Russischer Raketenkreuzer "Moskwa" gesunken: So ist die Lage in der Ukraine

Russland hat eingestanden, dass sein Flaggschiff der Schwarzmeerflotte gesunken ist. CIA warnt vor dem Einsatz taktischer Atombomben durch Moskau. Die Entwicklungen im Überblick.
| AZ/dpa
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Der angeschlagene russische Raketenkreuzer "Moskwa" ist nach russischen Angaben gesunken.
Der angeschlagene russische Raketenkreuzer "Moskwa" ist nach russischen Angaben gesunken. © Zhang Jiye/XinHua/dpa

Kiew - Das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, der Raketenkreuzer "Moskwa", ist nach Angaben aus Moskau gesunken. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte den Bürgern seines Landes anlässlich des 50. Tags des russischen Angriffskrieges, dass sie das Land verteidigten.

Kreuzer "Moskwa" von ukrainischer Rakete getroffen?

Am frühen Freitagmorgen waren in Kiew lokalen Medienberichten zufolge laute Explosionen zu hören. In mehreren Regionen wurde Luftalarm ausgelöst. Berichte über mögliche Schäden oder Opfer gab es zunächst nicht.

Ein russischer Matrose (links) salutiert am Bug des Raketenkreuzers "Moskwa".
Ein russischer Matrose (links) salutiert am Bug des Raketenkreuzers "Moskwa". © Pavel Golovkin/AP/dpa

Der angeschlagene russische Raketenkreuzer "Moskwa" sei am Donnerstag während eines Sturms untergegangen, als er an sein Ziel geschleppt werden sollte, berichtete die Staatsagentur Tass unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. Ein Abschleppen sei notwendig geworden, da das Schiff seine Stabilität aufgrund von Schäden am Rumpf verloren habe, der während eines "Brandes durch die Detonation von Munition" beschädigt worden sei. Angaben zur Brandursache gab es nicht.

Von ukrainischer Seite hatte es zuvor geheißen, das Schiff sei von einer oder zwei Anti-Schiffs-Raketen getroffen worden. Bereits in der Nacht zu Donnerstag hatte Moskau mitgeteilt, die Besatzung der "Moskwa" sei vollständig evakuiert worden. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, sagte dem TV-Sender CNN, es sei "wahrscheinlich", dass es bei dem Vorfall Tote und Verletzte gegeben habe. An Bord seien bis zu 500 Soldaten gewesen.

Raketenkreuzer war Dreh- und Angelpunkt der Luftverteidigung der Schwarzmeerflotte

"Ich weiß nicht, wie viele sie runtergebracht haben. Wir haben Hinweise gesehen, dass es Rettungsboote gab und dass einige Matrosen das Schiff verlassen konnten", sagte Kirby, ein pensionierter Konteradmiral der US-Marine. "Aber falls es von einer Rakete getroffen wurde - selbst falls es nur eine interne Explosion war, die Munition verbrannt hat, so wie es die Russen sagen - wird man wahrscheinlich an Bord Tote und Verletzte haben."

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Experten zufolge hat der Vorfall mehr als nur symbolische Bedeutung. Der Raketenkreuzer sei Dreh- und Angelpunkt der Luftverteidigung der Schwarzmeerflotte gewesen. Dass das Schiff sank - sei es nun durch einen Unfall oder eine Rakete - werde die Moral der ukrainischen Streitkräfte heben und sei zudem ein Propagandasieg für Kiew.

Ukraine drängt Scholz zu Entscheidung für Waffen

Die Forderungen an die Adresse von Kanzler Scholz nehmen zu, auch schwere Waffen in die Ukraine zu liefern. Kiew macht Druck, aber auch in der eigenen Koalition nehmen die Kontroversen an Schärfe zu. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba fordert von Bundeskanzler Olaf Scholz eine schnelle Zusage für weitere deutsche Waffenlieferungen.

"Ich hoffe, dass Scholz eine positive Entscheidung fällt", sagte Kuleba in den ARD-"Tagesthemen". Argumente gegen eine Lieferung der geforderten Waffen seien nicht stichhaltig. Aus Sicht Kulebas hätte der Krieg vermieden werden können, "wenn Deutschland früher Waffenlieferungen zugelassen hätte".

Habeck: "Putin darf nicht gewinnen"

Deutschland hat bisher - soweit es bekannt ist - vor allem Panzerfäuste, Maschinengewehre und Luftabwehrraketen sowie Stahlhelme in die Ukraine geschickt. Bei der Frage nach schweren Waffen - dazu gehören etwa Panzer - reagierte Scholz bisher ausweichend.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba fordert von Bundeskanzler Olaf Scholz eine schnelle Zusage für weitere deutsche Waffenlieferungen.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba fordert von Bundeskanzler Olaf Scholz eine schnelle Zusage für weitere deutsche Waffenlieferungen. © Michael Kappeler/dpa

Weitere Waffenlieferungen hält auch Vizekanzler Robert Habeck für notwendig. "Es müssen mehr Waffen kommen", sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wir können die Ukraine in dem Krieg nicht alleine lassen. Sie kämpft auch für uns. Die Ukraine darf nicht verlieren, Putin darf nicht gewinnen."

