Rode, Kimmich und Co: Bayerns Mentalitätsmonster

Bayern-Trainer Pep Guardiola lässt seine Mannschaft rotieren – und die Reservisten um Rode und Kimmich sorgen für ein deutliches 3:0 gegen Darmstadt. „Wir können auch auf diese Spieler stolz sein“, sagt Sammer.
von  Patrick Strasser
Bayerns Torschütze in Darmstadt: Sebastian Rode.
Bayerns Torschütze in Darmstadt: Sebastian Rode. © firo/augenklick

Darmstadt - Der Weg zur vierten Meisterschaft hintereinander, zur dritten von Trainer Pep Guardiola, ist steinig. Dieses Bild blieb hängen bei Bayerns Zeitreise in die 80er Jahre, ins liebenswerte „Böllenfalltor“-Stadion in Darmstadt, das die Bayern mit 3:0 gewannen. Der Spanier schüttelte sich während der Partie Kieselsteine aus den edlen Lederschuhen, eingefangen im Innenraum. Das „Bölle“ mit seinen lediglich 17.000 Plätzen kennt keinen roten Teppich. Hier sind Arbeiter gefragt, hochgekrämpelte Ärmel.

Also stellte Guardiola seine Monster auf, seine „Mentalitätsmonster“. Der Begriff stammt von Sportvorstand Matthias Sammer. Er meinte die zweite Garde, angeführt von Sebastian Rode, Torschütze und Vorlagengeber. „Wir können auch auf diese Spieler stolz sein, eine Mannschaft besteht in aller erster Linie auch aus diesen Spielern“, lobte Sammer, „die kannst du Tag und Nacht aufstellen.“ Zur Atmosphäre meinte Bayerns Sportvorstand: „Wir fühlen uns sauwohl hier, weil es ein bisschen Fußballromantik ist.“

Die Partie bei Aufsteiger Darmstadt war eine Zwischenstation zwischen dem Champions-League-Auftakt bei Olympiakos Piräus (3:0) und dem Top-Spiel in der Bundesliga am Dienstag gegen Vizemeister VfL Wolfsburg (20 Uhr, Sky live). Daher die Groß-Rotation von Guardiola (fünf Neue). Die Ersatzbank mit Philipp Lahm, Thiago, Javi Martínez, Xabi Alonso und Thomas Müller war die wohl international erfahrenste und ablösetechnisch teuerste Sitzgruppe der Welt. Die zweite Gardedurfte sich beweisen.

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Es war ein Spiel fürs prima Klima. Joshua Kimmich und Kingsley Coman kamen zu ihrem Startelf-Debüt für Bayern, Coman traf im erst dritten Einsatz zum 2:0. Selbst mit der jüngsten Liga-Startelf (24,9 Jahre) der Ära Guardiola dominierten die Bayern: 91,9 Prozent Passquote, 81 Prozent Ballbesitz. Die Superstars wie Müller goutierten die Pause: „Wir haben einen großen Kader, da müssen wir schauen, dass jeder Spiel den Spaß behält. Egal, wer bei uns reinkommt, derjenige gibt immer alles.“ Die Weltstarbank jubelte stets mit.

„Die Geschichte des FC Bayern hat immer wieder gezeigt, dass du solche Spieler wie Jeremies oder Salihamidzic einfach brauchst“, meinte Sammer, „solche Spieler sind der Kitt zwischen den Elementen, sie halten alles zusammen.“

Der Kleber des Tages hieß Sebastian Rode, zuvor war der 24-Jährige seit Saisonbeginn nur auf acht Pflichtspielminuten gekommen. „Jeder Fußballer will unbedingt spielen, aber wenn man sieht, wer bei Bayern auf dem Platz steht, ist es nicht so einfach reinzukommen“, sagte er, „.da muss man auf seine Chance warten. Ich habe wieder gezeigt, dass ich’s auch kann. Das freut mich ungemein.“

Dennoch wird am Dienstag gegen den VfL Wolfsburg wieder Thiago für Rode spielen und Xabi Alonso für Kimmich („Ich freue mich über jeden Einsatz, über jede Minute“). Zurück auf die Wartebank: das Schicksal der Mentalitätsmonster. „Natürlich macht sich so ein Spieler Gedanken, ob er eine Chance hat“, sagte Ex-Kapitän Oliver Kahn bei „Sport1“, „beim FC Bayern ist schon jede Trainingseinheit so intensiv, dass sie dich weiter bringt.“ Nur einmal startete Bayern besser in eine Spielzeit: in der Triplesaison 2012/13, damals war das Torverhältnis noch um zwei Treffer besser. Nun kommt Wolfsburg. „Das wird ein ganz anderes, ein sehr schwieriges Spiel“, meinte Müller, der mit dem wieder genesenen Robert Lewandowski stürmen wird.

Sammer sieht das Wolfsburg-Spiel pragmatisch: „Wir haben ein Heimspiel und wollen gewinnen.“ Keinerlei Revanchegelüste nach den beiden Pleiten in diesem Jahr bei den Wölfen? Sammer: „Nein, das zweite Spiel war eigentlich ein Unentschieden, ein Elfmeterschießen kannst du immer verlieren. Nach dem Trainingslager in Katar haben wir uns wie in 1001 Nacht auf dem Platz bewegt und dann ein paar hinter die Löffel bekommen.

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