Wie einst bei Hansi: Für Brazzo kann es diesmal eng werden

Zwischen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und Sportvorstand Hasan Salihamidzic knirscht es, mal wieder wird über die Personalpolitik gestritten. Doch diesmal könnte Brazzo Probleme bekommen.
von  Maximilian Koch
"Irgendwann musst du ins Risiko gehen": Trainer Julian Nagelsmann (links) erhöht den Druck auf Sportvorstand Hasan Salihamidzic.
"Irgendwann musst du ins Risiko gehen": Trainer Julian Nagelsmann (links) erhöht den Druck auf Sportvorstand Hasan Salihamidzic. © sampics/Augenklick

München - Der Anfang vom Ende für Hansi Flick als Trainer des FC Bayern war bereits das Katar-Trainingslager Anfang 2020, nur zwei Monate nach dem Aus für Niko Kovac und seinem Aufstieg zum Chefcoach.

Salihamidzic blieb bis heute - und damit einige Probleme von damals

Auf dem Rückflug von Doha nach München stellte Flick hoch über den Wolken klar, dass der Kader verstärkt werden müsse, um in allen Wettbewerben um die Titel mitspielen zu können. Eine These, die sich letztlich als falsch erwies, da Flick mit seinem Team das Triple holte.

Als es zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic knirschte, verabschiedete sich der Trainer. (Archivbild)
Als es zwischen Hansi Flick und Hasan Salihamidzic knirschte, verabschiedete sich der Trainer. (Archivbild) © imago images/Poolfoto UCL

 Die aber zugleich Sportvorstand Hasan Salihamidzic unter Druck setzte - und das Verhältnis der beiden nachdrücklich belastete. Eineinhalb Jahre und viele Streitereien später verließ Flick die Bayern schließlich nach sieben Titeln. Salihamidzic blieb bis heute - und damit auch gleich einige Probleme von damals.

FC Bayern: Brodelt es zwischen Nagelsmann und Salihamidzic?

Denn Flick-Nachfolger Julian Nagelsmann hat ganz ähnliche Meinungsverschiedenheiten mit Salihamidzic, wenn es um Personalfragen bei den Münchnern geht. Die "Sport Bild" berichtete am Mittwoch sogar, dass es zwischen Trainer und Sportvorstand "brodelt".

Wie einst bei Hansi - im Mai 2022 erlebt Bayern also ein Déjà-vu. Mit weitreichenden Folgen? Für den Erfolg ist es freilich nicht förderlich, wenn die beiden wichtigsten Personen im sportlichen Bereich in entscheidenden Fragen auseinanderliegen. Erst recht, wenn es zum wiederholten Male passiert.

Salihamidzic und seine interne Rolle beim FC Bayern:  Sein Vertrag läuft 2023 aus, wie es mit ihm in Zukunft weitergeht,  ist unklar.  Große Unterstützung bekommt er weiter vor allem von Förderer und Freund Uli Hoeneß, es gibt aber auch kritische Stimmen.

Am Montag erst tagte der mächtige Aufsichtsrat, um das Budget für Transfers in diesem Sommer festzulegen. Salihamidzic hat - wie schon 2021 - recht wenig finanziellen Spielraum, Nagelsmann pocht dennoch auf einige Verstärkungen.

Neben Ajax-Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui (24), dessen ablösefreier Wechsel beschlossene Sache ist, wünscht sich Nagelsmann "ein, zwei Pressingmaschinen" fürs Mittelfeld, wie er erklärte. Diese sollen Ryan Gravenberch (19) von Ajax und Konrad Laimer (24) von RB Leipzig sein.

Nagelsmann hätte gerne noch einen Innenverteidiger im Kader

Beide Spieler würde zusammen zwischen 40 und 50 Millionen Euro kosten. Kann Bayern darüber hinaus überhaupt noch investieren?

Nagelsmann hofft darauf, weil er sich einen zusätzlichen Innenverteidiger wünscht nach dem Abgang von Niklas Süle (26) zu Borussia Dortmund. Der Coach selbst hatte noch einen Versuch bei Nico Schlotterbeck (22) gestartet, um ihn zu überzeugen, doch der Nationalspieler entschied sich für den BVB - und gegen Bayern.

Nagelsmann: "Irgendwann musst du ins Risiko gehen"

Salihamidzic zögerte bei Schlotterbeck, der Sportvorstand sieht die Innenverteidigung mit Lucas Hernández (26), Dayot Upamecano (23), Tanguy Nianzou (19) und Benjamin Pavard (26) stark genug aufgestellt. Nagelsmann allerdings nicht. Auch hier besteht erhöhte Konfliktgefahr.

"Irgendwann musst du ins Risiko gehen. An diesem Punkt sind wir gerade, gut zu überlegen und zu beobachten, was auf dem Markt und in der Mannschaft passiert", sagte Nagelsmann zuletzt und erhöhte damit den Druck auf Salihamidzic und auch Vorstandschef Oliver Kahn: "Wenn ich nicht ins Risiko gehe, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, ins Halbfinale der Champions League zu kommen."

Kahn spricht vom Ziel Champions-League-Triumph

Doch genau da wollen die Münchner hin. "Diese Saison haben wir das nicht erreicht", sagte Kahn am Wochenende: "Aber glauben sie mir, wir sind dabei, wir wollen eine Mannschaft aufbauen, die die Champions League in den nächsten Jahren gewinnen kann."

Dafür allerdings braucht Nagelsmann auch einen Kader, der in der Spitze und Breite für solch hohe Ziele geeignet ist. Flick gab irgendwann auf, als er bei Salihamidzic nicht mehr weiterkam. Wie geht der Konflikt diesmal aus?

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