Das neue Lied der Bayern: Gott mit dir, du CSU

KREUTH - Ministerpräsident Horst Seehofer schwelgt im Umfrage-Hoch und lässt die Abgeordneten die Hymne singen. Den Erfolg nimmt er bereitwillig auf seine Kappe.
Irgendwie suchte Horst Seehofer am Abend nach einem Ventil bei diesem Höhenflug seiner Partei mit 46 Prozent. „Jetzt sing’ ma doch das Bayernlied“, forderte er Fraktionschef Georg Schmid auf. Der bat die Abgeordneten sofort um Ruhe. Dann erhoben sich alle feierlich von ihren Plätzen und schmetterten los: „Gott mit Dir, du Land der Bayern.“ Aus voller Brust, so dass die Mauern des gelben Klausur-Schlösschens im Tegernseer Tal bebten - als ertönten die Trompeten von Jericho. Gott ist wieder mit der CSU.
Seehofer schnurrt wie ein Kater. Schaut her, wo ich euch hingeführt habe, bedeutet er den Abgeordneten, die ihn einfach nicht lieben wollen, mit seiner ganzen Körpersprache. Er fühlt sich bestätigt. Gewusst und gespürt habe er das ja. „Ich hab’s euch doch immer gesagt“, triumphiert er. Die CSU sei auf dem richtigen Weg - und noch viel schneller, als er gedacht habe. Erst für Ende 2011 zum CSU-Parteitag habe er mit solchen Umfrage-Ergebnissen gerechnet.
Am nächsten Morgen in seiner Grundsatzrede zelebriert er das CSU-Hoch. Dass die Christsozialen fast „30 Prozent vor der SPD“ liegen. Dass deren Fraktionschef Markus Rinderspacher nicht mal ein Drittel aller Bayern kennt. Dass die Bürger den Freien-Wählern „Null-Kompetenz“ zutrauen. Und dass die CSU nun die Grünen, die mit der SPD gleichauf liegen, attackieren müsse. Denn denen alleine traut der Wähler laut Umfrage die Kompetenz im Umweltbereich zu.
Seehofer lässt keinen Zweifel dran, dass der CSU-Erfolg sein Werk ist. Auch wenn er den schwarzen Landtagsabgeordneten Honig ums Maul schmiert: „Das ist euer Ergebnis.“ Einen erwähnte er in Kreuth nicht: Karl-Theodor zu Guttenberg, der bei der Umfrage einen Rekordwert erreichte. Irgendwie hat Seehofer bei diesem Namen eine Sperre. Er lobt: „Wir sind in Berlin gut aufgestellt, ob im Verbraucherministerium mit Ilse Aigner, oder im Bundesverteidigungsministerium.“ Dass Guttenberg mit seinem Hype die CSU beflügelt, wird tunlichst ignoriert. „Es ist doch wurscht, woher es kommt“, sinnieren manche Abgeordnete. „Hauptsache, es ist wieder alles gut.“
Der schwarze Baron befindet sich derweil auf einem Triumphzug durch ganz Bayern, beschert seiner Partei bei den Neujahrsempfängen einen Andrang wie es ihn noch nie gab. Im Memmingen sprengte der Ansturm diese Woche fast die Stadthalle. In Wolfratshausen musste Guttenbergs Auftritt in der Loisachhalle gestern sogar nach draußen übertragen werden. „Bei Seehofer wären vielleicht 200 Leute gekommen“, sagt ein Funktionär. Aber das interessiert im Moment keinen. Angela Böhm
Die Hitliste der Freistaats-Politiker
Der Jubel in der CSU war laut über die neueste Umfrage von Infratest dimap für den Bayerischen Rundfunk: Bei 46 Prozent und damit einer möglichen absoluten Mehrheit im Parlament sehen die Statistiker die CSU. SPD und Grüne liegen bei je 17, die FDP bei sechs, die Freien Wähler bei vier Prozent. Doch die Umfrage bietet noch mehr: eine Liste der Beliebtheit der bayerischen Politiker – von Platz 1 bis Platz 27:
1. K-Th. zu Guttenberg (CSU)
2. Christian Ude (SPD)
3. Barbara Stamm (CSU)
4. Ilse Aigner (CSU)
5. Beate Merk (CSU)
6. Chr. Haderthauer (CSU)
7. Joachim Herrmann (CSU)
8. Helmut Brunner (CSU)
9. Hubert Aiwanger (FW)
10. Horst Seehofer (CSU)
11. Peter Ramsauer (CSU)
12. G. Fahrenschon (CSU)
13. Siegfried Schneider (CSU)
14. Emilia Müller (CSU)
15. Markus Söder (CSU)
16. Georg Schmid (CSU)
17. Wolfgang Heubisch (FDP)
18. Theresa Schopper (Grüne)
19. Dieter Janecek (Grüne)
20. Martin Zeil (FDP)
21. Margarete Bause (Grüne)
22. Florian Pronold (SPD)
23. Markus Rinderspacher (SPD)
24. Thomas Hacker (FDP)
25. Thomas Mütze (Grüne)
26. Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP)
27. Ludwig Spaenle (CSU)