Interne Kritik an FC-Bayern-Boss: Druck auf Eberl wird immer größer

München - Es fing ja alles schon im Sommer 2024 an. Max Eberl, Bayerns Sportvorstand, der bei der Trainersuche erst im x-ten Anlauf mit Vincent Kompany fündig geworden war, hatte sich in einen neuen Abwehrchef verknallt.
Leverkusens Doublesieger Jonathan Tah sollte die Münchner Defensive verstärken, es gab Gespräche, Tah wäre auch gern zu Bayern gewechselt. Allein: Der Aufsichtsrat war von Anfang gegen den Transfer, sah durch Tah keine Qualitätssteigerung, sondern vor allem eine weitere finanzielle Belastung. Und so stoppte das Kontrollgremium, das jede Investition von mehr als 50 Millionen Euro durchwinken muss, den Deal.

Zuvor hatte Aufsichtsrat und Ehrenpräsident Uli Hoeneß die Kaderplaner Eberl und Sportdirektor Christoph Freund bereits öffentlich ausgebremst mit dem Satz, dass der FC Bayern "keinen Geld-Scheißer" habe.
FC Bayern München: Diese Vorwürfe werden intern gegen Max Eberl erhoben
Das saß. Und wenn man es herunterbrechen will, sind die Probleme aus dem Sommer 2024 Anfang April 2025 noch genau die gleichen. Eberl gibt aus Sicht des mächtigen Aufsichtsrats zu viel Geld aus, er kommuniziert zu wenig mit den Oberbossen und startet zu oft Alleingänge. Das war übrigens schon vor der Tah-Personalie so.
Denn auch bei der Trainersuche ließ die interne Absprache zu wünschen übrig. Von einer möglichen Rückholaktion Julian Nagelsmanns waren längst nicht alle Bayern-Entscheider überzeugt. Im Gegenteil: Es gab heftigen Gegenwind. Eberl probierte es trotzdem vehement bei Nagelsmann – und holte sich eine öffentliche Absage ab.

Nach etwas mehr als einem Jahr Eberl beim FC Bayern ist die Situation nun schon so verfahren, dass sogar über ein vorzeitiges Aus im Sommer spekuliert wird. Eberls Vertrag läuft bis 2027, doch nach AZ-Informationen gibt es im Aufsichtsrat schon seit einiger Zeit Gedankenspiele, wie man die sportliche Führung neu aufstellen könnte.
Bei den Vertragsverlängerungen konnte Eberl den Sparkurs nicht umsetzen
Auch die kostspieligen Vertragsverlängerungen mit Jamal Musiala, Alphonso Davies und Joshua Kimmich sind nicht nach dem Wunsch der Bosse verlaufen, sie haben – so der Vorwurf – erstens zu lange gedauert und waren zweitens zu teuer. Dabei hatte Eberl den klaren Auftrag erhalten, zu sparen.
"Wir müssen aufpassen. Inzwischen sind auch wir mit unserer Gehaltssituation ziemlich weit oben in Europa, um international konkurrenzfähig zu bleiben", sagte Hoeneß vor einigen Wochen im AZ-Interview: "Unser Festgeldkonto ist gerade nicht mehr so üppig, wie es mal war." Daher wäre es umso wichtiger, eigene Spieler aus dem Nachwuchs ins Profiteam zu integrieren.

Doch auch in diesem Punkt kommt Bayern unter Eberl nicht entscheidend voran.
Gerüchte um Rangnick und Gomez beim FC Bayern
Was nun? Sportdirektor Freund, so hört man, wird zugetraut, Eberls Posten einzunehmen, wenn Bedarf bestünde. Der Österreicher gilt als loyaler Teamplayer, kommunikativ stark, hochprofessionell. Freund wäre die hauseigene Lösung. Doch die Münchner schauen auch nach links und rechts. Sowohl mit Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick als auch mit Mario Gomez, dem Technischen Direktor bei Red Bull Soccer und früheren Bayern-Stürmer soll gesprochen worden sein. Konkret wurde es in beiden Fällen angeblich bislang nicht.
Zunächst muss die Eberl-Frage beantwortet werden: Bekommt er in der Sommer-Transferperiode noch eine Chance, Gehälter einzusparen und Spieler wie Serge Gnabry oder Kingsley Coman zu verkaufen? Oder geht Bayern einen anderen Weg?
Was auffällig ist: Zuletzt war CEO Jan-Christian Dreesen entscheidend am Abschluss der Vertragsgespräche mit Musiala und Kimmich beteiligt.