Wechsel vom FC Bayern zur TSG Hoffenheim: Angelo Stiller - ein Musterschüler ohne Perspektive
München - Angelo Stiller hat im Jahr 2020 eine rasante Entwicklung hingelegt. Erst im Winter wurde der gebürtige Münchner vom damaligen Trainer Sebastian Hoeneß aus der U19 zu den Amateuren hochgezogen. Der junge Sechser verlieh dem bis dahin doch etwas wilden Spiel der U23 die so wichtige Struktur, es folgte ein Durchmarsch von Platz 15 bis an die Tabellenspitze. Auch dank ihm feierte die jüngste Mannschaft der Liga am Ende sensationell die Meisterschaft.
Eigentlich taugt der Mittelfeldstratege zum absoluten Vorzeigeobjekt für die Jugendarbeit bei den Bayern. Seit seinem Wechsel vom TSV Milbertshofen im Jahre 2010 durchlief der mittlerweile 19-Jährige sämtliche Nachwuchsmannschaften beim Rekordmeister, im vor drei Jahren eröffneten Campus wurde dem Sechser mit dem feinen Fuß und dem klaren Kopf der letzte Schliff für den Profibereich verliehen.
FC Bayern: Roca und Dantas erhielten Vorzug vor Stiller
"Unser Auftrag ist es, Hansi Flick top ausgebildete Nachwuchsfußballer zur Verfügung zu stellen", erklärte Holger Seitz, derzeit U23-Trainer und ab nächstem Sommer sportlicher Leiter des millionenschweren Campus, vor einigen Monaten das Ziel der eigenen Jugendarbeit. Ob der Chefcoach auf jene Spieler zurückgreift, ist allerdings eine andere Frage.
Das musste auch Angelo Stiller erfahren. Der 19-Jährige zählt noch immer zu den Stammspielern bei den Amateuren, eine ernsthafte Perspektive für die Profis wurde ihm aber nicht aufgezeigt - im Gegenteil. Im vergangenen Meister-Sommer wurden mit Marc Roca (kam von Espanyol Barcelona) und Tiago Dantas, der auf Drängen von Flick höchstpersönlich von Benfica ausgeliehen wurde, gleich zwei hoffnungsvolle Spieler verpflichtet.
Transfer fix: Angelo Stiller wechselt vom FC Bayern zur TSG Hoffenheim
Einmal mehr stößt ein über Jahre hinweg ausgebildetes Talent beim Sprung zu den Profis also an eine gläserne Decke. Fälle wie der von Stiller sollten nach dem Aufstieg der U23 als höchste Ausbildungsmannschaft in die 3. Liga eigentlich vermieden werden. Eine wirkliche Chance bekam er nicht. Während Youngsters wie Joshua Zirkzee, Jamal Musiala oder Chris Richards immer wieder Spielzeit in der ersten Mannschaft bekamen, war für Stiller der Platz auf der Bank meist das höchste der Gefühle. Wenn überhaupt.
Im kommenden Sommer wird Stiller die Bayern daher verlassen. Schon im November soll er mangels Perspektive für die erste Mannschaft das Angebot über eine Verlängerung seines in diesem Sommer auslaufenden Vertrags abgesagt haben. Er selbst sieht seine Perspektive in der Bundesliga, wie er in der Vergangenheit betonte.
Angelo Stiller zur TSG Hoffenheim: Wiedersehen mit Sebastian Hoeneß
An Interessenten mangelte es nicht. So sollen unter anderem Werder Bremen, der VfB Stuttgart und Union Berlin Interesse an einer ablösefreien Verpflichtung haben. Am Ende erhielt die TSG Hoffenheim den Zuschlag, wie die Bayern am Montag offiziell mitteilten.
Für Stiller, der mehr als die Hälfte seines noch jungen Lebens beim Rekordmeister verbracht hatte, freilich ein Wechsel mit Wehmut. "Es war mir als gebürtigem Münchner immer eine Ehre, dieses traditionsreiche Trikot zu tragen. Ich werde meine Zeit beim FC Bayern nie vergessen und diesem Verein immer verbunden bleiben", teilte Stiller auf der Vereinswebsite mit.
Im Kraichgau freut man sich, während der Corona-Pandemie ein hochveranlagtes Mittelfeld-Juwel ablösefrei verpflichten zu können. "Angelo ist gewiss eines der spannendsten deutschen Talente im zentralen Mittelfeld", sagt Alexander Rosen, Direktor Profifußball, über den U20-Nationalspieler.

Bei der TSG Hoffenheim steht mit Sebastian Hoeneß einer seiner größten Förderer aus Bayern-Zeiten an der Seitenlinie. Dass der sich heute Bundesliga-Trainer nennen darf, hat er auch und vor allem seinem Erfolg bei den Amateuren zu verdanken. Wie wichtig Stiller dabei war, hat er sicher nicht vergessen.