Auf die Frage nach Lieferung schwerer Waffen verwies Habeck aber auch auf "eine Verantwortung dafür, nicht selbst zum Angriffsziel zu werden. Das ist der Rahmen, innerhalb dessen wir alles liefern, was möglich ist." Dieser Rahmen "schließt große Panzer oder Kampfflugzeuge bisher nicht ein", fügte Habeck hinzu.

Scholz unter Druck

"Natürlich bedeutet eine Brutalisierung des Krieges auch, dass man in Quantität und Qualität der Waffenlieferungen zulegen muss. Aber das besprechen wir mit unseren europäischen Partnern und den Nato-Partnern", sagte der Wirtschaftsminister weiter.

Zügige Entscheidungen über die Lieferung auch schwerer Waffen für die Ukraine forderte die CSU im Bundestag. "Die Zeit für langwierige Ampeleien ist vorbei", sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der Deutschen Presse-Agentur. "Deutschland kann und muss deutlich mehr militärische Unterstützung leisten." Dobrindt sagte: "Es braucht eine weitere Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine auch mit schweren Waffen, geschützten Fahrzeugen und Aufklärungstechnik mit Drohnen." Diese müssten nicht nur von der Bundeswehr, sondern vor allem auch aus der Industrie heraus geliefert werden.

Vor allem Politiker von FDP und Grünen hatten Druck auf Scholz gemacht. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) war am Dienstag zusammen mit den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses und des Europaausschusses, Michael Roth (SPD) und Anton Hofreiter (Grüne), in die Ukraine gereist. Alle drei sprachen sich im Anschluss für weitere Waffenlieferungen aus. Hofreiter kritisierte zudem bei RTL: "Das Problem ist im Kanzleramt." Habeck und die Grünen-Spitze distanzierten sich von der Kritik.

Der Parlamentarische Geschäftsführer Jan Korte rügte, der "insbesondere von Grünen und FDP beförderte Weg der von Tag zu Tag stärkeren militärischen Einmischung" nehme immer bedrohlichere Ausmaße an. Scholz müsse "den Waffenexzessforderungen von Grünen und FDP Einhalt" gebieten, sagte Korte der dpa.

CIA: Russische Drohung nicht auf leichte Schulter nehmen

CIA-Chef Bill Burns warnte davor, eine Bedrohung durch den möglichen Einsatz taktischer Atombomben durch Russland nicht ernst zu nehmen. "Angesichts der möglichen Verzweiflung von Präsident (Wladimir) Putin und der russischen Führung, angesichts der bislang erfahrenen militärischen Rückschläge, kann keiner von uns die Bedrohung durch einen möglichen Einsatz taktischer Atomwaffen oder Atomwaffen geringer Sprengkraft auf die leichte Schulter nehmen. Wir tun es nicht", sagte Burns.

Selenskyj dankt Ukrainern für 50 Tage Widerstand

Der ukrainische Präsident Selenskyj dankte seinen Landsleuten für 50 Tage Widerstand gegen Russland. "Gott sei Dank, den Streitkräften der Ukraine und unserem Volk - wir haben den größten Teil unseres Landes verteidigt", sagte Selenskyj in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft. "50 Tage unserer Verteidigung sind eine Leistung. Eine Leistung von Millionen von Ukrainern."

Der ukrainische Präsident Selenskyj dankte seinen Landsleuten für 50 Tage Widerstand gegen Russland.
Der ukrainische Präsident Selenskyj dankte seinen Landsleuten für 50 Tage Widerstand gegen Russland. © -/Ukrainian Presidential Press Office/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa

Selenskyj sagte weiter, er erinnere sich an den ersten Tag der russischen Invasion in die Ukraine. "Um es milde auszudrücken: Niemand war überzeugt, dass wir bestehen würden." Viele hätten ihm empfohlen, das Land zu verlassen. "Sie haben dazu geraten, dass wir uns de facto der Tyrannei ergeben." Sie hätten aber die Ukrainer nicht gekannt und nicht gewusst, wie mutig diese seien und wie sehr sie Freiheit schätzten.

Kiew: Flixbus nimmt wieder Fahrten in die Ukraine auf

Der Busbetreiber FlixBus nimmt nach Angaben aus Kiew wieder Verbindungen in die Ukraine auf. Die Hauptstadt Kiew sowie eine Reihe anderer ukrainischer Städte würden wieder angefahren, hieß es in einer Mitteilung des ukrainischen Regierungsportals zum Zustand der Transport-Infrastruktur im Land. Unter den wieder aufgenommenen Haltestellen seien neben Kiew noch Schytomyr, Rivne, Winnytsja, Uman, Chmelnytskyj und Ternopil.

Das wird heute wichtig

Papst Franziskus wird an diesem Karfreitag den traditionellen Kreuzweg am Kolosseum in Rom feiern. Um sich gegen den Krieg in der Ukraine und gegen Waffengewalt auszusprechen, entschied der Vatikan, dass bei der 13. Station Ukrainer und Russen das Kruzifix als Friedenszeichen gemeinsam tragen werden.

Aus der Ukraine kam dafür allerdings vorab bereits Kritik - dies sei ein widersprüchliches Signal, das den Angriffskrieg der Russen nicht in den richtigen Kontext stelle. Ostermärsche für Frieden sind unter anderem in Chemnitz und Biberach geplant. In Berlin geht die Diskussion um die Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland an die Ukraine weiter.

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