Politischer Aschermittwoch: Die fiesesten Sprüche

Es wird gewettert, geätzt, verspottet - Beim politischen Aschermittwoch geht es am Mittwoch richtig zur Sache. Hier gibt's die besten Sprüche unserer Politiker von den Kundgebungen.
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"Eine Nation der Hanswurste", "öde in der Bude", "Mister Dosenpfand" - am politischen Aschermittwoch fliegen bei den Parteien die Fetzen. Die besten Sprüche von den Kundgebungen zum Durchklicken!
Marijan Murat/Armin Weigel/Sebastian Widmann/dpa 20 "Eine Nation der Hanswurste", "öde in der Bude", "Mister Dosenpfand" - am politischen Aschermittwoch fliegen bei den Parteien die Fetzen. Die besten Sprüche von den Kundgebungen zum Durchklicken!
CSU-Chef Horst Seehofer attackierte in Passau den SPD-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl: „Steinbrück ist kein Finanzfachmann. Er ist der Schuldenkönig von Deutschland!" Bezogen auf Steinbrücks umstrittene Rede-Honorare sagte Seehofer weiter: "Sein Lebensmotto ist offensichtlich: Jedem das Seine und mir das Meiste."
Sebastian Widmann/Wolfgang Kumm/dpa 20 CSU-Chef Horst Seehofer attackierte in Passau den SPD-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl: „Steinbrück ist kein Finanzfachmann. Er ist der Schuldenkönig von Deutschland!" Bezogen auf Steinbrücks umstrittene Rede-Honorare sagte Seehofer weiter: "Sein Lebensmotto ist offensichtlich: Jedem das Seine und mir das Meiste."
Harten Tobak gab es für Steinbrück auch von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Der SPD-Spitzenkandidat sei „verbiestert“. „Vielleicht liegt es daran, dass er jetzt das Gegenteil von dem
vertreten muss, was er früher gesagt hat“, sagte Schäuble. Zu Steinbrücks Stolperfallen in den vergangenen Wochen, etwa dessen Aussagen zum Kanzlergehalt, sagte der Finanzminister: „Manchmal kommt es einem schon komisch vor. Also es gibt ja nicht mehr viele Fettnäpfchen.“
Marijan Murat/Wolfgang Kumm/dpa 20 Harten Tobak gab es für Steinbrück auch von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Der SPD-Spitzenkandidat sei „verbiestert“. „Vielleicht liegt es daran, dass er jetzt das Gegenteil von dem vertreten muss, was er früher gesagt hat“, sagte Schäuble. Zu Steinbrücks Stolperfallen in den vergangenen Wochen, etwa dessen Aussagen zum Kanzlergehalt, sagte der Finanzminister: „Manchmal kommt es einem schon komisch vor. Also es gibt ja nicht mehr viele Fettnäpfchen.“
Auch Stoiber ätzte gegen die SPD - sein Ziel: Münchens OB und SPD-Spitzenkandidat für die bayerische Landtagswahl, Christian Ude.  „Beim Thema Dynamik denkt man nicht unbedingt an den Münchner OB“, sagte Stoiber und ging bezüglich der Bayern-SPD noch weiter: Zwar sei er auch schon alt, habe aber "immer noch mehr politische Fantasie und Energie als dieser müde Haufen der bayerischen Opposition.“
Sebastian Widmann/dpa/Lukas Barth/dapd 20 Auch Stoiber ätzte gegen die SPD - sein Ziel: Münchens OB und SPD-Spitzenkandidat für die bayerische Landtagswahl, Christian Ude. „Beim Thema Dynamik denkt man nicht unbedingt an den Münchner OB“, sagte Stoiber und ging bezüglich der Bayern-SPD noch weiter: Zwar sei er auch schon alt, habe aber "immer noch mehr politische Fantasie und Energie als dieser müde Haufen der bayerischen Opposition.“
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück konterte kurz und knapp aus Vilshofen: "Da sitzt eine kleine radikale Minderheit in Passau."
Andreas Gebert/dpa/Joerg Koch/dapd 20 SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück konterte kurz und knapp aus Vilshofen: "Da sitzt eine kleine radikale Minderheit in Passau."
