FC Bayern: Hamann mit Kritik an Salihamidzic - er zeigt nicht genug Stärke
München - Am Sonntagabend ging der Blick von Hasan Salihamidzic nach Kanada, genauer: nach Vancouver. Alphonso Davies, der ab 1. Januar beim FC Bayern unter Vertrag steht, absolvierte mit seinen Vancouver Whitecaps das letzte Saisonspiel gegen die Portland Timbers, die Playoffs hat der Klub verpasst. Für Davies, der beim 2:1-Sieg beide Tore für sein Team erzielte, bedeutet dies: mehr als zwei Monate keine Spielpraxis. Nicht ideal für einen Profi in seinem Alter. Am Freitag wird Davies gerade 18 Jahre alt.
Doch immerhin im Training soll Davies beim FC Bayern in Form kommen. Er wird laut Trainer Niko Kovac bereits nach dem Länderspiel mit Kanada am 18. November gegen St. Kitts und Nevis zu Bayern stoßen – und gleich mit den Profis trainieren. "Wenn man so viel Geld ausgibt für einen Spieler, wird man ihn sicherlich nicht in der zweiten Mannschaft parken", sagte Kovac. Das wäre auch in Salihamidzics Interesse. Denn er weiß: Von der Personalie hängt für ihn persönlich einiges ab.
Hamann: Als Sportdirektor musst du stark sein
"Hasan hat den Transfer alleine durchgezogen. Ich kenne den Spieler nicht", erklärte Bayern-Präsident Uli Hoeneß während der US-Sommer-Tour. Da hatte Salihamidzic mit seinem Scouting-Team den Deal in Vancouver gerade abgeschlossen. Zehn Millionen Euro kostet Davies. Viel Geld. Und viel Vertrauen der Bosse Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die den Eindruck vermittelten, dass es sich um einen Brazzo-Transfer handelte. Umso spannender ist nun, ob der Außenstürmer auf Anhieb eine Verstärkung für Bayern ist.
"Der Transfer war wichtig für Salihamidzic", sagt Sky-Experte Didi Hamann im Gespräch mit der AZ. "Aber es ist genauso wichtig, dass er öffentlich als starker Mann wahrgenommen wird. Das geht Hand in Hand." Und genau in diesem Punkt kann Salihamidzic seit seinem Amtsantritt im Sommer 2017 nicht immer überzeugen. Exemplarisch: die jüngste Wut-Pressekonferenz, als der Sportdirektor nur kurz zu Wort kam und ihm Rummenigge bei einer Frage zu Dortmunds Jadon Sancho sogar dazwischenredete.
"Da hat ihm der Verein keinen Gefallen getan", sagt Hamann und sieht ein grundsätzliches Problem: "Ich weiß, dass Brazzo ein sehr fleißiger Mann ist. Er trägt das Bayern-Wappen in der Brust. Aber die Außendarstellung gehört auch dazu. Da sieht er nicht stark aus. Als Sportdirektor musst du aber stark sein."
Drei Zweier - aber Serge Gnabry und Thomas Müller enttäuschen
Gutes Verhältnis zwischen Salihamidzic und Kovac
Boss oder Bürschchen? Die Brazzo-Frage ist weiter schwer zu beantworten. Auch deshalb, weil ihn die Bosse - zumindest nach außen - nicht immer mächtig aussehen lassen. Intern, das bestätigt Kovac, hilft Salihamidzic den Bayern. "Er spricht genauso mit den Spielern, wie ich es tue", sagt Kovac. "Der Austausch zwischen uns ist täglich. Wir haben nicht immer dieselbe Meinung, wir diskutieren kontrovers." Schon zu gemeinsamen Spielerzeiten bei Bayern hätten beide "ein sehr gutes Verhältnis" gehabt, so der Coach: "Das hat sich mit der Zeit nicht verändert. Unser Verhältnis ist weiter sowohl freundschaftlich als auch beruflich geprägt."
Und es würde sicher noch besser werden, wenn sich Davies tatsächlich als das große Juwel erweist. Der wurde in Vancouver zum Spieler des Jahres gekürt, die US-Liga zeichnete ihn als besten Jungprofi aus. Geplant war eigentlich, dass Davies zunächst bei den Amateuren spielen soll, doch nun steigt er gleich ganz oben ein.
"Bis auf Serge Gnabry ist bei Bayern im Moment keiner da, um das Spiel schnell zu machen", sagt Hamann. "Kingsley Coman fehlt an allen Ecken und Enden. Ich glaube nicht, dass das in den nächsten Wochen besser wird. Da hat man im Sommer versäumt, etwas im Kader zu tun." Im Sommer schon. Aber im Winter kommt nun Davies, der Brazzo-Mann. Ein sehr spannender Transfer.
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