FC Bayern in der Krise: Lässt Vorstandsboss Kahn jetzt Salihamidzic fallen?

Pokal futsch, aus der Königsklasse so gut wie raus und die Bundesliga ist auch kein Selbstläufer mehr: Die AZ erklärt, was Bayerns Abschied vom Henkelpott für Meisterschaft, Kader, Trainer und Bosse bedeuten würde.
Patrick Strasser |
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Aus drei mach eins – oder auch nix? Mit dem fast schon geplatzten Champions-League-Traum bleibt für Thomas Müller (M.) und die Bosse Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn wohl nur noch die Meisterschaft.
Aus drei mach eins – oder auch nix? Mit dem fast schon geplatzten Champions-League-Traum bleibt für Thomas Müller (M.) und die Bosse Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn wohl nur noch die Meisterschaft. © imago,dpa/Fotomontage: Tanja Sachse/AZ

München - Der Himmel über München ist seit Tagen grau und trüb. Kaum einmal kommt die Sonne durch die April-Wolken und wenn doch mit ihr die Hoffnung – für wenige Momente. Sinnbildlich für die Stimmung an der Säbener Straße: Bedeckt, grau in grau. Die Aussichten alles andere als rosig. Kein Wetter für Gipfelstürmer. "Du kommst nur auf den Berg, wenn du Schritt für Schritt gehst", sagt Bayern-Trainer Thomas Tuchel, der dieses Bild für die nötige Aufholjagd gebrauchte, um hinzuzufügen: "Es macht keinen Sinn, die ganze Zeit zum Gipfel zu schauen."

Thomas Müller: "Vielleicht ist ja was Magisches möglich"

Die Bayern brauchen ein in ihrer über 60-jährigen Europapokal-Geschichte nie geschafftes Wunder, sie müssen ein 0:3 im Heimspiel am Mittwochabend (21 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker) aufholen. Dazu kommt: Manchester City verlor unter Trainer Pep Guardiola nur dreimal mit drei oder mehr Treffern Differenz. "Vielleicht ist ja was Magisches möglich", hat Thomas Müller gesagt, "wir wissen, dass im Fußball schon ganz andere Dinge passiert sind." Sie müssen allerdings nicht den Fröttmaninger Berg (75m) unweit der Allianz Arena an der nördlichen Stadtgrenze erklimmen, sondern die Zugspitze aller Turnarounds.

Innerlich haben sich wohl alle Beteiligten an der Säbener Straße schon mit dem dritten Viertelfinal-Aus in der Champions League hintereinander abgefunden. Solch eine Anti-Serie gab es zuletzt 2009. Was würde dieser Einschnitt bedeuten, da bereits das Ziel DFB-Pokalsieg vor zwei Wochen in der Freiburger Gegenwehr zerfiel und die Meisterschaft nach zehn größtenteils souveränen Zieleinläufen diesmal von der – mal bissigen, mal zahnlosen – Dortmunder Borussia angeknabbert wird?

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Welche Auswirkungen hätte der endgültige Abschied vom Traumziel Henkelpott?

Für die Meisterschaft: Das Wehklagen dürfte nur von kurzer Dauer sein, schließlich will es Bo Svensson mit seinen starken Mainzern am Samstag seinem Lehrmeister und Ex-Trainer Tuchel ("Ohne Thomas wäre ich nicht da, wo ich bin") zeigen und um einen Europapokal-Platz fighten. Insgesamt sechs Spieltage stehen noch an. Es geht gegen Teams, die gegen den Abstieg kämpfen (Hertha, Schalke) oder um die Champions-League-Qualifikation (Leipzig).

Einzig Bremen und Köln trudeln im Niemandsland der Tabelle und scheinen für die wankelmütigen Bayern eine Bank. In der Theorie. Zwei Punkte Vorsprung gegenüber dem BVB sind dünnes Eis, wobei die Borussen auch mit sich selbst zu kämpfen haben.