Auch FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle wetterte gegen die SPD. Mit Blick auf die parallel
stattfindende Kundgebung der SPD in Vilshofen sagte er im niederbayerischen Dingolfing: „Willst du Öde in der Bude, hol dir Steinbrück, Pronold und Ude.“
Armin Weigel/dpa/Lukas Barth/dapd 20 Auch FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle wetterte gegen die SPD. Mit Blick auf die parallel stattfindende Kundgebung der SPD in Vilshofen sagte er im niederbayerischen Dingolfing: „Willst du Öde in der Bude, hol dir Steinbrück, Pronold und Ude.“
Gegen die SPD ging es auch von Bayerns FDP-Vorsitzender und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger:  „Der Fasching geht dieses Jahr weiter! Es ist Wahljahr!“ sagte sie. Die SPD habe ihrem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück die Narrenkappe aufgesetzt: Er müsse jetzt allenthalben das Gegenteil von dem sagen, was er bisher vertreten habe.
Armin Weigel/Wolfgang Kumm/dpa 20 Gegen die SPD ging es auch von Bayerns FDP-Vorsitzender und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: „Der Fasching geht dieses Jahr weiter! Es ist Wahljahr!“ sagte sie. Die SPD habe ihrem Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück die Narrenkappe aufgesetzt: Er müsse jetzt allenthalben das Gegenteil von dem sagen, was er bisher vertreten habe.
Gegen CSU-Chef Seehofer wetterte SPD-Landesvorsitz Florian Pronold (links):  „Ich hab bisher gedacht, der Guttenberg sei der beste Plagiator der CSU – aber ich muss anerkennen, wenn's ums Abschreiben geht, hat Horst Seehofer die Nase vorn.“ Und auch die FDP bekam ihr Fett weg, als Pronold prophezeite: „Ich bin mir sicher, dass ich beim nächsten Politischen Aschermittwoch nicht mehr über die FDP sprechen muss. (...) Die FDP ist flüssiger als Wasser, sie ist überflüssig.“
Andreas Gebert/Sebastian Widmann/Armin Weigel/dpa 20 Gegen CSU-Chef Seehofer wetterte SPD-Landesvorsitz Florian Pronold (links): „Ich hab bisher gedacht, der Guttenberg sei der beste Plagiator der CSU – aber ich muss anerkennen, wenn's ums Abschreiben geht, hat Horst Seehofer die Nase vorn.“ Und auch die FDP bekam ihr Fett weg, als Pronold prophezeite: „Ich bin mir sicher, dass ich beim nächsten Politischen Aschermittwoch nicht mehr über die FDP sprechen muss. (...) Die FDP ist flüssiger als Wasser, sie ist überflüssig.“
Auch Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl Jürgen Trittin lästerte über die schwarz-gelbe Koalition. In Landshut sagte er: „Wenn sich Union und FDP für bürgerlich halten, dann ist das ungefähr so wahrhaftig wie die Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg, dem Felix Krull aus Oberfranken.“ Damit spielt Trittin auf Thomas Manns Roman "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" an (erschienen 1954).
Stefan Puchner/Sebastian Widmann/Armin Weigel/dpa 20 Auch Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl Jürgen Trittin lästerte über die schwarz-gelbe Koalition. In Landshut sagte er: „Wenn sich Union und FDP für bürgerlich halten, dann ist das ungefähr so wahrhaftig wie die Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg, dem Felix Krull aus Oberfranken.“ Damit spielt Trittin auf Thomas Manns Roman "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" an (erschienen 1954).
Der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, kritisierte in Deggendorf die Politik zum Berliner Flughafen und „Stuttgart 21“: „Wir sind auf dem Weg zur Bananenrepublik. Wir können keinen Flughafen bauen, wir können keinen Bahnhof bauen. Wir sind dabei, eine Nation der Hanswurste zu werden, wenn wir weiter so regiert werden.“
