Experten-Kritik und Trainer-Lob: An dieser Sache muss Sané besonders arbeiten
München - Leroy Sané sieht ganz offensichtlich selbst Nachholbedarf. Ein Foto, das den Nationalspieler bei einem Sprint im Training des FC Bayern zeigt, unterschrieb er bei Instagram mit den Worten: "Never. Stop. Working!" Niemals aufzuhören mit der Arbeit, das mag als grundsätzliche Lebenseinstellung gemeint gewesen sein, trifft aber ganz gut die Lage des Münchner Königstransfers: Sané muss sich ranhalten - auf den Flügeln spielen derzeit andere die erste Geige.
Als Trainer Hansi Flick nach dem Spitzenspiel gegen RB Leipzig (3:3) am vergangenen Samstag zu Sané gefragt wurde, sprach er - über Kingsley Coman. In dem Außenspieler-Quartett, dem noch Serge Gnabry und Douglas Costa angehören, sei der Franzose derjenige, "der Akzente setzt, der Tore macht, der Tore vorbereitet und einen guten Blick für den Raum hat. Das ist das Niveau, das ich mir von allen wünsche." Also auch von Comans aktuell etatmäßigem Partner Gnabry, von Costa - und vor allem von Sané.
Sané schimpft über "Drecksbälle" seiner Mitspieler
Der 24-Jährige hatte mit fünf Toren und drei Vorlagen in zwölf Spielen vor dem Champions-League-Duell mit Lok Moskau (Mittwoch, 21 Uhr im Liveticker der AZ und bei Sky) zwar eine vorzeigbare Bilanz. Für ein Bundesliga-Spiel über 90 Minuten reichte es aber noch nicht. Gegen RB stand Sané überraschend in der Startelf, brachte in der guten Stunde bis zu seiner Auswechslung aber keinen Torschuss und keine Torschussvorlage zustande. Stattdessen schimpfte er gut vernehmbar über die oftmals zu hohen Anspiele der Kollegen ("Drecksbälle!").
Vor allem Sanés Schwächen im Rückwärtsgang fallen auf. Es sei wichtig, die Defensivarbeit nicht zu vernachlässigen, betonte DFB-Direktor Oliver Bierhoff bei "Sky90“. Offensiv könne Sané "eine Waffe sein", insgesamt aber gelte: "Er wird wachsen müssen." Auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus monierte: "Für mich muss er mehr nach hinten mitarbeiten" und "einiges drauflegen". Doch er ließ zugleich etwas Gnade walten: "Er muss sich an Bayern München noch gewöhnen."
Das sieht Flick ähnlich. "Bei Leroy muss man einfach noch mal die Hintergründe vorne anstellen", betonte er vor dem Leipzig-Kracher. Der Coach verwies auf den Kreuzbandriss und die Kapselverletzung im Oktober ebenso wie auf die "nicht einfache" Integration. Es sei deshalb "ganz normal, dass er eine gewisse Zeit braucht. Und die bekommt er auch."
Flick über Sané: "Immer für ein Tor gut"
Immerhin: Sanés Effizienz sei "sehr gut", lobte Flick kürzlich und befand: "Wenn er ins Spiel kommt, ist eine Steigerung der Dynamik da." Außerdem sei der 25-malige Nationalspieler "immer für ein Tor gut".
Wären da nur nicht diese vielen unnötigen Ballverluste und die mitunter erkennbare Unlust nachzusetzen. Gerade für das Bayern-Spiel a la Flick ist das Gift. Aber wie schrieb Leroy Sané noch? "Niemals aufhören zu arbeiten!"