Tram-Westtangente verzögert sich: Stunk im Münchner Westen

Der Laimer Bezirksausschuss und die SPD sind sauer auf das Mobilitätsreferat: Die Tram-Westtangente verzögert sich um mindestens ein Jahr.
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Weil breitere Bahnen auf der Fürstenrieder Straße fahren sollen, könnten neue Lärmgutachten notwendig sein.
Weil breitere Bahnen auf der Fürstenrieder Straße fahren sollen, könnten neue Lärmgutachten notwendig sein. © imago images/Ralph Peters

München - Josef Mögele ist wütend. Seit fast vier Jahrzehnten ist der Sozialdemokrat Chef des Laimer Bezirksausschusses und fast ebenso lange kämpft er für eine neue Tramlinie, die den Westen besser erschließen soll: Die Tram-Westtangente soll am Romanplatz in Neuhausen beginnen, über die Fürstenrieder Straße in Laim verlaufen und an der Aidenbachstraße in Sendling enden.

Neue Tramlinie im Münchner Westen: Fertigstellung könnte ein Jahr länger dauern

Eigentlich sollte die neue Strecke 2026 nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt sein – zumindest hieß es das zuletzt. Denn Termine standen bereits viele im Raum – beschlossen hat der Stadtrat das Projekt nämlich bereits 2013.

Doch nun könnte sich das Ganze um mindestens noch ein Jahr verzögern. So geht es aus Unterlagen hervor, die das Mobilitätsreferat vor Kurzem an den Laimer Bezirksausschuss versendet hat.

Mögele rechnet allerdings damit, dass es noch länger dauern könnte. "Bis das alles fertig wird, brauchen wir gar keine Bahn mehr, dann fliegen in München wahrscheinlich schon Flugtaxis", sagt Mögele am Telefon. Er fürchtet, dass die Stadt mit den gesamten Planungen noch einmal von vorne beginnen muss.

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Laimer BA-Chef Mögele: "Mich hat es fast vom Stuhl runtergehauen"

Denn die Stadt will auf der Strecke, die in der Mitte der Fürstenrieder Straße verlaufen soll, größere Trambahnen einsetzen als bislang geplant. Bisher war ein Achsabstand von 2,90 Meter vorgesehen. Dieser Abstand soll sich auf 3,05 Meter verbreitern. Das führt allerdings zu anderen Lärmwerten.

Die Stadt geht nicht davon aus, dass sich deshalb die Ansprüche auf Schallschutz verändern. Allerdings müssen die Unterlagen aktualisiert werden.

"Mich hat es fast vom Stuhl runtergehauen, als ich das gelesen habe", sagt Mögele. "Schallschutzgutachten kosten einen Haufen Geld und fressen viel Zeit. Mir kommt es fast so vor, als wollten ein paar Leute die Straßenbahn torpedieren."

Radentscheid könnte Tramlinien-Bau weiter verzögern

Zu einer weiteren Verzögerung könnte der Radentscheid führen, fürchtet Mögele. Mit ihm hat sich die Stadt dazu verpflichtet, breitere Radwege zu bauen. Weil die Planungen für die Tram aber schon älter sind als dieser Beschluss, muss das Ganze an verschiedenen Stellen noch einmal überarbeitet werden. Denn Autospuren sollen keine wegfallen.

Mögele ist es ein Rätsel, wie das alles auf die Fürstenrieder Straße passen soll. "Das geht eigentlich nur, wenn man an der Seite Häuser abreißt." Der BA-Chef fordert deshalb, dass die Stadt bei ihrem ursprünglichen Plan bleiben und auf breitere Radwege und breitere Trambahnen verzichten sollte.

Schließlich werde der Bau der neuen Tramstrecke ohnehin komplex: Die Strecke auf der Fürstenrieder Straße führt über die Lindauer Autobahn. Die Brückenkonstruktion muss zuerst aber aufwendig in Stand gesetzt werden. So schildern es Mögele und auch der Verkehrsexperte der SPD-Stadtratsfraktion Nikolaus Gradl.

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Auch Gradl hält die Verzögerung für völlig inakzeptabel: "Wir sind entsetzt über den um zwei Jahre verlängerten Zeitplan." Gradl hofft, dass es die Verwaltung doch noch schafft, den Prozess zu beschleunigen. "Mobilitätsreferat, Baureferat und MVG müssen so zusammenarbeiten, dass die Anwohner nicht eine Dauerbaustelle bekommen."

Vom Mobilitätsreferat, das die neue Rathauskoalition erst in dieser Legislatur ins Leben rief, ist Gradl allerdings schon jetzt enttäuscht: "Wir haben das Mobilitätsreferat gegründet in der Hoffnung, die Verkehrswende zu beschleunigen."

Doch stattdessen ziehen sich viele Projekte in die Länge. Den Luxus, es durch Überarbeitungen jedem Recht machen zu wollen, kann sich München nicht mehr leisten, findet Gradl.

"Wir brauchen bei Tram- und U-Bahn-Planung weniger Bürokratie und mehr Gründergeist wie im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972. Damals wurde von Hans-Jochen Vogel in wenigen Jahren die U-Bahn-Infrastruktur für die Zukunft gebaut."

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41 Kommentare
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  • gubr am 26.11.2021 06:33 Uhr / Bewertung:

    Na ja, ich habe die Busse selten voll gesehen aber Ok. Dass die Ubahn teuerer ist will ich nicht bestreiten aber das Geld muss man auch in die Hand nehmen wenn man weg vom Auto will. Das mit der Bauzeit ist leider deutsche Realität, andere Länder lachen sich kaputt drüber. Anstatt man aber hier ansetzt und die Bau-, Plan-, Genehmigunsgs- und Gerichtsverfahrenzeiten verkürzt lenht man sich zurück und baut eine Tram. Stellen sie sich einmal vor, hätte man immer so gedacht wie Sie, dann hätte München noch keine Ubhan und keine S-Bahn sondern nur Tram-Bahnen. Dann wären Ihre Trams aber voll.

  • Hosenband am 26.11.2021 17:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von gubr

    Danke für Ihre Antwort, ich vermute, der Kommentar war an mich gerichtet. Die Planungszeiten sind zu lange, vollkommen richtig, und Geld in die Hand nehmen muss man auch, korrekt.
    Dass man dort keine U-Bahn baut, hat natürlich auch mit der bestehenden Netzstruktur zu tun und damit, dass man die U-Bahnen im besten Falle bis an die Außenäste der S-Bahn baut, statt sie innerstädtisch zu Tangen zu "verbiegen". Darauf weiter einzugehen, würde aber den Kommentar sprengen.

  • huraxdax am 25.11.2021 12:13 Uhr / Bewertung:

    Was hat das eigentlich mit der Aussage über breitere Achsen zu bedeuten? Entweder ist das ein Missverständnis, oder der komplette Irrsinn. Verkehrsmittel sollen doch eigentlich auch möglichst flexibel einsetzbar sein. Macht für mich keinen Sinn, eine neue Linie mit breiteren Schienen zu bauen, wenn dann die Fahrzeuge nicht auch auf anderen Linien fahren können.

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