FC Bayern München: Das bedeuten Rudy und Süle für den Kader

Der Meister will die beiden Nationalspieler von Hoffenheim nach München holen. Die Transfers sollen bereits „verhandelt und verabredet“ sein. Die AZ erklärt, für wen es im Bayern-Kader eng wird.
Uli Hoeneß hatte da mal eine Vision vor 15 Jahren, doch selbst der Präsident des FC Bayern bekommt nicht immer das, was er will. Es war im Jahr 2001, als Hoeneß ankündigte, aus dem FC Bayern München den „FC Bayern Deutschland“ machen zu wollen. Ein Team, das bei der WM 2006 den Stamm der Nationalelf bilden sollte – mit ganz viel bayerischem Einfluss, versteht sich. Doch aus dem Hoeneß-Plan wurde nichts, bei der Heim-WM standen nur drei Bayern-Spieler auf dem Platz: Michael Ballack, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm.
15 Jahre später unternimmt Hoeneß einen neuen Versuch, seine Vision wahrzumachen. Einem Bericht der „Bild am Sonntag“ zufolge werden die beiden deutschen Nationalspieler Niklas Süle (21) und Sebastian Rudy (26) im Sommer von 1899 Hoffenheim zu den Bayern wechseln. Hoffenheim wollte sich zu dem Bericht am Sonntag nicht äußern, doch die Transfers sollen „verhandelt und verabredet“ sein, heißt es. Letzte Modalitäten werden in den nächsten Tagen geklärt.
Nicht nur Hoeneß dürfte sich über die Verpflichtungen freuen, auch Carlo Ancelotti wird die Nachricht mit Freude zur Kenntnis genommen haben – weil Süle und Rudy gute Ergänzungen zum Bayern-Kader darstellen. Süle, der wohl mehr als 20 Millionen Euro kosten wird, steht noch bis 2019 bei der TSG unter Vertrag. Rudy ist sogar ablösefrei zu haben, weil sein Kontrakt ausläuft.
„Die beiden sind super Spieler, ich kenne sie aus der Nationalmannschaft“, sagte Mats Hummels nach dem 1:0-Sieg in Darmstadt bei Sky. Er lobte vor allem seinen Innenverteidigerkollegen Süle: „Er hat noch massenhaft Potenzial.“ Die Verpflichtungen wären „nachvollziehbar, aber überraschend“, so Hummels.
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Badstuber-Vertrag läuft im Sommer aus
Süle spielte sich bei Olympia in Rio erstmals in den Fokus, als er beim Gewinn der Silbermedaille zu den Leistungsträgern gehörte. Im September gab er gegen Finnland (2:0) sein Debüt in der Nationalmannschaft. Der Abwehrkoloss (1,95 m, 89 Kilo), der im Zweikampfverhalten, aber auch im Passspiel seine Stärken hat, ist eine sinnvolle Alternative zu den Abwehrstars Jérôme Boateng und Mats Hummels.
Javi Martínez soll künftig öfter im Mittelfeld spielen, Holger Badstuber versucht nach seiner von Verletzungen geplagten Vergangenheit, das alte Niveau zu erreichen. Nur: Trauen die Bayern Badstuber überhaupt noch ein Comeback zu? Der Süle-Transfer spricht dagegen, Badstubers Vertrag läuft im Sommer aus. Zuletzt hatten der FC Chelsea und AC Mailand bei Süle angefragt, die Bayern wollen den Abwehrmann jetzt vom Markt nehmen, ehe dessen starke Leistungen weitere Topklubs anlocken. Nachvollziehbar.
Das gilt ebenso für die Verpflichtung von Rudy. Der Ex-Stuttgarter kann sowohl im defensiven Mittelfeld als auch rechts in der Abwehr spielen, auf zwei Positionen also, die Philipp Lahm aktuell besetzt. Doch der hört möglicherweise schon nach dieser Saison auf. Mit Rudy hätten die Bayern einen soliden, erfahrenen Ersatz.
Und vielleicht geht der Deutschland-Trend bei den Bayern sogar noch weiter. Es ist kein Geheimnis, dass die Entwicklung von Serge Gnabry (21, Werder Bremen) genau beobachtet wird. Auch die Leverkusener Julian Brandt (20, Mittelfeld) und Benjamin Henrichs (19, Rechtsverteidiger) stehen auf dem Bayern-Zettel. Die Vision von Hoeneß könnte doch noch wahr werden. M. Koch