Victoria Bonn-Meuser/Patrick Seeger/dpa/Ronny Hartmann/dapd 20 Der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, kritisierte in Deggendorf die Politik zum Berliner Flughafen und „Stuttgart 21“: „Wir sind auf dem Weg zur Bananenrepublik. Wir können keinen Flughafen bauen, wir können keinen Bahnhof bauen. Wir sind dabei, eine Nation der Hanswurste zu werden, wenn wir weiter so regiert werden.“
Hinterrücks machte sich die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, über die FDP lustig und sagte: „Wer böse Witze über die FDP hören will, muss nach Karlsruhe fahren, dort spricht Dirk Niebel.“ Damit spielte sie auf die anhaltende Kritik des FDP-Politikers Niebel an seiner eigenen Partei an.
Felix Käsle/Uli Deck/dpa 20 Hinterrücks machte sich die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, über die FDP lustig und sagte: „Wer böse Witze über die FDP hören will, muss nach Karlsruhe fahren, dort spricht Dirk Niebel.“ Damit spielte sie auf die anhaltende Kritik des FDP-Politikers Niebel an seiner eigenen Partei an.
Auch an CSU-Chef Horst Seehofer ließ die Grünen-Spitzenkandidatin kein gutes Haar:  „Zwei bis drei Milliarden Euro sind zu viel für die Betreuung des Schreikindes Horst Seehofer", sagte Göring-Eckhardt in Biberach zu den Kosten des Betreuungsgeldes, das die schwarz-gelbe Koalition eingeführt hat.
Felix Käsle/dpa 20 Auch an CSU-Chef Horst Seehofer ließ die Grünen-Spitzenkandidatin kein gutes Haar: „Zwei bis drei Milliarden Euro sind zu viel für die Betreuung des Schreikindes Horst Seehofer", sagte Göring-Eckhardt in Biberach zu den Kosten des Betreuungsgeldes, das die schwarz-gelbe Koalition eingeführt hat.
Dieser Kommentar war fast schon abzusehen: „Ich hatte wirklich vor, mich heute in ein Dirndl zu zwängen. Dann aber hat mich der Mut verlassen. Ich habe nämlich gehört, Rainer Brüderle soll heute hier in der Nähe sein", stichelte die stellvertretende Bundesvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, in Tiefenbach bei Passau.
Stephan Goerlich/dapd/Armin Weigel/dpa 20 Dieser Kommentar war fast schon abzusehen: „Ich hatte wirklich vor, mich heute in ein Dirndl zu zwängen. Dann aber hat mich der Mut verlassen. Ich habe nämlich gehört, Rainer Brüderle soll heute hier in der Nähe sein", stichelte die stellvertretende Bundesvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, in Tiefenbach bei Passau.
„Mao trifft Dosenpfand. Der Don Blech der deutschen Politik", lästerte FDP-Bundestagsfraktionschef Rainer Brüderle in Dingolfing über Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin.
Armin Weigel/Stephanie Pilick/dpa 20 „Mao trifft Dosenpfand. Der Don Blech der deutschen Politik", lästerte FDP-Bundestagsfraktionschef Rainer Brüderle in Dingolfing über Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin.
Daran knüpfte Bayerns Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident Martin Zeil an und lästerte über die Grünen:  „Und dann das neue Traumpaar in Berlin: Jürgen Trittin und Claudia Roth. Ratio und leidenschaftliche Betroffenheit. Er: Das personifizierte Dosenpfand, sie die Grande Dame jeder Sexismus-Debatte. Die wollen uns ja auch noch vorschreiben, ob wir einen Schweinebraten essen dürfen.“
Armin Weigel/dpa/Joerg Sarbach/dapd 20 Daran knüpfte Bayerns Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident Martin Zeil an und lästerte über die Grünen: „Und dann das neue Traumpaar in Berlin: Jürgen Trittin und Claudia Roth. Ratio und leidenschaftliche Betroffenheit. Er: Das personifizierte Dosenpfand, sie die Grande Dame jeder Sexismus-Debatte. Die wollen uns ja auch noch vorschreiben, ob wir einen Schweinebraten essen dürfen.“
