Wiesn-Bilanz: Viele Münchner, viele Teenager, viel Veggie
München - Clemens Baumgärtner (CSU) sieht's wie immer positiv. Seine Stimme klingt kratzig, aber das ist ein gutes Zeichen. "Schließlich habe ich in den letzten Wochen mit so vielen netten Gästen gesprochen", so der Referent für Wirtschaft und Arbeit bei seiner Wiesn-Abschluss-Rede.
Trotz des nasskalten Wetters an fast allen Wiesntagen kamen insgesamt immerhin 5,7 Millionen Besucher. Im Jahr 2019 waren es 6,3 Millionen. Besonders hart war es für die Oide Wiesn. Dort hat sich die Besucherzahl mehr als halbiert. Es kamen nur 230.000 Gäste (2019: 500.000).
Die ermittelten Zahlen seien mit Mobilfunkdaten abgeglichen und bestätigt worden. Demnach seien in diesem Jahr besonders viele Münchner, Jugendliche und Kinder auf der Wiesn gewesen.
Schausteller und Biergärten: schlechte Bilanz
Die Bilanz der Schaustellerbetriebe ist jedoch schlecht. Auch der Straßenverkauf hat nicht viel eingebracht. Deshalb sei man schon dabei, dementsprechende Maßnahmen fürs nächste Oktoberfest zu planen, so Baumgärtner. In diesem Jahr hatte man den Eisstandln kurzfristig eine Genehmigung für den Glühweinverkauf erteilt.
In den Biergärten konnten aufgrund des Dauerregens so gut wie keine Gäste bewirtet werden. Dafür waren die Zelte gut gefüllt. Nach Angaben der Brauereien wurden 5,6 Millionen Maß Bier getrunken (2019: 7,3 Millionen). Beim Essen geht der Trend laut Angaben der Wirte immer mehr hin zu regionaler, biologischer und auch vegetarischer Kost. Die Käsespätzle seien dabei, dem Schweinsbraten den Rang abzulaufen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung.
Sanitätsstation: ruhiger als sonst
Ruhiger als sonst ging es auch für die Sanitäter der Aicher Ambulanz zu. Insgesamt 5.056 Patienten wurden auf dem Gelände versorgt (2019: 6.892). Fast die Hälfte davon (45 Prozent) gingen auf Vergiftungen (Alkohol/Drogen) zurück. Ein japanisches Ehepaar war so betrunken, dass die Sanitäter dessen beide Kleinkinder betreuen mussten. Aber auch kuriose Unfälle passierten wieder auf der Wiesn: Eine Frau hatte einen kompletten Hähnchenflügel verschluckt, ein Mann ein ganzes Gasfeuerzeug.
Nur sechs Prozent (2019: zehn Prozent) der Patienten mussten in Kliniken abtransportiert werden. Das liegt zum einen daran, dass man in diesem Jahr vorsorglich einen Nachtbetrieb eingerichtet hatte. Dort konnten Patienten auch nach Zeltschluss behandelt werden. Insgesamt 355 Gäste beherbergte das "Hotel Aicher" bis Montag.
Außerdem gab es erstmals auf der Wiesn einen Computer-Tomografen. Rund 200 Patienten wurden dort untersucht. Bei 20 Prozent gab es pathologische Befunde, wie Schädelfrakturen oder Hirnblutungen, die eine Weiterbehandlung in den Kliniken erforderten. Patienten ohne Befund konnten vor Ort behandelt und mussten gar nicht erst in eine Klinik eingeliefert werden.
Jetzt haben erst mal alle ein Jahr Zeit, ihren Rausch auszuschlafen und Stoßgebete für eine trockene Wiesn 2023 in den Himmel zu schicken.
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