Musiala und Co.: Warum die Länderspiele für die Bayern-Stars so wichtig sind
München - Max Gablonsky war der Allererste. Kennen Sie nicht? Gablonsky, von allen "Gaberl" gerufen, war ein Pionier – der erste DFB-Auswahlspieler des FC Bayern überhaupt. Beim 0:3 der Deutschen gegen Belgien am 16. Mai 1910 in Duisburg bestritt Gablonsky sein erstes von vier Länderspielen. Kurios: Weil erst am Vortrag das Endspiel um die Meisterschaft ausgetragen wurde, hatte der DFB bis eine Stunde vor Spielbeginn nicht genügend Spieler für die Startelf. Man fragte ein paar Zuschauer, die einsprangen. Unter den Umständen ein achtbares 0:3.
Musiala könnte am Donnerstag sein Länderspieldebüt feiern
Das kann am Donnerstag, in Duisburg, nicht passieren. Aus doppeltem Grund: Erstens sind wegen der Corona-Pandemie keine Fans in der Arena gestattet. Zweitens hat Bundestrainer Joachim Löw 26 Profis für den Start in die WM-Qualifikation nominiert. Was passieren kann: Mit Jamal Musiala, seit knapp einem Monat volljährig, könnte schon gegen Island (20.45 Uhr, RTL) zum Auftakt des Länderspiel-Dreierpacks der nächste Bayern-Akteur sein Länderspieldebüt feiern.
Musiala (Mutter Deutsche, Vater Nigerianer, aufgewachsen zum Teil in London) war im November während der letzten Länderspiel-Periode noch zwei Mal für die englische U21 aufgelaufen, erzielte sein erstes Tor. Und sein letztes im Dress der Briten. Mit nur einer einzigen Sekunde im Trikot des DFB im Rahmen der drei anstehenden Pflichtspiele könnte er sich als A-Nationalspieler "festspielen", wie es im Verbandsjargon heißt, dürfte danach den Verband nicht mehr wechseln.
Spielt Musiala? Löw will nichts überstürzen
DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht in Musiala ein "außergewöhnliches Talent", Bundestrainer Joachim Löw will jedoch "nichts überstürzen". Ein Kurzeinsatz, ob diesen Donnerstag, am Sonntag in Rumänien oder nächste Woche Mittwoch gegen Nordmazedonien gilt jedoch als sicher. Sonst hätte man ja nicht so extrem um Musialas Entscheidung pro DFB kämpfen müssen.
Reinschnuppern und sein Debüt feiern, damit sind Musialas "to do's" für seine erste Einladung zum Nationalteam umrissen. Helfen wird ihm ein Sixpack an Teamkollegen aus München, deren EM-Ticket im Gegensatz zu Musiala bereits sicher sein dürfte. Die AZ-Übersicht:
Manuel Neuer (34): Der DFB-Kapitän will seine Länderspiele 97 bis 99 bestreiten und hat noch lange nicht fertig. Seinen Abschied aus der Nationalelf wird der Torhüter nicht mit dem von Löw im Anschluss an die EM verknüpfen. "Ich mache es davon abhängig, wie es meiner Gesundheit geht und wie ich sportlich drauf bin. Das hat mit dem Abgang von Jogi Löw nichts zu tun. Ich brauche das Gefühl, gebraucht zu werden." Wird er, als klare Nummer eins.
Niklas Süle (25): Der Innenverteidiger fällt für das Island-Spiel wegen einer Zerrung im linken Oberschenkel aus, Rückkehr ungewiss. Dabei wollte er nach dem schrecklichen 0:6 im November in Spanien, als er zur Pause ausgewechselt wurde, sein Standing in der DFB-Abwehr festigen.
Joshua Kimmich (26)/Leon Goretzka (26): Das Duo bildet bei Bayern den Maschinenraum des Spiels, das Zentrum. Da Toni Kroos (Real Madrid) aufgrund von schwerwiegenden Adduktoren-Problemen für die drei WM-Qualispiele ausfällt und abreisen musste, bleibt der aktuell bärenstarke Ilkay Gündogan (Manchester City) als Konkurrent. Sechser Kimmich, der seine Erkältung überwunden hat, könnte gegen Island mit dem offensiveren Achter Goretzka und Zehner Gündogan das Mittelfeld bilden.
Leroy Sané (25)/Serge Gnabry (25): Gemeinsam mit Chelseas Timo Werner soll das offensive Duo mit zuletzt stabiler Topform den Dreierangriff bilden. Im Normalfall sind Gnabry (17 Länderspiele, 14 Tore!) und Sané (25/6) gesetzt.
Noch ein Schwenk zu Gablonsky: Bayerns erster Nationalspieler lernte übrigens damals in Duisburg eine Hotelierstochter kennen – seine spätere Frau. Wird nicht leicht für Musiala in diesen Tagen...