Zu einer möglichen neuen Alleinregierung der CSU in Bayern wetterte Zeil:  „Wenn die unter sich sind, wenn die wieder allein das Sagen haben, fangen die wieder an mit ihrem selbstherrlichen Getue und ihrer bürgerfremden Machthaberei. Dann müssen wir nach Jahren wieder kommen und ausmisten und aufräumen, wie wir das jetzt fünf Jahre lang gemacht haben.“
Armin Weigel/dpa/Joerg Koch/dapd 20 Zu einer möglichen neuen Alleinregierung der CSU in Bayern wetterte Zeil: „Wenn die unter sich sind, wenn die wieder allein das Sagen haben, fangen die wieder an mit ihrem selbstherrlichen Getue und ihrer bürgerfremden Machthaberei. Dann müssen wir nach Jahren wieder kommen und ausmisten und aufräumen, wie wir das jetzt fünf Jahre lang gemacht haben.“
Auch gegen die wegen Plagiatsvorwürfen zurückgetretene Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) teilte Sahra Wagenknecht (Linke) zum politischen Aschermittwoch aus und hackte dabei auch erneut gegen Brüderle:  „Frauenversteher Brüderle hätte Familienminister werden sollen. Aber er hat ja noch Chancen. Die momentane Amtsinhaberin ist schließlich Doktor und gehört damit zur Höchstrisikogruppe dieser Bundesregierung.“
Stephan Goerlich/dapd/Michael Kappeler/dpa 20 Auch gegen die wegen Plagiatsvorwürfen zurückgetretene Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) teilte Sahra Wagenknecht (Linke) zum politischen Aschermittwoch aus und hackte dabei auch erneut gegen Brüderle: „Frauenversteher Brüderle hätte Familienminister werden sollen. Aber er hat ja noch Chancen. Die momentane Amtsinhaberin ist schließlich Doktor und gehört damit zur Höchstrisikogruppe dieser Bundesregierung.“
Zum BayernLB-Debakel lästerte Freie-Wähler-Bundesvorstand Aiwanger in Deggendorf:  „Wir dürfen diesen Leuten keinen Kugelschreiber mehr in die Hand geben. Gebt ihnen in jede Hand eine Weißwurst, dann können sie nichts kaputt machen.“
Victoria Bonn-Meuser/dpa/Lennart Preiss/dapd 20 Zum BayernLB-Debakel lästerte Freie-Wähler-Bundesvorstand Aiwanger in Deggendorf: „Wir dürfen diesen Leuten keinen Kugelschreiber mehr in die Hand geben. Gebt ihnen in jede Hand eine Weißwurst, dann können sie nichts kaputt machen.“
Bei den Grünen in Biberach regte sich Fraktionschefin Renate Künast über die Reformpläne von Umweltminister Peter Altmaier (CDU) zum Erneuerbare-Energien-Gesetz auf. Seine Vorschläge seien ein „richtiges Täuschungsmanöver“, so Künast.  Außerdem hielt sie Altmaier vor, er wolle bis zur Schließung der Wahllokale bei der Bundestagswahl im September Konfusion verbreiten, damit niemand merke, „dass es keine Konzeption gibt.“
Felix Kistle/dpa/Adam Berry/dapd 20 Bei den Grünen in Biberach regte sich Fraktionschefin Renate Künast über die Reformpläne von Umweltminister Peter Altmaier (CDU) zum Erneuerbare-Energien-Gesetz auf. Seine Vorschläge seien ein „richtiges Täuschungsmanöver“, so Künast. Außerdem hielt sie Altmaier vor, er wolle bis zur Schließung der Wahllokale bei der Bundestagswahl im September Konfusion verbreiten, damit niemand merke, „dass es keine Konzeption gibt.“
Zum Rücktritt des Papstes ließ Hubert Aiwanger (Freie-Wähler-Chef) ebenfalls einen sticheligen Kommentar ab: „Es wird nicht lange dauern, dann wird Stoiber seine Ansprüche anmelden. Er wird sagen, der Posten muss in Bayern bleiben.“
Victoria Bonn-Meuser/dpa/Johannes Simon/dapd 20 Zum Rücktritt des Papstes ließ Hubert Aiwanger (Freie-Wähler-Chef) ebenfalls einen sticheligen Kommentar ab: „Es wird nicht lange dauern, dann wird Stoiber seine Ansprüche anmelden. Er wird sagen, der Posten muss in Bayern bleiben.“

