TSV 1860: Der unbändige Grant des Alpha-Löwen Mölders
München - Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Wohl jeder kennt die Verse des berühmten Dichter Johann Wolfgang von Goethe aus "Klärchens Lied" in seinem Trauerspiel "Egmont". In der Welt des Fußballs liegen Freud und Leid oft ebenfalls nahe beieinander, wie am Dienstagabend bei Türkgücü und Sechzig. Dazu kam eine dritte Gefühlslage: der unbändige Grant des Alpha-Löwen!
Das 0:1 des TSV 1860 im Pokal-Kräftemessen mit Lokalrivale Türkgücü brachte Vulkan Sascha Mölders mehrfach zum Ausbruch. Doch von vorne: Zuerst einmal musste Sechzigs Spielführer klarstellen: Ich will spielen! "Der wird mir den Vogel zeigen", hatte Trainer Michael Köllner schon vor dem Derby über eine angedachte Schonung des Aggressiv-Leaders der Löwen gemutmaßt.
Gegen Türkgücü: Mölders verpasst den Blitzstart
Also spielte Mölders - und hätte 1860 beinahe einen Traumstart beschert. Sein Kopfball landete am Außenpfosten (4.). Was folgte, war alles andere als ein Spiel nach seinem Geschmack. Der 36-Jährige wurde von der Abwehr des Drittliga-Aufsteigers gnadenlos abgekocht. Sechzig musste dagegen durch Phillipp Erhardts Kopfballtreffer den Rückstand hinnehmen (15.) und wackelte bei den zahlreichen Gäste-Kontern bedenklich. Selbst die späte Sturm- und Drangphase, als 1860 mit Mölders und viel "Junglöwen-Gemüse" anrannte, sollte daran nichts mehr ändern.
"Eine bittere Niederlage, weil wir alles investiert und ein gutes Spiel gemacht haben", meinte Köllner. Eine Ansicht, die man angesichts enttäuschender Löwen nicht teilen muss. "Schade, dass das Ergebnis nicht ganz zu dem Spiel passt", sagte er zudem - es hätten auch die Worte von Gäste-Coach Serdar Dayat sein können, denn Türkgücü hätte ohne einen Marco Hiller in Topform auch 3:0 oder 4:0 gewinnen können.
Nach Türkgücü-Niederlage: Mölders stinksauer
Für Mölders wurde die Zielgerade des Derby-Duells zum Ärgernis: Nach Wortgefechten mit Referee Patrick Hanslbauer und Gegenspielern stauchte er hörbar seine Hinterleute zusammen. "Wir müssen im letzten Drittel die Chancen besser ausspielen", brachte Dennis Dressel auf den Punkt, was sich der alleingelassene Mölders wohl dachte.
Am Ende rückte der giftige Löwe gewaltig mit einigen Funktionären der "türkischen Kraft" zusammen: Deren Rufe nach einem Zweikampf waren es wohl, die für Gemütserhitzung sorgten - prompt folgte eine Rudelbildung mit Mölders mittendrin, der sich Türkgücüs Co-Trainer Alper Kayabunar zur Brust nahm.
Marco Hiller war es, der seinen Kapitän mit seinen behandschuhten Torhüter-Pranken aus der gegnerischen Traube herausziehen musste. Es herrschte Alarm: Rausflieger-Alarm. Als Mölders nach dem Pokal-Aus vom Platz schritt, trat er noch wutentbrannt eine Werbebande an der Seitenlinie von sich. Eine Szene, die sowohl im wahrsten Sinne des Wortes, als auch über das Ausscheiden des Titelverteidigers im übertragenen Sinne passt: Rausgekickt!
1860 will gegen Uerdingen Platz vier verteidigen
Die Konsequenzen? Muss der eruptierte Mölders wohl keine fürchten. Die Qualifikation für den DFB-Pokal ist indes für Türkgücü statt 1860 in greifbare Nähe gerückt. "Dafür muss ich meinen Jungs ein Kompliment machen, dass sie in zwei Derbys zwei Siege eingefahren haben, im Toto-Pokal weitergekommen sind und so im DFB-Pokal stehen - hoffentlich", meinte Dayat über die Prestige-Siege gegen Unterhaching (2:0) und die Löwen
Mölders und Co. haben dagegen erstmals am Samstag in Lotte gegen den KFC Uerdingen (14 Uhr/Magenta Sport und im AZ-Liveticker) den Druck, Liga-Rang vier verteidigen zu müssen. Was da wohl mit Mölders' Nervenkostüm los ist, sollte das nicht gelingen?