Neues Quartier in Obersendling: Alle wollen mehr Wohnungen
Obersendling - Für Obersendling ist es eine Chance: Die Industriebrache um die Machtlfinger Straße wird zum neuen Gewerbe- und Wohnquartier. Investor Horus Sentilo, hinter der die Münchner Salvis-Gruppe steht, möchte ein lebendiges Misch-Quartier mit 5.000 Arbeitsplätzen und 220 Wohnungen bauen, teils sozial gefördert. Dazu kommen Restaurants, Sportanlagen, eine Disco, ein kleiner Quartiersplatz sowie eine Kultur- und Markthalle - damit rund um die Uhr Leben nach Obersendling kommt. Streitpunkt sind drei 80 Meter hohe Hochhäuser. In einem soll ein Hotel eröffnen.
Viele wünschen sich Orientierung an den "Sternhochhäusern"
Am Dienstag lehnten die Lokalpolitiker vom Bezirksausschuss 19 diese Planung mehrheitlich ab. Aufreger sind die Hochpunkte - ohne eine geltende Hochhausstudie.
Die Obersendlinger sind vertraut mit dem Anblick der markanten Sternhochhäuser dort. Schöne Proportionen, intelligente Grundrisse: Die Wohnhochhäuser von 1954 gelten als architektonisch wertvoll und sind nur 51 Meter hoch. "Würde man sich von der Höhe an den Sternhochhäusern orientieren, würde das eher passen", sagt Hannelore Prechtel (SPD) aus dem BA Thalkirchen - Obersendling - Forstenried - Fürstenried - Solln.

Gegen drei 80 Meter hohe Türme spricht aus SPD- und CSU-Sicht auch die Topographie der Stadt. Denn Obersendling liegt am Isarhochufer - und damit bis zu 40 Meter höher, als der Münchner Norden. Den Unterschied müsse man bei der Hochhausplanung einberechnen, finden viele im BA. "80 Meter sind an dieser Stelle zu hoch. Unsere Sternhochhäuser dagegen wirken relativ filigran, auch wegen ihrer Fassade.
Mit drei 60-Meter-Türmen, die etwas abgestuft sind, könnten wir jedoch leben", erklärt Ludwig Weidinger (CSU), Vorsitzender des BA 19.
Die "extreme Dichte" der geplanten Bebauung auf dem Fünf-Hektar-Areal zwischen Machtlfinger Straße, Geisenhausenerstraße, Helfenriederstraße und Boschetsrieder Straße lehnt der BA ab.
Einig sind sind sich die Lokalpolitiker, dass der Anteil an Wohnungen (bisher 11,5 Prozent), auf mindestens 20 erhöht werden müsste. Die SPD fordert zudem, dass die Sozialwohnungen dauerhaft in Sozialbindung bleiben.
"Hochhäuser werden uns in Zukunft begleiten"
Die frühere Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl (FDP) hat bei der Sitzung für die 80-Meter-Hochhäuser gestimmt. "Ich will mit Vernunft für München als Stadt der Zukunft entscheiden", sagt sie: "Emotional bin ich an das historische München gebunden, doch realistisch und pragmatisch meine ich, Hochhäuser werden uns in Zukunft begleiten. Es gibt schöne und elegante Exemplare."
Auch die zwölf Grünen-Mitglieder sehen das Bauprojekt positiv, inklusive Hochhäuser: "Das wird ein herausragendes Quartier mit hohen klimatischen Standards. Dachbegrünung und Fassadengrün sind abgesichert", sagt Alexander Aichwalder (Grüne), Vorsitzender des Bauausschusses: "Für ein privates Gewerbegebiet ist das ein ökologisches Vorzeigeprojekt, da bin ich sicher."