FC Bayern: Neue Rolle für Pavard - Rumpfkader zwingt Nagelsmann zum Umstellen
Kiew - Eine angenehme Dienstreise sieht anders aus. Mit haufenweise Corona-Sorgen im Gepäck reiste der FC Bayern zu Wochenbeginn in die Ukraine, um am Dienstagabend im Schneegestöber der Hauptstadt bei Dynamo Kiew anzutreten. Eine unangenehme Aufgabe, die die Münchner am Ende mit einem 2:1-Erfolg samt Gruppensieg zwar wenig glanzvoll, aber schlussendlich souverän lösen sollten.
Was die Sache für den deutschen Rekordmeister zusätzlich erschwerte, war die dünne Personaldecke. Insgesamt musste Trainer Julian Nagelsmann auf neun Spieler verzichten. Neben dem gesperrten Dayot Upamecano fehlten die beiden Corona-Infizierten Josip Stanisic und Niklas Süle sowie das Quarantäne-Quintett um Joshua Kimmich. Zu allem Überfluss musste auch noch Marcel Sabitzer aufgrund von Achillessehnenproblemen kurzfristig passen.
FC Bayern mit 17-Mann-Kader in Kiew
"Wir haben vielleicht ein paar Ausfälle, werden dort aber auch nicht mit einer Thekentruppe auftreten", versuchte der Bayern-Coach die dünne Personallage noch am Montag kleinzureden. Doch auch ihm dürfte spätestens beim Blick auf den Spielberichtsbogen aufgefallen sein: Viel Auswahl ist da nicht mehr.
Insgesamt standen gegen Kiew gerade einmal 14 Feldspieler im Kader der Bayern. Auf der Bank saßen neben den beiden Ersatzkeepern Sven Ulreich und Christian Früchtl mit Omar Richards, Bouna Sarr, Marc Roca und Youngster Malik Tillman vier Reservisten, die in der bisherigen Saison noch nicht wirklich auf sich aufmerksam machen konnten. Wenn überhaupt.
Insbesondere im Abwehrzentrum machte sich die angespannte Personallage dann bemerkbar. Mit Lucas Hernández und Tanguy Nianzou waren zwar zwei gelernte Innenverteidiger in der Startelf, weitere Optionen standen allerdings nicht zur Verfügung. So war Nagelsmann zum Improvisieren gezwungen, als sich Lucas Hernández im Laufe der ersten Hälfte eine Oberschenkelverletzung zuzog und zur Halbzeit ausgewechselt wurde.
Hernández und Nianzou angeschlagen: Nagelsmann muss umstellen
"Leider mussten wir in der Pause umstellen, nachdem sich Lucas Hernández verletzt hatte. Wir haben dann eine neue Grundordnung gewählt, die nicht ganz so gut funktioniert hat. Es ging aber nicht anders, weil ich einfach kein Personal mehr für die Position auf der Bank hatte", erklärte Nagelsmann nach der Partie.
Für den angeschlagenen Hernández, der Probleme an der Oberschenkelrückseite hatte, kam Bouna Sarr in die Partie. Der etatmäßige Rechtsverteidiger Benjamin Pavard rückte dafür ins Zentrum neben Nianzou.
Doch auch dieses Duo sollte im Laufe der Partie gesprengt werden, nachdem sich letzterer bei einem Sturz auf die Schulter verletzt hatte. Für ihn kam mangels Alternativen der einzige verbliebene Feldspieler Tillman, ein gelernter Angreifer. Für die letzten Spielminuten rückte deshalb sogar Leon Goretzka neben Pavard in die Innenverteidigung – der Sechser spielte bis zum Schlusspfiff in ungewohnter Abwehrrolle.
Insgesamt schafften es die Bayern zwar, die personelle Notlage im Abwehrzentrum zu kompensieren. Doch wie schon in den vergangenen Wochen wirkten die Münchner bei gegnerischen Umschaltsituationen immer wieder anfällig. So resultierte etwa der Gegentreffer durch Denys Garmasch aus einer baugleichen Angriffssituation wie schon bei den beiden Toren der Augsburger am vergangenen Freitag. Nach der 1:2-Niederlage gegen die Fuggerstädter hatte Nagelsmann das gesamttaktische Verteidigungsverhalten seiner Mannschaft in ebenjenen Situationen bereits kritisiert.
Süle, Upamecano und Stanisic vor Rückkehr
Immerhin: Bis zum kommenden Bundesligaspiel am Samstagabend gegen Arminia Bielefeld (18.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) dürfte sich die personelle Lage in der Innenverteidigung wieder etwas entspannt haben. Süle und Stanisic, die nach überstandener Corona-Infektion am Mittwoch wieder trainiert haben, werden ebenso wieder zurückkehren wie Upamecano. Bei Hernández liegt zwar noch keine Diagnose vor, ein längerer Ausfall ist aber nicht zu befürchten.
Einen derart unangenehmen Arbeitstag wie am Dienstag werden die Bayern am Wochenende also wohl nicht haben. Ein Schneegestöber wie in Kiew ist zumindest nicht vorausgesagt.