Die Münchner SPD freut sich (zu früh) mit Zacharias

Im Schlachthof jubelt Isabell Zacharias schon über ein Direktmandat für die Münchner SPD bei der Landtagswahl – verliert es am Ende aber doch noch.
von  Christian Pfaffinger
Isabell Zacharias mit Dieter Reiter
Isabell Zacharias mit Dieter Reiter © Petra Schramek

München - Sie hüpft, wippt, reißt die Hände in die Höhe und schreit: „So sehen Sieger aus, schalalalala!“ Isabell Zacharias lässt sich bei der Wahlparty der SPD im Schlachthof feiern: Sie hat laut den ersten Hochrechnungen das Direktmandat in Schwabing geholt. „Ich hab’ zwei Minister erlegt“, sagt sie. Damit meint sie Ludwig Spaenle (CSU) und Wolfgang Heubisch (FDP), die mit diesem Ergebnis beide hinter ihr lägen.

Grund zu feiern findet die Münchner SPD auf ihrer Wahlparty im Schlachthof immer wieder. Trotz absoluter Mehrheit der CSU. Die sei zwar „unfassbar niederschmetternd“, sagt OB-Kandidat Dieter Reiter. Doch die Partei um Udes Wunsch-Erben beschwört eine Trendwende. Um 18 Uhr laufen erste Hochrechnungen. Es herrscht Enttäuschung über die Mehrheit der CSU, leichter Jubel über die eigenen 21 Prozent. Die schlechten Werte der Grünen ernten großes Raunen. Und über den heftigen Absturz der FDP bricht hämischer Jubel aus.

„Die Münchner SPD ist die stärkste in Bayern“, freut sich der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Pfaffmann. Und Alexander Reissl, Fraktionsvorsitzender der SPD im Münchner Stadtrat, sagt: „Die Erfolge der Bayern-SPD werden in München gemacht.“

Auch Alt-OB Hans-Jochen Vogel, der mit Charlotte Knobloch in der ersten Reihe sitzt, freut sich: „Ich erinnere mich zwar noch an Zeiten, als wir alle Direktmandate in München hatten, aber das ist jetzt schon die richtige Richtung.“ Im Schlachthof wird vor allem über Christian Ude gesprochen: „Ich kann das, was Ude sagt, echt nicht mehr hören“, sagt ein Genosse. Bei den meisten klingt es aber anders. Die Münchner Direktkandidaten Andreas Lotte und Florian von Brunn sind sich einig: „Der Ude-Effekt war da. Er hat sehr viel geleistet.“ Dann marschiert der Spitzenkandidat ein; im Saal branden „Ude, Ude“-Rufe auf. Er wird als Sieger gefeiert, obwohl es für die Staatskanzlei nicht gereicht hat. Ude geht auf die Bühne. „Das war ein schöner Marathon in den letzten zwei Jahren“, sagt er. „Wir haben die Trendwende geschafft.“ Großer Jubel.

Später muss Ude trösten: Isabell Zacharias hat das Direktmandat doch noch an Spaenle verloren. Ude nimmt sie in den Arm. Es ist kurz vor elf, länger wollen die meisten hier nicht feiern. So glücklich, wie die Genossen vorher sein wollten, sind sie dann doch nicht.

 

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