Türkgücü und die Demut vor dem Derby gegen die Löwen

Türkgücü-Trainer Andreas Heraf will im Stadtduell "die Sechzger ärgern". Er schiebt den Löwen die Favoritenrolle zu: "In der Vergangenheit hat mein Klub den Mund ein bisschen zu voll genommen."
Matthias Eicher
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Türkgücü-Trainer Andreas Heraf.
Türkgücü-Trainer Andreas Heraf. © sampics / Stefan Matzke

München - Wir wollen die Stadtmeisterschaft in dieser Saison für uns entscheiden- und die Nummer zwei hinter dem FC Bayern in der Stadt werden." Diese kühne These von Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny von vor zwei Jahren liest sich aktuell für die Löwen wohl relativ genüsslich, für die "türkische Kraft" bitter.

Mitte April folgte der unnachahmliche Konter des mittlerweile aussortierten Torjägers Sascha Mölders an "Sportskamerad Kothny" im Anschluss an einen 2:0-Sieg der Sechzger im Olympiastadion, "Wenn Sechzig München eines Tages mal in der Kreisliga C spielen sollte: Mit dieser Wucht, die der Verein hat, dieser Fanbase und alles, was drumherum ist, ist es unmöglich, dass 1860 in München von irgendjemanden abgelöst wird."

Keine großen Töne mehr vor dem Derby

Und jetzt? Im Vorfeld des nächsten Aufeinandertreffens im Olympiastadion (Mittwoch, 19 Uhr im Liveticker der AZ) spuckt bei Türkgücü niemand mehr große Töne.

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Kein Wunder: Der Klub rangiert im Tabellenkeller auf Rang 18 (23) Punkte. Noch schlimmer, dass Kothny aufgrund des Ausstiegs von Geldgeber Hasan Kivran den schweren Gang vor das Amtsgericht antreten musste, um einen Insolvenzantrag zu stellen.

Trainer Andreas Heraf wurde nun die undankbare Aufgabe zuteil, trotz allen Übels Vorfreude auf das Derby zu schüren. Prompt schlug der Österreicher demütige Töne an. "Wir freuen uns auf das Stadtduell", erklärte er, gestand aber auch: "Die Vorzeichen haben sich aufgrund des Wissens um die Insolvenz natürlich verändert. Die Stimmung ist gedrückter."

Ein Türkgücü-Sieg als "Sensation"?

Eine großspurige Kampfansage kam dem noch sieglosen Coach daher nicht über die Lippen. Seine Ansage ging eher so: "Wir werden versuchen, die Sensation zu schaffen." Eine Sensation gleich?

Heraf weiter: "Wir sind sicherlich nicht der Favorit, weil 1860 in der Tabelle vor uns liegt, gut drauf ist und auch noch ein großes Ziel vor Augen hat." Und zwar dasselbe Ziel, das Heraf bei seinem Amtsantritt wohl auch noch in den Bereich des Möglichen verortet hätte, bevor das drohende Aus alles über den Haufen warf.

Übrigens: Heraf hat die eingangs geschilderten Scharmützel durchaus mitbekommen, nachdem er bei der "türkischen Kraft" angeheuert hat. "Ich habe mich schon eingelesen und gemerkt, dass schon eine große Rivalität da ist." Heraf habe auch mitbekommen, "dass mein Klub den Mund in der Vergangenheit ein bisschen zu voll genommen hat". Heraf predigt daher Demut vor dem Derby.

Diesmal keine Derby-Ansage: Geschäftsführer Kothny
Diesmal keine Derby-Ansage: Geschäftsführer Kothny © imago images/Ulrich Wagner

"Die Wahrheit liegt auf dem Platz", sagte der gebürtige Wiener reif für das Phrasenschwein. Lokalderbys kennt Heraf aus Wien zwischen Rapid und der Austria und er weiß, dass man dafür die Spieler eher bremsen als motivieren muss: "Wir müssen trotzdem sachlich herangehen, einen kühlen Kopf bewahren. Vielleicht können wir die Sechzger ja ärgern."

So denkt Heraf über möglichen Fan-Boykott der Löwen-Anhänger

Heraf konnte den Klub zuletzt zwar etwas stabilisieren - bei zwei Remis und drei Pleiten ist die Bilanz allerdings bislang alles andere als solide. "Die Situation hat leider ganz wenig mit dem zu tun, wie ich hier angefangen habe." Immerhin: Sercan Sararer und Philipp Türpitz stehen nach ihren Comebacks wohl auch gegen 1860 auf dem Rasen - wenn auch nur als Joker.

Was die Fan-Diskussion bei den Blauen über ein Boykott des Spiels anbelangt, zeigte Heraf Verständnis: "Ich verstehe die Rivalität und den Gedanken dahinter. Aber ich kann alle Sechzig-Fans wirklich beruhigen: Sie werden uns nicht das Leben retten und uns mit Tickets, die 15 oder 20 Euro kosten, vor der Insolvenz retten. So einfach ist es leider nicht."

Von den 10.000 weitgehend blauen Fans werde Türkgücü nicht überleben - erst recht nicht die neue Nummer zwei der Stadt.

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