Der FC Bayern ist vor dem PSG-Rückspiel personell und nervlich am Anschlag

Der ersatzgeschwächte FC Bayern kommt gegen Union Berlin nicht über ein 1:1 hinaus, das Team ist genervt vom Zoff der Bosse. Präsident Hainer geht "fest davon aus", dass Flick seinen Vertrag erfüllt.
von  Maximilian Koch
Die Bayern um Jamal Musiala, Thomas Müller, Javi Martínez und Joshua Kimmich (v.l.) sind auf der letzten Reserve.
Die Bayern um Jamal Musiala, Thomas Müller, Javi Martínez und Joshua Kimmich (v.l.) sind auf der letzten Reserve. © Augenklick

München - Als die Bayern-Ärzte nach 30 Minuten zum angeschlagenen Kingsley Coman eilten, stand Hasan Salihamidzic von der Trainerbank auf, drehte sich um und schaute sorgenvoll in Richtung der Ersatzspieler. Dort auf der Tribüne fand Bayerns Sportvorstand vor allem Amateure und müde Stars vor, die für das Champions-League-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain geschont werden sollten. Salihamidzic verzog die Lippen und drehte sich wieder weg.

Eine vermaledeite Woche für den FC Bayern

Immerhin hielt Coman bis zur Halbzeit durch, ehe Leroy Sané für ihn eingewechselt wurde. Doch am Ende reichte es für die extrem ersatzgeschwächten Münchner nur zu einem 1:1 gegen Union Berlin. Ein Ergebnis, das zu dieser vermaledeiten Woche passte. "Wenn du 1:0 führst und dann so ein Gegentor bekommst, ist das schwer zu akzeptieren", sagte Trainer Hansi Flick: "Es sind eher zwei verlorene Punkte." Jamal Musiala hatte Bayern nach einem hübschen Solo-Lauf im Strafraum in Führung gebracht (68.), Unions Joker Marcus Ingvartsen traf spät zum 1:1 (86.).

Ärgerlich: Dem Ausgleich ging ein vermeintlich falscher Einwurf voraus, bei dem die Münchner Abwehr pennte. Zudem gab es Diskussionen, ob der Ball zuvor überhaupt im Aus gewesen war. "Wir könnten darüber jetzt diskutieren, das werde ich aber nicht machen", erklärte Flick: "Ich konzentriere mich auf die Dinge, die ich selber beeinflussen kann." Und da hat der Coach aktuell ja genug zu tun.

Nur noch fünf Punkte Vorsprung auf Leipzig

Der Bayern-Vorsprung auf RB Leipzig (4:1 in Bremen) beträgt nur noch fünf Punkte, am kommenden Samstag müssen die Münchner bei den starken Wolfsburgern antreten. Und dazwischen liegt die nicht ganz unwichtige Partie in Paris, bei der nach dem 2:3 im Hinspiel eine Schlacht zu erwarten ist.

Wird die Liga im Endspurt wieder spannend? Bayerns Personallage spricht dafür, genauso die Unruhe im Umfeld. Die Risse zwischen Flick und Salihamidzic scheinen so riesig zu sein, dass sie nicht mehr zu kitten sind. Ein Klub am Anschlag – sportlich wie nervlich. Das zeigte auch Flicks Auftritt am Samstag.

Kein Flick-Kommentar zum Konflikt mit Salihamidzic

Fragen zum Konflikt mit Salihamidzic und seiner Bayern-Zukunft wich der Trainer erneut aus und entgegnete mehrmals nur: "Nächste Frage." Als Flick auf Manuel Neuers Wunsch nach mehr Ruhe angesprochen wurde, sagte er genervt: "Meinen Sie, mir macht das Ganze Spaß?" Seinen Standpunkt, dass der von Salihamidzic zusammengestellte Kader qualitativ schwächer sei als in der vergangenen Saison, unterstrich Flick: "Ich wollte damit einfach dokumentieren, wie geil diese Mannschaft ist und welche Mentalität sie hat."

Mannschaft ist genervt vom Zoff der Bosse

Genau diese Mannschaft ist inzwischen übrigens ziemlich genervt vom Zoff der Bosse. Alle Verantwortlichen täten gut dran, "ein bisschen die Glut zu löschen", forderte Thomas Müller. Kapitän Neuer meinte: "Die Nebengeräusche sind nicht schön." In der Mannschaft sei der Zwist kein großes Thema, allerdings auch nicht "vonnöten", sagte der Torhüter: "Ich denke, dass Hansi Flick der richtige Trainer für uns ist. Wir freuen uns, wenn es so weiter geht."

Wenn – oder eher: falls. Denn die Tendenz geht in die Richtung, dass Bayern ab Sommer einen neuen Trainer braucht. Weil es mit Salihamidzic immer wieder knirscht. Präsident Herbert Hainer verteidigte am Sonntag in der Sendung "Sky 90" die Einkaufspolitik des Sportvorstands und meinte zum Streit zwischen Salihamidzic und Flick: "Sie müssen kein Liebespaar sein, sondern professionell zusammenarbeiten – und das machen sie. Wir wollen mit beiden arbeiten." Beide hätten das "Bayern-Gen". Er gehe deshalb "fest davon aus", ergänzte Hainer, dass Flick seinen bis 2023 laufenden Vertrag bei Bayern erfüllen werde. Abwarten.

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Kann Goretzka gegen Paris spielen?

In Paris soll trotz der Führungs- und Personalkrise der Einzug ins Halbfinale gelingen. Die gegen Union ausgewechselten Jérôme Boateng (Knieprobleme), Musiala (Krämpfe) und Coman (Schlag aufs Wadenbeinköpfchen) stehen wohl zur Verfügung.

Offen ist das Mitwirken von Lucas Hernández und Leon Goretzka. Er habe, sagte Flick, "mehr Hoffnung bei Lucas. Bei Leon dürfen wir kein Risiko eingehen, weil es eine muskuläre Verletzung ist." Am Sonntag joggte Goretzka an der Säbener Straße, seine Dynamik würde Bayern enorm helfen. "Wir haben noch zwei Tage und dann müssen wir schauen, dass wir am Dienstag um 21 Uhr bereit sind, für ein großes Spiel und dann hoffentlich ins Halbfinale einziehen", sagte Flick. Sein Schlusswort: "Wir sind guter Dinge."

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