Vor dem Saisonstart: Bayerns nackte Kanonen
München - Das muss man auch erst einmal hinbekommen. Die Temperaturen steigen von Tag zu Tag – und die Bayern kühlen sich runter. Auf den hitzigen Dienstag folgte beim Testturnier Audi Cup ein entspannter Mittwoch. 1:0 gegen Real Madrid. Keine Fouls, keine Scharmützel, kein angefressener Pep. Er hatte sich verwandelt in den glücklichen, smarten Herrn Guardiola. Ob aggressiver Pep oder Señor Nice Guy – er ist und bleibt Katalane. „Das war nur ein Freundschaftsspiel für uns. Aber Madrid zu schlagen, ist schon genial“, sagte er.
Die Vorbereitung ist abgeschlossen, am Sonntag (16 Uhr, Sky live) beginnt der Ernst der Saison mit der ersten Runde im DFB-Pokal beim Fünftligisten FC Nöttingen – in Wahrheit eine Lockerungsübung.
„Ich bin sehr zufrieden. Wir sind bereit“, betonte Guardiola, nicht ohne loszuwerden: „Jeder Spieler muss jeden Tag auf dem Platz alles geben.“ Und warum war er am Dienstag so zornig auf die Journalisten? „Wir haben beim 3:0 gegen Milan Wahnsinn gespielt, aber es gab keine Frage zum Fußball. Ich verstehe nicht, warum wir nicht über Fußball sprechen können.“ Okay. Gut.
Analysieren wir die Mannschaft eine Woche vor dem Bundesliga-Start am 14. August gegen den Hamburger SV. 28 Profis hat Guardiola im Kader, einige von ihnen versammelten sich am späten Mittwochabend in der Kabine um Neuzugang Arturo Vidal und den Audi Cup – oberkörperfrei. Bayerns nackte Kanonen wollen ja zeigen, was sie haben. Muckis ja, aber welche Perspektive? Wer wird wie oft spielen?
Die Führungsspieler: Nach dem Abgang von Bastian Schweinsteiger bleibt ein Tonangeber-Trio. Neben Kapitän Philipp Lahm, in der neuen Saison wieder häufiger Rechtsverteidiger, ist da Keeper Manuel Neuer als neuer Stellvertreter. Dahinter kommt Jérôme Boateng, als Abwehrchef gesetzt, und gereift, nun mehr Verantwortung zu übernehmen. Muss keiner aus diesem Trio geschont werden, kommt es immer zum Einsatz.
Die Stammspieler: Da wird es schon schwieriger. Wer ist wirklich gesetzt? Und wenn ja, auf welcher Position? Arturo Vidal wurde fürs Zentrum geholt. Der Chilene soll ein Stoppschild für die Gegner rund um den Mittelkreis setzen. Auch David Alaba findet immer seinen Platz in der Top-Elf. Ob links hinten, im linken Mittelfeld oder ganz zentral. Zur Kategorie Stammspieler gehört noch Arjen Robben, der nach seinem Comeback samt Tor in Wolfsburg wegen muskulärer Probleme beim Audi Cup geschont werden musste. Selbiges gilt für Thiago, der am Donnerstag-Training wieder teilnahm. Der Spanier soll Vidals Mittelfeldpartner werden, zuständig dafür, den Gegner mit Kunst zu beeindrucken. Und solange Franck Ribéry wegen seiner leidigen Sprunggelenksverletzung ausfällt, schlüpft der Gewinner der Vorbereitung in seine Rolle auf Linksaußen: Douglas Costa. Guardiola zeigte sich von den Qualitäten des Neuzugangs „ein bisschen überrascht“: Der Neue sei „Wahnsinn“. Thomas Müller lobte Speed-Dribbler Costa als „hochmotorisiert“.
Die Viel-Spieler: Eben dieser Müller bestreitet fast jede Partie, aber Stamm ist er auch nicht. Genauso wenig wie Mario Götze. Müller ist Peps Super-Super-Lieblingsauswechselspieler, Götze sein Super-Super-Lieblingseinwechselspieler. Ebenfalls kein Stamm, aber dennoch zum engsten Kreis gehören: Robert Lewandowski, Medhi Benatia, Xabi Alonso, Juan Bernat und Rafinha. Womöglich schafft es auch Peps neuer Schwarm Joshua Kimmich in diese Kategorie.
Die Wenig-Spieler: Sebastian Rode sowie Pierre-Emile Höjbjerg haben es schwer, am Mittelfeld-Trio Vidal, Thiago, Alonso und Kimmich vorbeizukommen. Ein paar Einwechslungen sind aber drin. Ebenso für die Rekonvaleszenten Javi Martínez, Holger Badstuber und Dante, die allesamt um Plätze in der Defensive kämpfen.
Die Fast-Nie-Spieler: Die Torhüter und Neuer-Stellvertreter Sven Ulreich sowie Tom Starke, Rekonvaleszent Jan Kirchhoff und die Talente Gianluca Gaudino, Sinan Kurt und Julian Green. Für das Trio wäre eine Ausleihe ratsam. Der 17-jährige Fabian Benko dagegen kam auch beim Audi-Cup zum Einsatz. Ein großes Mittelfeld-Talent. Und Pep liebt Mittelfeldspieler.
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