Mit Scheichlied und Banner: Fans des TSV 1860 protestieren beim Testspiel gegen Ried

Die Stimmung zwischen Teilen der Fanszene des TSV 1860 und dem Klub bleibt weiter angespannt. Am Rande des Testspiels gegen die SV Ried sangen einige Anhänger das Scheichlied, auch ein Protest-Banner gegen das Freundschaftsspiel gegen Newcastle United wurde gezeigt.
Bernhard Lackner |
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Teile der Löwen-Fans protestierten während des Testspiels gegen die SV Ried. (Symbolbild)
Teile der Löwen-Fans protestierten während des Testspiels gegen die SV Ried. (Symbolbild) © IMAGO / Ulrich Wagner

Windischgarsten - Eigentlich, so meint man, könnte doch alles so schön sein beim TSV 1860. Nach neun Sommer-Neuzugängen sieht man sich gut gerüstet für die Mission Aufstieg, auch die Vorbereitungsspiele machen mit vier teils deutlichen Siegen und einem Remis durchaus Hoffnung. Zumindest etwas getrübt wird die Euphorie derzeit aber einmal mehr durch das Geschehen außerhalb des Platzes.

Es gibt (schon wieder) Spannungen zwischen Teilen der Fanszene und dem Klub. Am Rande des Testspiels gegen die SV Ried (1:1) zum Auftakt des Trainingslagers in Windischgarsten machten einige Anhänger der Löwen ihrem Unmut Luft.

Testspiel und Markenrechte: Zwei Brandherde schwelen beim TSV 1860

Zu Beginn der Partie wurde das Scheichlied gesungen, nach wenigen Minuten befestigten Fans zudem ein Spruchband an der Werbebande zwischen den Trainerbänken, das bei der Übertragung im Löwen-TV während der ganzen Spielzeit gut zu sehen war. Zwei klare Indizien dafür, dass in der Anhängerschaft der Löwen derzeit eben nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.

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Doch von vorn: Dass das Scheichlied angestimmt wurde, in dem Investor Hasan Ismaik verunglimpft wird, lässt sich wohl vor allem auf den "Marken-Streit" zurückführen, der in den vergangenen Wochen entbrannt ist. Anthony Power, Geschäftsführer der eigenständigen Merchandising GmbH und Vertrauter von Ismaik, bietet im offiziellen Fanshop der KGaA seit einiger Zeit T-Shirts an, die in Sachen Design frappierende Ähnlichkeit zu Shirts aus dem Fanshop des e.V. aufweisen.

TSV 1860 schützt Logo, das schon lange von den eigenen Ultras genutzt wird

Bei Teilen der Fans sorgte dies für großen Ärger, während des letzten Heimspiels der Vorsaison gegen Borussia Dortmund wurde in der Westkurve schließlich sogar ein Spruchband gegen Power gezeigt, in dem der Ismaik-Vertraute als "Luftpumpe" tituliert wurde.

Ein Banner mit der Aufschrift, "Erst Löwen wegen Markenrechten verklagen, jetzt e.V.-Design kopieren. Anthony, du Luftpumpe. Scham di!", das beim letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund II in der Westkurve hochgehalten wurde.
Ein Banner mit der Aufschrift, "Erst Löwen wegen Markenrechten verklagen, jetzt e.V.-Design kopieren. Anthony, du Luftpumpe. Scham di!", das beim letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund II in der Westkurve hochgehalten wurde. © IMAGO / MIS

Noch erhitzter waren die Gemüter, nachdem die KGaA unter dem dem Titel "Fortbestehen der Markenrechte" eine Pressemitteilung veröffentlichte, um auf ihre geschützten Wort- und Bildmarken hinzuweisen.

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Aus dieser ging etwa hervor, dass sich der Klub am 22. März dieses Jahres auch ein Logo mit einem von einem Lorbeer-Kranz umkreisten Löwen hat schützen lassen. Dieses wird aber schon seit langer Zeit in der Ultra-Szene genutzt. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Power in der Vergangenheit im Namen der Merchandising GmbH schon mehrfach Löwen-Anhänger und Fanklubs wegen der Nutzung von Löwen-Logos abgemahnt hat, befürchten Teile der Fans zukünftig weitere Klagen.

TSV 1860: Testspiel gegen Newcastle sorgt für Diskussionen

Zum Markenstreit gesellte sich in dieser Woche noch ein zweiter Konflikt im Löwen-Kosmos. Am Mittwoch teilten die Münchner mit, dass am 15. Juli ein Vorbereitungsspiel gegen den Premier-League-Klub Newcastle United ausgetragen wird. Ein Spektakel, jedoch ein bittersüßes.

Der Testspiel-Gegner der Sechzger hatte vor einigen Monaten weit über England hinaus für Schlagzeilen gesorgt, als er von einem Konsortium übernommen wurde, das zu 80 Prozent dem Saudi-Arabischen Staatsfond gehört. Angesichts der äußerst kritischen Situation in Saudi Arabien, wo grundlegendste Menschenrechte teils massiv missachtet werden oder überhaupt nicht existent sind, sorgte der Deal bei Menschenrechtlern auf der Insel für Empörung.

