TV-Kritik: So war Raabs "Absolute Mehrheit"

So also sieht sie aus, ProSiebens Kampfansage an den öffentlichrechtlichen Polit-Talk. Stefan Raabs Premiere von "Absolute Mehrheit" war, nun ja,  relativ gelungen.
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Moderator Stefan Raab im Studio der Talk-Show "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" auf ProSieben
dpa Moderator Stefan Raab im Studio der Talk-Show "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" auf ProSieben

So also sieht sie aus, ProSiebens Kampfansage an den etablierten öffentlichrechtlichen Polit-Talk. Stefan Raabs Premiere von "Absolute Mehrheit" war,  nun ja, relativ gelungen.

Köln - Zufall oder nicht: ausgerechnet am 11.11, also zum Faschingsbeginn, wagte sich Spaßrakete Stefan Raab ins ernste Fach vor. "Absolute Mehrheit - Meinung muss sich wieder lohnen" war am Sonntagabend (ProSieben, 22:45 Uhr) der Versuch, mit einem vollkommen anderen Talk-Format die jungen Deutschen für die angeblich so spröde Politik zu gewinnen.

Das allein zeugte schon von jeder Menge Mut. Was hatte es nicht alles an Vorschuss-Kritiken gegeben vor der Premiere. Bundestagspräsident Lammert etwa sprach von „grobem Unfug“. Dazu das Theater um die erste Gästeliste und die Absage von Bundesumweltminister Peter Altmaier. Bessere unfreiwillige Promotion hätte es somit andererseits gar nicht geben können für Stefan Raab.

Dabei ist das Konzept von "Absolute Mehrheit" typisch Raab: Vier Politiker - am Sonntag waren dies Thomas Oppermann (SPD), Wolfgang Kubicki (FDP), Jan van Aken (Die Linke) und Michael Fuchs (CDU) - sowie ein "Normalo" (die Berliner Unternehmerin Verena Delius) diskutieren 90 Minuten lang über drei aktuelle politische Themen (Reichensteuer, Energiewende, soziale Netzwerke).

Wie bei Raab üblich, muss das Ganze natürlich ein Wettbewerb sein, bei dem die Zuschauer abstimmen, welcher der Kandidaten sie am meisten überzeugt hat. Am Ende winken 100.000 Euro dem dabei erfolgreichen Politiker  - aber nur, wenn er die absolute Mehrheit erhält. Da dies der erste Sieger Wolfgang Kubicki mit 42 Prozent der Stimmen nicht schaffte, gab ProSieben das Geld in den Jackpot.

Stefan Raab ist kein Günther Jauch, er ist kein Frank Plasberg - aber genau das will er ja auch nicht sein. Ganz bewusst möchte er ("Ich bin kein Polit-Profi") sich abheben. Das tut er schon am Beginn mit seinen provozierenden Intro-Fragen ("Wie lange ist Steinbrück noch Kanzlerkandidat, Herr Oppermann?" oder "Muss Rösler weg, Herr Kubicki?") gibt Raab eher den Anti-Talker.

Schon klar, das alles war recht oberflächlich, vieles war arg vereinfachend. Aber wer zum wiederholten Male die Frage "Was verdient Deutschland?" unter anderem von Ursula von der Leyen und Oskar Lafontaine staatstragend beantwortet wissen wollte, konnte ja eine Stunde vorher bei Günther Jauch in der ARD vorbeischauen.

Und ja, ein politischer Wettbewerb ist keine Wok-WM, Europawahlen werden immer noch in der Wahlkabine entschieden und nicht in einem Eurovision Song Contest. Doch warum soll eine Talk-Sendung nicht auch munteres Politainment sein? Das freilich war "Absolute Mehrheit" nur punktuell.

Die Einspieler, die Anmoderationen waren frisch (und manchmal auch ein wenig zu frech). Aber wehe, wenn der Zuschauer in den längeren Strecken des Diskutierens kurz wegdöste. Dann wähnte er sich beim Aufwachen im Jauchwillplasbergillner-Einheitsbrei.

Was also bleibt nach diesen ersten 90 Minuten? Stefan Raab hat gezeigt, dass Polit-Talk auch ein wenig anders gehen kann, neu erfunden hat er ihn nicht.

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