unhaltbar unter die Latte
Das sei "nicht so richtig verständlich", meinte Kahn. "Da sollte man sich Gedanken drüber machen." Die Mannschaft sei aber "nichtsdestotrotz" vorbereitet. "Und wir sind natürlich auch heiß auf dieses Spiel."
Klar, erst recht nach dem 0:5 in Gladbach Ende Oktober. "Ich habe schon so ganz leichte Revanchegedanken – scheiß auf die Umstände!", stellte Nagelsmann unmissverständlich klar. Und Sportvorstand Hasan Salihamidzic erklärte bei Sat.1: "Wir haben eine gute Truppe auf dem Platz. Von daher bin ich schon optimistisch."
Im Münchner Schneetreiben begann Bayern dominant, Gnabry prüfte Yann Sommer mit einem Linksschuss (9.), dann scheiterte Lewandowski frei vor dem Gladbach-Keeper (14.). Der dritte Versuch aber saß: Lewandowski knallte den Ball unnachahmlich und vor allem unhaltbar aus 13 Metern unter die Latte. Mal wieder hatte Müller den finalen Pass gespielt.
Lewandowski zwei Mal im Alu-Pech
Nagelsmanns Plan schien zunächst voll aufzugehen. "Aufgabe der ersten Elf ist, das Spiel in die Richtung zu drücken, dass wir es gewinnen können", hatte der Coach gefordert. Doch dann schlugen die Gäste zurück – und zwar doppelt: Zunächst traf Ex-Löwe Neuhaus nach einer verunglückten Rettungsaktion von Kimmich zum 1:1, dann sorgte Lainer per Kopf für die Gladbacher 2:1-Führung ein. Kurz vor der Halbzeitpause verhinderte Ulreich gegen Neuhaus (44.). und Emobolo (45.) zweimal stark das 1:3. Auf der Gegenseite traf Lewandowski in der Nachspielzeit den Pfosten.
In der zweiten Halbzeit drängte Bayern auf den Ausgleich, Musiala zwang Sommer zu einer Glanztat (56.). Anschließend hatte Müller eine gute Chance, kam aber nicht mehr richtig an den Ball (58.), genauso erging es Kimmich (60.). Lewandowski traf die Latte (62.) und schoss in Sommers Arme (78.), es sollte einfach nicht sein. Wie so oft gegen Gladbach.