Hart aber Fair: So war der Griechenland-Talk

Showdown in Brüssel: Am Montagabend trafen sich die Staats- und Regierungschef der Eurozone einem Sondergipfel. Auch beim ARD-Talk "Hart aber Fair" war das Athener Schuldendrama Thema. Wie geht es jetzt weiter?
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Das Motto der "Hart aber Fair"-Sendung am Montagabend: "Der Griechenland-Gipfel: Rausschmiss oder weiter so?"
Das Erste Das Motto der "Hart aber Fair"-Sendung am Montagabend: "Der Griechenland-Gipfel: Rausschmiss oder weiter so?"

München - Während die Staats- und Regierungschef der Eurozone in Brüssel tagen, wurde in der ARD bei "Hart über Fair" über die Zukunft Griechenlands diskutiert. Unter dem Motto "Der Griechenland-Gipfel: Rausschmiss oder weiter so?" wurde über eine Stunde hitzig debattiert.

Die Gäste des Moderators Frank Plasberg waren am Montagabend: Wolfgang Bosbach (CDU), der Vorsitzende des Innenauschusses des Bundestags, Elmar Brok (CDU), der älteste Europaabgeordnete und außenpolitischer Sprecher der Europäischen Volkspartei, Ulrike Guérot, Politologin an der European School of Governance, Julian Reichelt, Chefredakteur von bild.de, Michaeli Pantelouris, deutsch-griechischer Journalisten und der Leiter des ARD-Studios in Brüssel, Rolf-Dieter Krause, der live aus der belgischen Hauptstadt zugeschaltet wurde.

Eine griechische Zeitung beschrieb den Brüsseler Sondergipfel am Montag als "Mutter aller Gipfel" - wie endet dieser wichtige Gipfel also?

Lesen Sie hier: Kommt die Lösung im Griechen-Drama diese Woche?

Wolfgang Bosbach, der vor kurzem in der ARD-Sendung "Günther Jauch" mit seinem Rücktritt drohte, falls eine weitere Griechenland-Rettung erfolgen sollte, möchte keine weiteren Gipfel-Zugeständnisse von Tsipras & Co. und glaubt auch an keine Besserung. So sagt er gleich zu Beginn: "Die Griechen tanzen uns auf der Nase herum!". Der Politiker betrachtet vor allem die Rolle Deutschlands in der Griechenland-Krise.

Bosbach langjähriger Freund, Elmar Brok, sagt, dass es nicht um Griechenland oder Deutschland, sondern um Europa geht. Falls es zu einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone kommen sollte, wird es für alle nur teurer, so Brok.

Julian Reichelt findet mit klaren Worten eine klare Aussage, so sagt er, dass der Grexit die einzige Möglichkeit für eine Besserung der Situation ist. Laut Reichelt verändert das Gipfeltreffen rein gar nichts. Guérot fordert mehr Solidarität von allen EU-Staaten, auch von Deutschland.

Lesen Sie hier: Das sind Athens Probleme in der Griechenland-Krise!

Für Michaeli Pantelouris hat sich in letzter Zeit keine der beiden Seiten so weit bewegt, wie Griechenland - der Journalisten ist sehr von der aktuellen griechischen Regierung überzeugt.

Für Rolf-Dieter Krause ist direkt nach dem Treffen am Montagabend keine Entscheidung zu erwarten, angesichts der aktuellen prekären Lage ist dieses Statement jedoch nicht weiter verwunderlich.

Laut Bosbach fehle es in Griechenland an einem effizienten, funktionierendem Staatswesen. Der CDU-Politiker macht seine Position deutlich: "Ich werde weiteren Milliardenzahlungen an Griechenland nicht zustimmen!" Vor allem der angedrohte Rücktritt Bosbachs wurde in den letzten Tagen eifrig diskutiert - für ihn selbst ist der Grund dafür jedoch nicht alleine Griechenland, sondern auch die restliche gesamte Europa-Politik. Er wünscht sich, dass es möglich ist, über bestimmte Fehlentwicklungen zu sprechen, ohne direkt von vielen Seiten als Anti-Europäer erklärt zu werden.

Brok bemängelt die Strukturreform in Griechenland, ohne die, seiner Meinung nach, keine Rettung für Athen möglich ist. So sagt er auch, dass die Bevölkerung mittlerweile merke, dass sie von ihrer eigenen Regierung betrogen wird.

Der Bild.de-Chefredakteur Reichelt nimmt die griechische Wirtschaft ins Visier, die allgemein wieder "wettbewerbsfähiger" werden muss. Für ihn gibt es auch keinen "Kampf zwischen EU und Griechenland" - das gemeinschaftliche, europäische Interesse muss bei den Verhandlungen im Mittelpunkt stehen. Für ihn ist in der Krise noch "nichts in Stein gemeißelt".

Lesen Sie hier: Griechen jetzt doch zu harten Sparmaßnahmen bereit

Rolf-Dieter Krause findet drastische Worte für die Situation Griechenlands. Für ihn ist das Land, wirtschaftlich gesehen, fast schon ein Dritte-Welt-Land, das aber Industrienation spielen möchte. Weiter sagt er, dass die Regierung um Tsipras und Varoufakis nie wirklich verhandeln, sondern lediglich Zeit hinauszögern wollte. Die Glaubwürdigkeit leidet, wenn nur Versprechen gemacht werden, aber keine Taten folgen. Auch in Bezug auf die Zukunft des Landes findet er klare Worte: "Es ist keine Katastrophe, wenn ein Land die Eurozone verlässt - oder gar die EU. [...] Es ginge Griechenland besser, wenn es nicht den Euro hätte".

Moderator Plasberg bezeichnet Ulrike Guérot als "Europa-Befürworterin". Aktuell ist Europa für sie jedoch nicht demokratisch, sämtliche Verhandlungen und Diskussionen werden hinter "geschlossenen Türen" abgehalten, wie auch am Montag in Brüssel. Die Politologin stützt ihre Aussagen stark auf Zahlen und Studien, weswegen sie das ein oder andere Mal während der Sendung von Plasberg unterbrochen wird. "Ich möchte hier kein Zahlen-Wirrwarr". Für Guérot lügen beide Seiten, also sowohl die EU, als auch Griechenland, so sagt sie weiter: "Deutschland ist statistisch gesehen der Gewinner der Griechenland-Krise". Sie setzt auf den Glauben an einen "politischen Willen".

Für Pantelouris sind beide Aspekte des abendlichen Mottos falsch, denn für ihn ist weder ein Rausschmiss Griechenlands aus der Eurozone zu verantworten, noch kann es so weitergehen wie bisher. Im Endeffekt eine Aussage, die man auf die gesamte Sendung und momentane Situation in Brüssel beziehen kann, denn: Es steht Aussage gegen Aussage, wirklich schlauer geworden ist man auch nach der lebhaften Diskussion der Teilnehmer nicht.

Reichelt stellt in der Debatte, die er als "Nebelkerzen-Diskussion" bezeichnet die klaren Fragen: "Wo soll das enden? Wo soll das hinführen?". Weder in Brüssel noch im "Hart aber Fair"-Studio wurden darauf am Montagabend klare Antworten gefunden.

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