Nach dem großen Musiala-Schock beim FC Bayern: Kommt es bei Müller zur sensationellen Wende?
Jamal Musiala, der Zehner, der Offensiv-Freigeist, die Abteilung Kreativität fällt mit einer schweren Verletzung lange aus, wohl bis zum Ende der Hinrunde. Würde es da nicht naheliegen, doch noch einmal mit Thomas Müller zu sprechen? Der Raumdeuter war in seinem 756. – und wohl letzten – Pflichtspiel für den FC Bayern beim 0:2 im Viertelfinale der Klub-WM gegen Paris Saint-Germain in der 80. Minute eingewechselt worden, hatte in der Nachspielzeit noch einen Elfmeter bekommen, der dann nach VAR-Check zurückgenommen würde. Seine letzte, wirklich allerletzte Ballberührung im Bayern-Trikot.
Oder doch nicht? Bahnt sich eine sensationelle Wende an? Könnte der 35-Jährige nun doch bleiben, als Back-up? Eventuell für ein halbes Jahr und dann Anfang 2026 zu Bayerns Partner-Klub Los Angeles FC in die US-Liga wechseln? Die Saison der MLS wird nach dem Kalenderjahr gespielt, beginnt Ende Februar. Könnte aufgehen.
"Es fühlt sich für mich unangenehm an", sagte Müller darauf angesprochen und meinte zu einem Reporter: "Ich verstehe, dass du die Frage stellst, deswegen sage ich nicht, dass sie geschmacklos ist. Jeder kann sich seine Gedanken machen, ich will sie Richtung Jamal richten und würde mir wünschen, dass wir aufpassen, dass wir nicht irgendwelche geschmacklosen Diskussionen führen, nachdem sich jemand verletzt hat. Mir ist es bewusst, dass es mein letztes Spiel war."
Bayern stellte Müller Verlängerung in Aussicht – und verwehrte sie ihm dann
Es klang nicht so, als sei wirklich das allerletzte Wort gesprochen. Doch Ehrenpräsident Uli Hoeneß müsste schon weit über seinen Schatten springen, um Müller doch noch einen Kurzzeit-Vertrag anzubieten. Unwahrscheinlich, aber nicht unrealistisch.

Und zweitens: Will die Vereinslegende, der seinen so emotionalen Abschied im Mai in der Allianz Arena gefeiert hatte, wirklich weitermachen, obwohl man ihm im Winter zunächst eine Vertragsverlängerung in Aussicht gestellt hatte und dann auf Initiative von Hoeneß doch verwehrt hat? Wohl kaum. Eine Frage des Stolzes, auf beiden Seiten. Dennoch: War's das noch nicht mit Müller?
Müller-Verbleib bei Bayern? Das sagt Max Eberl
Auf Nachfrage meinte Eberl eine knappe Stunde nach dem Spiel gegen PSG zu einem möglichen Müller-Comeback: "Das war bis vor ein paar Minuten nicht in meinem Kopf, nicht in unserem Kopf, nicht in unserem Gedanken. Wir haben noch gar nicht darüber gesprochen." Was auch kein klares Nein war. Der Sportvorstand war emotional, sagte dazu: "Ich kann jetzt hier doch keine strukturelle Kaderplanung machen." Aber in den nächsten Tagen und Wochen, wenn die Mannschaft einen dreiwöchigen Urlaub antritt bis zum Beginn der Saisonvorbereitung. "Ich werde arbeiten", betonte Eberl.
Er hat viel zu tun. In der Offensive kann Kompany in der Hinrunde der kommenden Saison lediglich planen mit: Mittelstürmer Harry Kane, dem variablen Offensivspieler Serge Gnabry, der laut interner Analyse als Neuner- oder Zehner-Ersatz infrage kommt, sowie Michael Olise und Kingsley Coman. Wie Gnabry galt auch der Franzose einst als Verkaufskandidat. Vor dem PSG-Spiel sagte Hoeneß: „Kingsley Coman hat mir bislang sehr gut gefallen, auch Gnabry zeigt sich verbessert.“
Setzt Bayern jetzt auf seine Talente?
Kommt nicht von ungefähr. Beide wollen ihre gut dotierten Verträge (Gnabry bis 2026, Coman bis 2027) erfüllen. Dazu Eberl am Samstag in Atlanta: „Wir haben nie gesagt, dass wir Coman verkaufen wollen.“ Bleibt die Frage, ob die Bayern abgesehen von ihrem Transfer-Ziel Nummer eins, Nick Woltemade, nun noch einen weiteren Linksaußen verpflichten wollen – und das auch finanziell gestemmt bekommen.
Die Alternative: Auf die Jugend setzen. Etwa auf Paul Wanner, letzte Saison an Heidenheim ausgeliehen. Nun interessieren sich Werder Bremen und der VfB Stuttgart für eine Leihe über ein Jahr. Ohne Müller, Sané und – verletzungsbedingt – Musiala könnte der 19-jährige Wanner bei Bayern tatsächlich mehr Spielzeit erhalten und reifen. Ebenso das große Talent aus der U19, Lennart Karl. Der 17-Jährige, ebenfalls Linksfuß, bestritt bei der Klub-WM sein erstes Pflichtspiel für den FC Bayern.
Viel Arbeit für Eberl. Er wird einen langen Atem brauchen – womöglich bis zum Ende der Transferperiode Anfang September.