Nach 1860-Fans: Auch Mainz-Anhänger protestieren gegen Newcastle-Testspiel
München/Mainz - Moralisch verwerflich oder alles halb so wild? Die Frage stellen sich einige Fans des TSV 1860, wenn es um das Testspiel gegen Newcastle United am 15. Juli geht.
Der Klub aus der englischen Premier League ist Ende 2021 von einem Konsortium übernommen worden, das zu 80 Prozent dem Saudi-Arabischen Staatsfonds gehört. Aufgrund der dortigen Menschenrechtslage ein zweifelhafter Deal, der weit über England hinaus für Diskussionen sorgte.
Newcastle-Testspiel: "Sportswashing"-Vorwurf der Löwen-Fans
Teile der Löwen-Fanszene sind gegen eine Austragung des Testspiels gegen Newcastle. Während der Partie gegen die SV Ried am vergangenen Freitag hingen Anhänger daher an einer Werbebande ein Spruchband mit der Aufschrift "1860 - AGAINST SPORTSWASHING - SCHEISS AUF DIE SCHEICHS!" auf. Schließlich wolle Saudi-Arabien durch sein Engagement im Sport nur seinen Ruf aufpolieren (sog. "Sportswashing") und durch das Testspiel beteilige sich 1860 indirekt daran, so ihre Argumentation.

Doch nicht nur den Ultras der Sechzger stößt der Sommerkick gegen Newcastle sauer auf. Auch in der Fanszene von Bundesligist FSV Mainz 05, der drei Tage nach den Löwen ebenfalls ein Vorbereitungsspiel gegen die Magpies austrägt, laufen einige Anhänger Sturm. Die Supporters Mainz, der Dachverband von Fans und Fanklubs bei den Rheinhessen, fordern in einer deutlichen Stellungnahme gar eine Absage der Partie.
Mainz-Anhänger fordern Absage des Newcastle-Testspiels
"Wir erinnern daran, dass Saudi-Arabien nicht nur eine absolute Monarchie ist, in der demokratische Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger keinen Platz hat, sondern ein Land, in dem grundlegende Menschenrechte systematisch missachtet werden", heißt es dort: "Unterdrückung der Meinungs- und Religionsfreiheit, Verfolgung von Homosexuellen, Unterdrückung von Frauen, Anwendung der Prügel- und Todesstrafe sind Teil der dortigen Gesetze."
Newcastle sei daher kein normaler Fußball-Klub, sondern ein "Vehikel zur Durchsetzung der Interessen eines Regimes, das die Menschenrechte mit Füßen tritt und dessen Politik den Werten und dem Leitbild von Mainz 05 diametral entgegensteht". Mit dem Spiel biete der Klub Saudi-Arabien aktiv eine Bühne an und erkenne es damit mittelbar auch politisch an. Eine Reaktion vom Verein auf die Kritik aus den eigenen Reihen gab es zunächst nicht.
Testspiel gegen Newcastle: Köllner will "keine moralische Diskussion führen"
Die Verantwortlichen der Löwen scheinen in dem Testspiel gegen Newcastle indes nichts Verwerfliches zu sehen. Angesprochen auf das Protest-Banner der Fans relativierte Trainer Michael Köllner zuletzt jedenfalls.
"Man muss immer ein bisschen aufpassen, eine moralische Diskussion zu führen. Ich finde das schwierig, denn man kann bei jedem etwas finden", sagte der Löwen-Coach und fügte an: "Wir haben in der Vergangenheit auch nicht alles richtig gemacht – und gegen uns spielen trotzdem noch Mannschaften in der Vorbereitung. Newcastle United wurde von einem gekauft, mit dem Geld, was der hat. Ich weiß nicht, ob es uns zusteht, immer die Dinge zu bewerten, vor allem in Zeiten, in denen wir ganz andere Themen haben in Europa. Einigkeit sieht für mich anders aus."
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