Es wird gewettert, geätzt, verspottet - Beim politischen Aschermittwoch geht es am Mittwoch richtig zur Sache. Hier gibt's die besten Sprüche unserer Politiker von den Kundgebungen - und was dahinter steckt! 

Berlin/Passau/Demmin – „Schuldenkönig“ Steinbrück, Wahlverlierer CDU, schwarz-gelbe Bildungsfinanzierer – gut ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl haben sich die Parteien beim Politischen Aschermittwoch mit derben Sprüchen auf den Wahlkampf eingestimmt. Ein Faktencheck:

Seehofer kontra Steinbrück:CSU-Chef Horst Seehofer sagt über SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück: „Als Bundesfinanzminister hat er seinem Nachfolger Wolfgang Schäuble einen Rekordschuldenstand von 80 Milliarden übergeben. Steinbrück ist kein Finanzfachmann, er ist der Schuldenkönig der Bundesrepublik Deutschland.“ Ist das korrekt?

Die reine Zahl stimmt grob, ist aber nicht einmal die halbe Wahrheit. Die meisten Schulden hat bisher CDU-Amtsinhaber Schäuble gemacht. Im Kampf gegen die Finanz- und Wirtschaftskrise brachte die damalige große Koalition unter Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Finanzminister Steinbrück mehrere Konjunkturpakete auf den Weg. Der kurz vor der Bundestagswahl 2009 verabschiedete Haushaltsentwurf Steinbrücks für 2010 sah neue Schulden von 85,8 Milliarden Euro vor.

Ein neuer Plan von Schwarz-Gelb sah dann neue Schulden von 80,2 Milliarden Euro vor – doch so schlimm wurde es nicht, weil die Wirtschaft anzog. Am Ende nahm der Bund 2010 mit rund 44 Milliarden Euro so viele neue Schulden auf wie nie zuvor – Schäuble ist seither Rekordmeister beim Schuldenmachen. Davor lag der Rekord bei knapp 40 Milliarden Euro im Jahr 1996 – verantwortlich: der damalige Finanzminister Theo Waigel (CSU).

Seehofer wirft Steinbrück auch vor: „In Nordrhein-Westfalen hat er in drei Jahren als Ministerpräsident mehr Schulden aufgenommen als Bayern in der gesamten Nachkriegsgeschichte.“ Stimmt das?

Nein, wenn man die Entwicklung der Kreditmarktschulden von NRW im betreffenden Zeitraum und den aufgelaufenen Schuldenstand Bayerns vergleicht. Die NRW-Kreditmarktschulden stiegen laut Statistischem Bundesamt zwischen Ende 2002 und Ende 2005 von rund 88,47 Milliarden Euro auf 108,93 Milliarden Euro. Insgesamt also um 20,46 Milliarden Euro. Bayern wies Ende 2011 aber Schulden von 28,7 Milliarden Euro aus. Seehofers Vergleich stimmt bei dieser Sicht also nicht. Allerdings: Der NRW-Schuldenstand 2011 überstieg mit 180 Milliarden Euro den Bayerns dann doch deutlich.

