FC Bayern: Fünf Faktoren machen Flick zur großen Lösung

Hansi Flick bleibt auch über den Sommer hinaus Cheftrainer des FC Bayern. Dabei sollte er ursprünglich nur einspringen - bis ein echter Star-Trainer kommt. Doch Flick hat sich inzwischen selbst einen Namen gemacht.
Julian Huter |
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Cheftrainer: Hansi Flick
dpa 2 Cheftrainer: Hansi Flick
"Er ist auf und neben dem Platz enorm wichtig", sagt Lothar Matthäus über den zuletzt formstarken Thomas Müller.
firo/Augenklick 2 "Er ist auf und neben dem Platz enorm wichtig", sagt Lothar Matthäus über den zuletzt formstarken Thomas Müller.

Hansi Flick bleibt auch über den Sommer hinaus Cheftrainer des FC Bayern. Dabei sollte er ursprünglich nur einspringen - bis ein echter Star-Trainer kommt. Doch Flick hat sich inzwischen selbst einen Namen gemacht.

München - Jetzt ist es offiziell! Hansi Flick verlängert seinen Vertrag beim FC Bayern bis 2023. Damit hätten im November 2019, als Flick für den entlassenen Niko Kovac übernahm, wohl nur die wenigsten gerechnet.

Eigentlich sollte der ehemalige Löw-Assistent nur ein Platzhalter für eine "große" Lösung, also einen prominenteren Trainer sein. Doch Flick hat sich in den letzten Monaten selbst einen Namen gemacht, dabei spielen fünf Faktoren eine große Rolle.

1. Die Ergebnisse stimmen unter Flick

Das wohl größte Argument auf Flicks Seite. Im knallharten Fußball-Geschäft wird jeder Trainer letztendlich am Erfolg gemessen. Von 21 Spielen unter Flick konnten die Bayern 18 gewinnen, bei nur einem Remis und zwei Niederlagen. Die Münchner thronen wieder an der Tabellenspitze der Bundesliga, stehen im Halbfinale des DFB-Pokals und haben nach dem 3:0-Sieg im Hinspiel beim FC Chelsea beste Chancen aufs Viertelfinale in der Champions League - viel mehr ging nicht, bis die Corona-Krise kam.

2. Die Mannschaft steht voll hinter Flick

Schon seit Monaten äußern sich die Bayern-Profis öffentlich sehr positiv über ihren Trainer. Sie loben insbesondere Flicks Kommunikationsfähigkeit und seine taktische Philosophie. "Hansi ist ein Menschenfänger. Er hat einen guten Draht zu den Spielern", erklärte Kapitän Manuel Neuer nach dem 4:0-Sieg gegen Dortmund.

Cheftrainer: Hansi Flick
Cheftrainer: Hansi Flick © dpa

Unter Flick ist an der Säberner Straße der Spaß zurückgekehrt. "Er hat ein Klima geschaffen, in dem wir uns alle wohlfühlen", meinte Leon Goretzka nach dem 5:0-Erfolg auf Schalke. Die Mannschaft steht hinter Flick - das ist klar zu erkennen.

3. Der Spielstil: Flick bringt Powerfußball zurück

Bei Flick stimmen nicht nur die Ergebnisse, unter seiner Leitung spielt der FC Bayern auch wieder attraktiven Offensiv-Fußball. Unter Kovac agierten die Münchner deutlich abwartender und überließen auch mal dem Gegner das Spiel, um hinten solider zu stehen - Safety first.

Flick gewährt seinen Spielern mehr Freiheiten und fordert sogar ein höheres Risiko. Die Mannschaft soll aggressiv pressen und nach Möglichkeit schon in der gegnerischen Hälfte den Ball erobern. Eine riskante Taktik, aber wenn sie aufgeht, sind die Wege zum Tor kürzer und die Chancen auf einen Torerfolg höher. In der Flick-Ära haben die Bayern ein Torverhältnis von 67:14 vorzuweisen - das sind im Schnitt über drei Treffer pro Spiel.

Auch die Konkurrenz hat das registriert, der FC Bayern ist wieder gefürchtet. "Der Respekt, der in den letzten zehn Jahren bei den Gegnern vorhanden war, ist wieder da. Da wussten sie schon vor Anpfiff, dass es ganz, ganz schwer wird, bei uns Punkte zu holen", befand auch Thomas Müller nach dem Spiel gegen Schalke.

4. Flick macht einstige Sorgenkinder des FC Bayern wieder fit

Vor einigen Monaten unkten viele Zweifler noch, Müller habe seine besten Jahre bereits hinter sich. Unter Kovac musste sich der Weltmeister meistens mit der Bank begnügen und wurde vom Ex-Trainer sogar als "Notnagel" betitelt. Doch dann kam Flick - und Müllers Situation veränderte sich dramatisch zum Guten. Unter dem einstigen Löw-Assistenten ist der "Raumdeuter" auf seiner Lieblingsposition als Zehner gesetzt.

"Er ist auf und neben dem Platz enorm wichtig", sagt Lothar Matthäus über den zuletzt formstarken Thomas Müller.
"Er ist auf und neben dem Platz enorm wichtig", sagt Lothar Matthäus über den zuletzt formstarken Thomas Müller. © firo/Augenklick

Das Bayern-Urgestein zahlte das Vertrauen zurück: Zehn Treffer und 19 Vorlagen bei 36 Einsätzen stehen für den 30-Jährigen zu Buche. Mit 16 Assists ist Müller aktuell der beste Vorlagengeber der Bundesliga.

Auch Jérôme Boateng hat Flick zurück in die Erfolgsspur verholfen. Der zuvor aussortierte Innenverteidiger bekam unter dem neuen Coach seine Chance in der Startelf und überzeugte.

Insgesamt hat der gebürtige Heidelberger die einstige Wackel-Abwehr des Rekordmeisters stabilisiert. Dabei schreckte er auch nicht vor unorthodoxen Methoden zurück. David Alaba wurde kurzerhand zum Innenverteidiger umfunktioniert und entwickelte sich dort zum Erfolgsgaranten.

5. Flick vertraut auf die Jugend

Seit Alaba und Müller hat kein Spieler aus der eigenen Jugend wirklich den Durchbruch bei den Profis geschafft. In den letzten Jahren hatten junge Spieler in der ersten Mannschaft einen schweren Stand. Nur wenige bekamen regelmäßig die Chance, sich zu beweisen. Der Erfolgsdruck sei zu groß, man habe keine Zeit für Experimente, so die allgemeine Begründung.

Flick setzt wieder mehr auf die Jugend - und hat trotzdem Erfolg. Bestes Beispiel ist Alphonso Davies. Der 19 Jahre alte Kanadier, der erst im Januar 2019 nach Europa wechselte, bekam vom Trainer das Vertrauen, in der Startformation zu spielen. Seitdem ist er gesetzt und entwickelte sich zu einem der aufregendsten Talente auf der Außenverteidiger-Postition.

Auch Joshua Zirkzee aus der zweiten Mannschaft durfte unter Flick sein Profi-Debüt feiern - und konnte sich schon mehrfach als Torschütze feiern lassen. Flick habe die jungen Spieler "hervorragend entwickelt", bescheinigte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge dem Coach: "Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen. Die Laufzeit von drei Jahren soll unser Vertrauen dokumentieren." Ein Vertrauen, das sich die einstige Übergangslösung Flick hart erarbeitet hat.

Lesen Sie auch: Wie Dortmund zu einem Lieblingsgegner des FC Bayern wurde      

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