Gernot Rohr: "Ich erwarte ein Spektakel im Finale"
München - Gernot Rohr (67) spielte von 1972 bis ‘74 beim FC Bayern. Seit 2016 ist er als Trainer der nigerianischen Nationalmannschaft tätig.
AZ: Herr Rohr, wie groß ist Ihre Vorfreude vor dem Champions-League-Endspiel zwischen den offensivstarken Teams des FC Bayern und von Paris Saint-Germain?
GERNOT ROHR: Sehr groß. Es sind zwei tolle Mannschaften, die aufeinandertreffen. Dieses Endspiel gab es noch nie im Europapokal. Und auch das letzte deutsch-französische Finale liegt eine Weile zurück.
1996 war das. Sie unterlagen dem FC Bayern als Trainer von Girondins Bordeaux in zwei Spielen mit 0:2 und 1:3.
Ja, lang ist’s her. Es war schon schön, zu sehen, dass das Halbfinale ausschließlich von deutschen und französischen Klubs geprägt war. Es wird ein fröhlicher Abend am Sonntag. Mein Bruder aus Mannheim ist da, meine Neffen und Nichten. Ich freue mich drauf. Das Spiel ist vielversprechend.
Rohr: "Ich erwarte ein Spektakel"
Was für eine Partie erwarten Sie?
Beide Mannschaften sind top-besetzt, da stehen tolle Spieler auf dem Platz. Ich erwarte ein Spektakel.
Auf welche Spieler freuen Sie sich besonders?
Bei Bayern eigentlich auf die ganze Mannschaft – und auf den Trainer. Was Hansi Flick in den vergangenen Monaten geleistet hat, ist riesig. Er hat das Team transformiert, quasi von einem Tag auf den anderen. Das verdient großen Respekt. Einige Spieler wie Thomas Müller sind wieder super drauf. Ein Verdienst von Flick. Die Offensive ist mit Robert Lewandowski und Serge Gnabry stark besetzt, beide sind fantastisch vor dem Tor. Und bei Bayern sind ja auch einige Franzosen dabei, das finde ich sehr sympathisch.
Benjamin Pavard könnte nach seiner Fußverletzung wieder in die Startelf rücken. Wäre das ein Gewinn für Bayern?
Wenn Pavard zu hundert Prozent fit ist, kann er die Abwehr stabilisieren. Gegen Lyon hat man gesehen, dass es bei Bayern hinten ein paar Probleme gab. Wobei Lyon wirklich Spezialisten im Kontern in seinem Team hat. Ich denke, dass Flick darauf reagieren wird, um gegen Paris nicht zu oft ausgekontert zu werden.
Rohr: "Neymar und Mbappé muss man schon bei der Ballannahme stören"
Wie kann die Bayern-Defensive die schnellen Stürmer Neymar, Angel di Maria und Kylian Mbappé stoppen?
Das sind große Namen in der Offensive. Neymar und Mbappé muss man schon bei der Ballkontrolle stören, damit sie sich nicht drehen können. Man muss immer nah dran sein an ihnen, am besten mit mehreren Spielern. Insgesamt wäre es für Bayern gut, mit der Abwehr nicht mehr ganz so hoch zu stehen wie zuletzt. Aber das hat Flick bestimmt auch erkannt.

Haben die deutschen und französischen Vereinsmannschaften aufgeholt im internationalen Vergleich?
Bayern ist ja schon immer in der europäischen Spitze dabei, auch RB Leipzig und Borussia Dortmund können da oben mithalten. Mit Leverkusen und Gladbach sind andere Teams nicht weit weg. Frankreich hat jetzt mit PSG und Lyon für positive Schlagzeilen gesorgt. Das war wichtig, denn nach dem Abbruch der Saison im März hatte eine große Enttäuschung geherrscht. Seitdem haben sich beide Klubs voll auf die Champions League konzentriert. Das Pokalfinale (1:0 gegen St. Etienne, Anm.d.Red.) war zudem eine gute Vorbereitung für Paris.
Rohr: "Bei Hernández kann es nur besser werden"
Können die französischen Stars auf der Ersatzbank entscheidend für Bayern werden?
Der große Kader ist generell ein Vorteil für Bayern. Auch Joshua Zirkzee ist im Angriff eine gute Alternative zu Robert Lewandowski. Aber klar: Die Franzosen sind alle in der Lage, zu helfen. Und sie werden gegen PSG hochmotiviert sein. Da sind clevere Weltmeister dabei, Pavard, Lucas Hernández, Corentin Tolisso. Kingsley Coman hat in der Jugend für PSG gespielt. Das ist ein Plus.
Wird Hernández in der nächsten Saison den Durchbruch bei Bayern schaffen?
Er hatte viel Pech mit Verletzungen. Es kann nur besser werden bei Hernández. Ich wünsche es ihm.
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