Steinbrück kontra CDU:  Steinbrück sagt, die CDU habe die vergangenen zwölf Landtagswahlen hintereinander verloren. Das ist weder im Hinblick auf die Regierungschefs in den Ländern noch auf die Wahlergebnisse der CDU so haltbar. Bei den jüngsten Wahlen ist die CDU in Sachsen-Anhalt (2011) und im Saarland (2012) an der Regierungsspitze geblieben. Schaut man auf die letzten zwölf Landtagswahlen, hat die CDU zwar achtmal Wähler verloren, jedoch 2009 in Brandenburg (+0,4 Prozent), 2011 in Rheinland-Pfalz (+2,4) und Berlin (+2,0) sowie 2012 im Saarland (+0,7) auch Stimmen hinzugewonnen.

Steinbrück behauptet zudem: „Die Spaltung des Arbeitsmarktes schreitet in Deutschland voran. Acht Millionen Menschen werden inzwischen – wie es verbrämend dargestellt wird – atypisch beschäftigt. ... Acht Millionen, das sind 20 bis 25 Prozent der arbeitenden Bevölkerung.“ Korrekt?

Im Grundsatz ja. Das Statistische Bundesamt errechnete für 2011, von insgesamt 23,7 Millionen abhängig Beschäftigten befänden sich 7,9 Millionen in ungesicherten, sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen. Davon seien 2,8 Millionen befristet, rund 5 Millionen in Teilzeit und 2,7 Millionen geringfügig angestellt gewesen. 775 000 Menschen arbeiteten in Zeitarbeit.

Merkel zu Bildung und Bankenabgabe: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt, noch nie habe eine Bundesregierung so viel Geld für Bildung und Forschung ausgegeben. Ist das korrekt?

Das ist nur die halbe Wahrheit. Die milliardenschweren Ausgabensteigerungen wurden mit der großen Koalition von Union und SPD bereits ab 2005 eingeleitet, unter anderem mit dem Pakt für Forschung, dem Hochschulpakt für zusätzliche Studienplätze und der Fortführung der Exzellenzinitiative zur Förderung der Spitzenforschung. Schwarz-Gelb setzte diese Politik fort und musste dann noch das vom Bundesverfassungsgericht erzwungene Bildungspaket für die Hartz-IV-Kinder finanzieren.

Merkel sagt zudem: „Wir sind die ersten, die eine Bankenabgabe eingeführt haben.“ Ist das korrekt?

Eine Bankenabgabe wurde im Oktober 2010 vom Bundestag beschlossen. Damit gehört Deutschland in der Eurozone zu den Vorreitern. Aber zumindest Schweden war schneller. Es verlangt seit 2009 eine geringe Abgabe für Banken.

Brüderle zum Arbeitsmarkt in Bayern: Der FDP-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Rainer Brüderle, sagt: „Dank (FDP-Landeswirtschaftsminister) Martin Zeil ist Bayern Vollbeschäftigungsland.“ Richtig?

Selbst nach FDP-Definition trifft das nicht zu. Zeil versteht unter Vollbeschäftigung eine Arbeitslosenquote unter drei Prozent. Er selbst hat eine Vollbeschäftigung für ganz Bayern bis zum Jahr 2015 angekündigt. Nach Zeils Angaben hatten im September 2012 erst 51 der 96 Kreise und kreisfreien Städte im Freistaat eine Arbeitslosenquote unter drei Prozent erreicht. Offiziell lag der Anteil der arbeitslosen Menschen im Januar 2013 bei 4,4 Prozent.

 

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