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Dass sich die Löwen nun ausgerechnet Newcastle als Testspiel-Gegner in der Vorbereitung ausgesucht haben, kommt bei einigen Fans überhaupt nicht gut an. In den verschiedenen Diskussionsforen wird der Vorwurf des Sportwashing laut. Durch sein Engagement im Sport wolle Saudi Arabien nur sein Image aufpolieren (sog. "Sportswashing") und durch das Spiel gegen Newcastle beteiligten sich die Löwen daran, so die Argumentation der Kritiker.

Bei Testspiel gegen Ried: 1860-Fans erheben "Sportswashing"-Vorwurf

Eine Meinung, die einige der nach Windischgarsten mitgereisten Sechzger-Fans offenkundig teilen. Auf dem Spruchband, das zu Beginn des Spiels gegen Ried aufgehängt wurde, machten sie auf ihren Ärger aufmerksam. "1860 - Against Sportswashing - Scheiß auf die Scheichs" stand dort geschrieben.

Löwen-Fans zeigten beim Testspiel gegen Ried ein Banner mit der Aufschrift: "1860 - Against Sportswashing - Scheiß auf die Scheichs"
Löwen-Fans zeigten beim Testspiel gegen Ried ein Banner mit der Aufschrift: "1860 - Against Sportswashing - Scheiß auf die Scheichs" © privat

Dass die Verantwortlichen ihre Zusage zu dem lukrativen Testspiel noch einmal überdenken, ist aber unwahrscheinlich. Unabhängig davon scheint ein Dialog zwischen Klub und Fans im Vorfeld der Saison angesichts der schwelenden Brandherde aber durchaus ratsam.

An einem länger andauernden internen Konflikt dürften beide Parteien wenig Interesse haben – die kommende Spielzeit soll schließlich ganz im Zeichen der Mission Aufstieg stehen. Dabei könnte derzeit doch alles so schön sein beim TSV 1860. So meint man zumindest...

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18 Kommentare
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  • Kein1860Fan am 04.07.2022 01:14 Uhr / Bewertung:

    Löwenmut: Für die ganz Ahnungslosen: "Ohne Herrn Ismaik, der übrigens für Ahnungslose z.K. kein Scheich ist"

    Scheich ist kein Adelstitel. "Das Wort Scheich ... ist ein arabischer Ehrentitel, der seit vorislamischer Zeit für Männer von Rang und Namen verwendet wird. Er wird, oft im Sinne von „Geistiger Führer“, sowohl in weltlichen als auch in religiösen Zusammenhängen benutzt." Insoweit ist es eigentlich lachhaft, wenn Personen ein negativ gemeintes Scheichlied anstimmen. Wenigstens zur Hälfte huldigen sie unbewusst Herrn Ismaik.

    Es ist eine Binsenweisheit, dass "Für Hochleistungssport gerade im Fußball wird viel Geld benötigt." Nur ist es nicht zielführend, wenn wie von HAM das Geld nur als Darlehen gewährt wird. Alle diese Darlehen müssen verzinst werden und stehen zur Tilgung an. Und sollten einmal, zum Beispiel nach einem Aufstieg, Gewinne erzielt werden, dann müssen daraus hohe Dividenden an HAM abgeführt werden. Benötigt werden nicht rückzahlbare Sponsorengelder (Bayerische)

  • Kein1860Fan am 02.07.2022 15:02 Uhr / Bewertung:

    Giesing: Die Verantwortlichen der Profi-Fußball-KGaA wären gut beraten gewesen, wenn sie den Unmut der FCB-Mitglieder gegen die Geschäftsverbindungen des FCB mit Katar aufmerksam zur Kenntnis genommen hätten.

    Ob die TSV-Sponsoren sich freuen, dass 1860 jetzt ein Spiel gegen einen fragwürdigen saudiarabischen Fußballklub abhalten, dürfte bezweifelt werden.

    So aber wird wieder kritisch über den TSV berichtet: "1860-Fans erheben "Sportswashing"-Vorwurf" Wäre zu vermeiden gewesen.

  • Stifler am 03.07.2022 03:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kein1860Fan

    Diesmal muß ich ihrem Kommentar und auch ihren Antworten recht geben .
    Auch die Mainzer Fangruppierung "Mainzer Supporters" wirft den Saudischen Neubesitzern "Sportwashing" vor und erinnert an Menschenrechtsverletzungen wie auch an den Mord an Khashoggi und sprechen sich ebenfalls für eine Testspielabsage ihrerseits aus!

    Von den Protesten in England ganz zu schweigen.

    Meiner Meinung nach, haben die Verantwortlichen mit Newcastle kein glückliches Händchen bewiesen . Wahrscheinlich war man froh ein Spiel gegen einen Namhaften Gegner organisieren zu können ,der nur noch Termine frei hatte, weil keiner gegen ihn spielen wollte .

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