1860-GAU im Grünwalder: Was passiert jetzt mit Gorenzel?
Vermutlich weiß jeder Mensch auf der Welt, wie es ist, wenn man mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Dieses Gefühl: so ein saudummer Tag! Im Fußball zeigt sich immer wieder, dass ein Verteidiger schier bei jeder Aktion wackelt. Oder ein Stürmer zum Chancentod wird. Womit nur ist dieser Auftritt der Löwen zu erklären?
"Das war ein rabenschwarzer Tag in der ersten Halbzeit, in allen Bereichen", musste selbst Sechzigs Trainer Michael Köllner nach diesem Debakel zugeben: Der 51-Jährige, zuletzt auch immer wieder Schönredner vermurkster Löwen-Spiele, fand nach dem 2:5-Desaster gegen Tabellenführer 1. FC Magdeburg glasklare Worte: "Es war katastrophal, was wir geliefert haben. Wir waren richtig bedient!"
Was für eine Abreibung für den Coach und seine Sechzger, die ja eigentlich um den Aufstieg mitspielen wollten!
1860 gegen Magdeburg: Unerklärliche Abwehrfehler
0:4 nach 30 Minuten, 0:5 zur Pause: 1860 lieferte eine kollektive Nicht-Leistung auf dem Rasen ab. Nicht nur ein Negativ-Rekord, sondern auch eine unerklärliche Aneinanderreihung von kapitalen Abwehrfehlern wie Quirin Molls Slapstick-Vorlage vor der frühen Gästeführung (1:0, 5.) durch Krempicki. Oder wie bei Krempickis zweitem Streich zum 3:0 (17.), als er durch drei, vier Sechzger-Abwehrspieler hindurchmarschierte. Wie Fabian Greilingers unfreiwilliger Doppelpass vor dem 0:4 durch Luca Schuler (29.). Zwischendurch versiebte Kapitän Sascha Mölders, der sich vor Dennis Dressels verschossenem Strafstoß einmal mehr aus der Verantwortung stahl (siehe unten), kläglich auch noch zwei beste Chancen.
Es war der GAU im Grünwalder.
Da half es auch nicht mehr, dass Greilinger (71.) und Merveille Biankadi (89.) nach der Pause Ergebniskosmetik betrieben. Magdeburg hatte ohnehin ein, zwei (oder mehr) Gänge zurückgeschaltet, sonst hätten sich die Blauen noch mehr Tore gefangen. Einzig Torhüter Marco Hiller galt es - einmal mehr - aus der Phalanx der Versager auszunehmen: Die meisten Bälle flogen ihm nur so um die Ohren, doch der Schlussmann zeigte sich zumindest wettbewerbsfähig. Ganz im Gegensatz zu den restlichen Löwen. Köllners gnadenloses Fazit, vor allem über die Abwehrleistung vor der Pause: "Das war überhaupt nicht drittligatauglich!"

Löwen-Trainer Köllner: Noch stehen die Bosse hinter ihm
Auf der Tribüne zeigten sich ebenso eindrückliche Bilder: Präsident Robert Reisinger diskutierte mit Hasan Ismaiks Investoren-Statthalter Anthony Power und Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer. Sollte dieser Unfall auf dem Rasen gar Konsequenzen fordern?
Die AZ fragte nach. "Der Trainer steht nicht zur Disposition!", stellte Reisinger klar. Später am Abend flog eine Botschaft von Ismaik mit einem ähnlichen Wortlaut herein: "Dieser heutige Tag, aber auch die Entwicklungen der letzten Monate im sportlichen Bereich, müssen aufgearbeitet werden. Trotzdem will ich betonen, dass Michael Köllner und auch die Mannschaft bei mir nicht zur Diskussion stehen."
Wird Gorenzels Vertrag verlängert?
So weit, so klar. Was beide Gesellschaftervertreter dagegen nicht erwähnten: Gilt dieses Bekenntnis auch für Sport-Boss Günther Gorenzel? Der 50-Jährige scheint nicht mehr vollen Rückenwind zu genießen. Der Vertrag des Österreichers (bis Ende Juni 2022) würde sich zum Jahreswechsel verlängern – es sei denn, man kündigt ihm...
Das letzte Heimspiel des Jahres, dann auch noch in den festlichen Weihnachtstrikots, ging gehörig schief für die Giesinger. Nun folgen die Auswärts-Auftritte beim BVB II (Samstag, 14 Uhr) und der Rückrundenstart in Würzburg (18. Dezember).
Dort gilt es zu verhindern, dass aus dem Giesinger GAU noch ein Super-GAU wird inklusive Abstiegskampf und Köpferollen.