Musialas Verletzung ist Müllers Chance beim FC Bayern: Mehr Raum für den Raumdeuter
München - Die Faktenlage ist diese: Jamal Musiala hat am Mittwoch einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel erlitten, wird das Spiel gegen die Augsburger am Sonntag verpassen und auch eine Woche später bei Borussia Mönchengladbach (2. September) aussetzen müssen.
Die Suche nach der erhofften Stammformation ist aus Sicht von Bayern-Trainer Thomas Tuchel damit erst einmal wieder auf Eis gelegt, denn Musiala war und ist uneingeschränkter Stammspieler. Eine fixe Elf oder zumindest 13, 14 Fast-Immer-Spieler sind für Tuchel das Ziel, "weil ich glaube, dass uns das guttut". Die Realität ist meist eine andere.
FC Bayern: Viele Optionen für Trainer Thomas Tuchel nach Ausfall von Jamal Musiala
Und so gilt es, für das bayerische Derby einen Ersatz für "Bambi" zu finden, so rufen die Mitspieler den 20-jährigen Kreativkopf. Tuchel könnte es sich leicht machen und den in Bremen kurzfristig wegen Hüftbeschwerden absenten Serge Gnabry auf die rechte Außenbahn schicken und Leroy Sané von dort ins Zentrum auf die Musiala-Stelle. Oder, um dem Gegner noch mehr Aufgaben mitzugeben: Sané auf die Zehner-Position, aber Gnabry auf Linksaußen, Kingsley Coman auf Rechtsaußen.
Wer ersetzt Musiala zumindest nominell? Genau 51 Stunden und zwei weitere Trainingseinheiten vor Anpfiff meinte Tuchel auf die Frage, ob nicht Thomas Müller der passende Ersatz für Musiala sei: "Kann sein, kann aber auch sein, dass Serge Gnabry spielt oder Ryan Gravenberch." Letzter, bisher in den Pflichtspielen, im Supercup gegen RB Leipzig und bei Werder ohne jede Einsatzminute, wäre eine dicke Überraschung.
FC Bayern im Heimspiel gegen den FC Augsburg: Ersetzt Thomas Müller Jamal Musiala?
Also nicht Müller, oder was? In seiner – zumindest laut Vertrag – letzten Saison bei seinem Herzensverein lechzt der Urbayer nach seinem ersten Saisoneinsatz in der Startformation. In Bremen hatte er ein Kurzcomeback ab der 84. Minute gegeben, dabei Sané das 3:0 passgenau aufgelegt. Der 33-Jährige sei "ein sehr belebendes, gutes Element" gewesen, so Tuchel.
Man dürfe jedoch nicht vergessen, dass Müller weite Teile der Vorbereitung, inklusive der Asien-Reise, wegen der anhaltenden Hüftproblematik verpasst hatte. Der Oldie habe aber keine Luft für 90 Minuten. Tuchel erklärte die zwei Optionen: "Die Frage wird sein: Wollen wir Thomas am Anfang auf dem Platz haben? Thomas könnte beginnen. Ich glaube aber nicht, dass er durchspielen könnte."
Heißt: Entweder beginnen und nach circa 60 Minuten raus oder eben nach einer Stunde als Joker reinkommen. Eben als belebendes Element. Danach sieht es eher aus. Es könnte Müllers Rolle in dieser Saison sein. Wenn der Gegner müde gespielt ist, wenn die Ordnung durch Wechsel durcheinandergerät, dann schlägt die Stunde des Tausendsassas. Mehr Raum für den Raumdeuter, der nicht minder wichtig, aber eben auch nicht jünger wird.
Thomas Tuchel über Müller: "Er ist auf einem komplett neuen Level"
Das Wichtigste: dass der Körper bei Müller mitspielt. "Er fühlt sich gut, ist schmerzfrei. Das spürt man auch im Training", verglich Tuchel den aktuellen Müller mit dem von vor einigen Wochen. "Er ist auf einem komplett neuen Level, weil er sich frei fühlt." Und dennoch sind eben Musiala und Sané in der Hierarchie der zentralen, offensiven Spieler vor ihm.
"Leistungstechnisch gibt es aktuell sehr wenig Grund zu wechseln", betonte Tuchel. Die englischen Wochen beginnen für die Bayern erst nach der Länderspiel-Pause im September mit dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (15.9). Wenn wieder mehr rotiert werden muss, könnte Müllers Stündlein schlagen. Bis dahin ist Müller vor allem als Integrationsbeauftragter gefragt - für alle Neuzugänge und ganz speziell für seinen neuen Spezl Harry Kane.