Für den Kader: Dessen Struktur ist porös, der Kader unausgeglichen zusammengestellt, da für die erste Elf – abgesehen vom langzeitverletzten Lucas Hernández – lediglich 13, 14 Feldspieler für zehn Positionen infrage kommen. Haben einige Säulen wie Upamecano, Davies, Goretzka, Gnabry, Musiala und Mané wie derzeit Formtiefs, wackelt das gesamte Gebilde bedenklich. Tuchel hätte bei einem deutlichen Ausscheiden mehr Argumente für einen radikaleren Umbruch obwohl außer bei den Leihspielern Cancelo und Blind im Sommer kein Vertrag ausläuft.

Lässt Vorstandsboss Kahn jetzt Salihamidzic fallen?

Für den Trainer: Geholt, um die unter Vorgänger Julian Nagelsmann gefährdeten Saisonziele zu retten, wäre Tuchels Image trotz des schwierigen, weil urplötzlichen Einspringens in der heißesten Phase der Saison, angeknackst. Die Bosse haben ihn als "best choice" auserkoren, ihm einen Vertrag bis 2025 gegeben. Mit wegweisenden Transfers (ein hochkarätiger Mittelstürmer, ein weiterer Sechser/Achter neben dem fixen Zugang Konrad Laimer, Nagelsmanns Wunschspieler), einer Rückkehr von Torhüter Manuel Neuer in früherer Form und Klasse und einer richtigen Sommer-Vorbereitung auf seine erste richtige Saison darf Tuchel nahezu von null beginnen.

Für die Bosse: Hier droht ein Hauen und Stechen, da der komplette Misserfolg auch dem Wirken der Führungsetage zugeschrieben wird. Lässt Vorstandsboss Oliver Kahn dann Sportvorstand Hasan Salihamidzic oder – als kleineres Opfer – Marco Neppe, den Technischen Direktor, fallen? Stimmt der Aufsichtsrat einem derartigen Schwarze-Peter-Spiel zu? Einer der Fürsprecher von Salihamidzic ist seit jeher Uli Hoeneß, als Ehrenpräsident Mitglied im Aufsichtsrat.

Gelingt trotz der Aussichtslosigkeit doch der Halbfinal-Einzug, wird man in Zukunft wohl ehrfurchtsvoll von jenem 19. April 2023 als dem Urknall der TT-Ära in München sprechen.

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  • brauxtnix am 19.04.2023 17:24 Uhr / Bewertung:

    Der Aufsichtsrat muss Khan und Salihami feuern. Beide sind nicht in der Lage, den FCB zu führen und positive Entscheidungen zutreffen.

  • Frieslandlöwe am 19.04.2023 17:24 Uhr / Bewertung:

    Der Himmel über München ist seit jeher nicht grau, nicht rot sondern blau … ELIL … ihr habt “Probleme”, ein Witz, backt mal kleinere Brötchen… trotzdem alles Gute heute Abend gegen ManCity.

  • Südstern7 am 19.04.2023 17:15 Uhr / Bewertung:

    Als der Präsident Hoeneß aufhörte hat er noch flugs seinen ehemaligen Schafkopfpartner Brazzo als Manager installiert. Es wäre die Sache des CEO gewesen seine Führungs-Mannschaft zusammen zu stellen. Lahm durfte nicht in den Aufsichtsrat, der hätte das Hoeneß-Prinzip hinterfragt. Da hat man lieber den braven, pflegeleichten Brazzo genommen.

    Salihaidzic fehlt das Gespür für Stimmungen im Verein und bei den Fans. Die Spieler, die er kriegt, haben klangvolle Namen, es zeigt sich aber, dass diese keine Verbindung zur Mannschaft und zum Verein finden. Legionäre eben denen es egal ist, wo sie ihre Gehälter einstreichen. In den Interviews oder JHV's betonen die Verantwortlichen immer ganz stolz, dass Spieler ausgewählt werden, die zum Verein passen. Aber diese Zeiten sind vorbei. Wir sind beliebig geworden und der Kader austauschbar.

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