FC Bayern München: Champions-League-Niederlage gegen Paris Saint-Germain - Aufstellung von Ancelotti sorgt für Diskussionen

Paris/München - Diese Partie der Bayern bei Paris St. Germain galt als Reifeprüfung, als Härtetest. Ein Ausrufezeichen sollte hinter das Niveau und Leistungsvermögen der Ancelotti-Mannschaft gesetzt werden. Und nun? Nach dem chancenlosen 0:3 im zweiten Gruppenspiel der Champions League im Prinzenparkstadion gibt es viele Fragezeichen. Nicht zuletzt um die Zukunft von Trainer Carlo Ancelotti.
Denn diese Partie könnte ein Knackpunkt der Saison gewesen sein, ein Augenöffner. Das Umbruchjahr, das Jahr eins ohne Philipp Lahm und Xabi Alonso (besuchte das Team in Paris) könnte ein ganz schwieriges werden – und zugleich wohl das letzte von Ancelotti, trotz seines Vertrages bis 2019.
Robbery nur auf der Bank
Mit der Aufstellung sendete Ancelotti ein Signal: ICH BIN HIER DER BOSS! Und verzockte sich. Seine Entscheidungen: Die ewige Flügelzange, das Pfund der Triple-Saison 2012/13, musste zuschauen. Arjen Robben und Franck Ribéry, was dem Franzosen in seiner Heimat sicher nicht geschmeckt haben dürfte. Stattdessen Thomas Müller über (halb-)rechts und James Rodríguez über links.
"Das sind international erfahrene Spieler, vor ihnen hat der Gegner großen Respekt", meinte ZDF-Experte Oliver Kahn und wunderte sich auch über des Trainers Verzicht auf Abwehrchef Mats Hummels: "Er wäre mit seiner internationalen Erfahrung ein wichtiger Spieler." Für ihn verteidigte Niklas Süle. Jérome Boateng, der sich nachmittags noch via Twitter auf das Match gefreut hatte ("Großes Spiel heute Abend in Paris. Auf geht’s!") saß gar nur auf der Tribüne. Robben sagte nach dem Spiel über seinen Bank-Platz: "Jedes Wort dazu ist eines zu viel. Heute hat es gar nicht gestimmt. Das war nicht der FC Bayern."
Ancelotti hatte betont, dass es wichtig sei, "kompakt zu stehen, keinen Raum zu lassen für Cavani und Neymar". Daher der Mittelfeld-Block mit Vidal, Tolisso und Thiago. "Wir wollen die Mitte zumachen", erklärte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Dass mit Kingsley Coman auch der dritte Flügelstürmer auf der Bank saß, machte die Verwunderung über Ancelottis Idee komplett. "Das ist eine Option, die der Trainer gewählt hat", verteidigte ihn Salihamidzic, "er ist dafür zuständig und hat sich dafür entschieden. Fertig." Eine Frage der Kompetenz – aber auch des Mutes. Ancelotti spielte Roulette. Für Kahn war vor Anpfiff klar: "Wenn das schief geht, gibt es richtig Theater."
Nach Anpfiff drehte Neymar sofort auf. Erster richtiger Angriff über die rechte Abwehrseite der Bayern: Der Brasilianer ließ Thiago wie einen Nachwuchsspieler stehen, Querpass durch den Strafraum und schon war die linke Flanke der Bayern erschreckend offen. Der aufgerückte Außenverteidiger Dani Alves vollendete. Ein Tunnel für Neuer-Ersatz Sven Ulreich, ein Eimer Eiswasser für die Gäste – 0:1 nach nur 86 Sekunden. Mehr Hypothek geht nicht gegen eine Mannschaft, die mit Neymar und Mbappé exzellente Konterstürmer hat.
Mal abgesehen vom 0:1 und einigen Kontern, die stets im TGV-Tempo auf die eigene Abwehr zurollten, machten es die Bayern recht gut, hatten mehr Ballbesitz und erspielten sich ein paar Chancen. Doch dann nahm der PSG-TGV Fahrt auf, Dani Alves schickte Mbappé, der auf Cavani ablegte. Der Uruguayer kam mit Tempo und drosch den Ball mit der Innenseite unter die Latte – das 0:2 (31.). Ein Torwartfehler? "Den ersten kann Ulreich haben, den zweiten muss er auf so einem Niveau haben", meinte Sky-Experte Lothar Matthäus.
War Bayern schon verloren? Das Gruppenspiel perdu? Neymar erhöhte nach einer erneuten Konfusion in der Münchner Abwehr auf 3:0 (63.). Was für eine Show. Und für die Bayern bei den neureichen Parisern, die vom Finanzimperium Katar gepimpt werden, wurde es ein Armutszeugnis.
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