Wer für wen? Flicks Überlegungen drehen sich um Kimmich

Nach der Auftakt-Pleite gegen Japan wird Hansi Flick für das Endspiel gegen Spanien personell umstellen. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen steht die Frage: Sechser oder Rechtsverteidiger – wohin mit Kimmich?
von  Patrick Strasser
Joshua Kimmich: Auf welcher Position wird er gegen Spanien spielen?
Joshua Kimmich: Auf welcher Position wird er gegen Spanien spielen? © Christian Charisius/dpa

Das jeweilige WM-Debüt der letzten vier Trainer der deutschen Nationalelf brachte einen Erfolg. Joachim Löw siegte 2010 in Südafrika mit 4:0 gegen Australien, Jürgen Klinsmann 2006 in München mit 4:2 gegen Costa Rica. Auch Rudi Völler (2002 ein 8:0-Schützenfest gegen Saudi-Arabien) und Berti Vogts (1994 ein 1:0 gegen Bolivien) gewannen ihre Auftaktspiele bei einer WM-Endrunde.

Niederlagen gab es nur gegen Algerien 1982 damals für Bundestrainer Jupp Derwall – und Mexiko 2018. Wie vor viereinhalb Jahren Joachim Löw in Russland erging es nun Hansi Flick.

Gegen Spanien muss ein Sieg her

Und sofort ist "Druck auf'm Kessel" wie es einige der Spieler in Doha formulierten. Weil am Sonntag gegen Spanien nun wohl schon ein Sieg her muss, um eine realistische Chance aufs Achtelfinale zu erhalten.

Den massiv gestiegenen Druck wird allerdings in erster Linie der Bundestrainer verspüren nach der 1:2-Auftaktniederlage gegen Japan. Nur drei Tage liegen im eng getakteten Vorrundenspielplan zwischen Spiel eins und zwei. In der Aufstellung allerdings könnten Welten liegen – und der Schlüssel zu allen Personalfragen heißt: Joshua Kimmich.

Wohin mit dem Bayern-Profi, der doch bei diesem Turnier endlich und endgültig auf der Sechserrolle im zentralen Mittelfeld agieren sollte? Wieder zurück auf seine frühere Position als Rechtsverteidiger? Eben, weil der 27-Jährige die Rolle mit mehr Leben und Qualität füllt als alle Alternativen im DFB-Kader?

Spielt Joshua Kimmich bald als rechter Außenverteidiger?

Kein Thema, sagte Flick vor der WM. Am Donnerstag klangen die Worte des Bundestrainers im DFB-Quartier in Al-Shamal schon ganz anders: "Sie können wirklich davon ausgehen, dass wir jede Personalie und jede Position diskutieren. Das tun wir vor jedem Spiel. Es ist unsere Aufgabe als Trainerteam, die Mannschaft so aufzustellen, dass sie top besetzt ist." Die Kimmich-Rochade ist also nicht mehr ausgeschlossen. Kimmich half beim Final-8-Turnier der Champions League im August 2020 in Lissabon unter Flick als rechter Außenverteidiger aus, weil Benjamin Pavard zuvor verletzt gefehlt hatte und nicht rechtzeitig fit wurde.

Bei der EM 2016 und der WM 2018 spielte Kimmich ebenfalls rechts hinten, bei der EM 2021 im rechten, offensiveren Mittelfeld, weil dahinter eine Dreierkette verteidigte.

Süle an beiden Gegentoren beteiligt

Gegen Japan stellte Flick Ex-Bayer Niklas Süle hinten rechts auf, weil jener diese Rolle zuletzt beim BVB ordentlich ausgefüllt hatte – ging schief, der 27-Jährige war an beiden Gegentoren beteiligt. Und nun? Für die Kimmich-Frage und daraus resultierende weitere Rochaden und Personalwechsel gibt es zwei Optionen:

Option eins, Kimmich bleibt Sechser: Dann muss sich Flick entscheiden, wer an dessen Seite agiert. Nachdem Ilkay Gündogan, der Elfmeterschütze des 1:0, gegen Japan bis zu seiner Auswechslung ein gutes Spiel gemacht hat, dürfte er erneut den Vorzug gegenüber Leon Goretzka erhalten.

In der Viererabwehrkette könnte anstelle von Süle, der wohl für den unglücklichen Nico Schlotterbeck in die Mitte rückt, Thilo Kehrer hinten rechts agieren oder auch Jonas Hofmann, der allerdings offensiver ausgerichtet ist.

Musiala und Gnabry wohl gesetzt

Option zwei, Kimmich als Rechtsverteidiger: Somit würde Süle neben Abwehrchef Antonio Rüdiger auflaufen. Im Mittelfeld könnte Flick dann Goretzka im zentralen Mittelfeld bringen und Gündogan als Zehner nach vorne schieben. Was das für Thomas Müller bedeutet? Entweder der Routinier agiert ganz vorne als Neuner und erster Pressing-Anläufer für den gegen Japan schwachen Kai Havertz oder ihm bliebe nur die Joker-Rolle. Jamal Musiala und Serge Gnabry dürften ihre Positionen halblinks bzw. als Rechtsaußen behalten.

Bei Leroy Sané, der am Mittwoch wegen Knieproblemen gefehlt hatte, besteht Hoffnung auf einen (Joker-)Einsatz gegen Spanien. "Leroy ist auf dem Platz und trainiert für sich. Das ist positiv", sagte Flick am Donnerstagmittag.

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