Leihlöwe Merveille Biankadi: Zurück im Kinderzimmer
München - Am 9. Mai 1995 erblickte Merveille Biankadi hier das Licht der Welt. In der Jugend wurde er vom FC Bayern rot eingefärbt, bevor es ihn weiter in den (deutschen) Fußball-Kosmos hinaus zog - und jetzt wieder zurück nach München. Zu den Blauen. Und in die alten vier Wände, in denen er groß geworden ist.
10 Minuten von 1860 entfernt: Biankadi wieder in Obersendling
"Meine komplette Familie lebt hier in München. Ich bin aktuell wieder daheim in Obersendling. Das ist auch nur zehn Minuten von 1860 entfernt. Ich kenne auch die Schleichwege. Ich bin hier groß geworden, da ist es leicht, mich einzugewöhnen", sagt der 25-jährige Leih-Löwe lachend. Per Zoom-Konferenz, wie sie auch Trainer Michael Köllner und Geschäftsführer Günther Gorenzel in Corona-Zeiten abhalten, stellte sich der Stürmer am Mittwoch den Münchner Medien vor. Sein erstes Geständnis: "Ich wohne jetzt wieder in meinem alten Kinderzimmer und werde von meiner Mutter bekocht. Das ist auf jeden Fall besser als im Hotel", meint er. Biankadi, der Kinderzimmer-Löwe.
Seine Eltern stammen aus dem Kongo. Doch Biankadis Verbindung nach Afrika beschränkt sich auf wenige Ausflüge in das Land seiner Wurzeln. Vielmehr ist er gebürtiger Münchner - und nun zurückgekommen, um zu bleiben. Nicht in seinem Zimmerchen, versteht sich, denn Biankadi befindet sich auf Wohnungssuche. Das alte Zimmer, in denen Poster von Basketball-Ikone Michael Jordan und seinem letzten Wurf sowie von Box-Legende Muhammad Ali hängen, soll nur eine Übergangslösung sein. Eine, die ihm die Eingewöhnung in der alten Heimat und bei den Sechzgern erleichtert.
Offensivspieler Biankadi will "endlich Konstanz reinbekommen"
Für den athletischen, 1,81 Meter großen Offensivspieler gilt: wieder dahoam, um endlich anzukommen."Ich will endlich Konstanz reinbekommen", sagt der Neuzugang und meint seine Karriere als Fußball-Profi: Nach seinen Jugendklubs FC Phönix München, dem FC Bayern und dem FC Augsburg hat er nahezu jedes Jahr den Verein gewechselt: 2014 der Durchbruch zum FC Augsburg II, 2015 zum Elversberg, 2017 zu Rot-Weiß Erfurt, 2018 zu Hansa Rostock, 2019 zu Heidenheim, 2020 zu Eintracht Braunschweig - und jetzt zu Sechzig.

"Man lässt sich normalerweise ja nicht für anderthalb Jahre verleihen, aber es ging einfach darum, ein Zeichen zu setzen. Es wäre top, hier Wurzeln schlagen zu können", meint der Mann, der schon öfter auf gepackten Koffern saß und stellt über seine zahlreichen Umzüge klar: "Ich besitze schon ein paar Möbel, aber um ehrlich zu sein, steht es mir bis zum Kopf." Eine Kaufoption der Löwen gibt es nicht. Aber: "Ich hoffe, mich hier empfehlen zu können für eine Weiterverpflichtung."

Mit den Löwen Richtung Aufstieg
Mit den Sechzgern wolle er es genauso machen wie mit Eintracht Braunschweig, die dasselbe tierische Wappentier haben: Winterwechsel - und Aufstieg. "Ich denke, spielerisch sind wir besser, als Braunschweig es war", redet er seine "neuen" Löwen stark: "Wenn wir im März, April noch richtig oben dabei sind, würde ich auf uns wetten." Der Auftakt gegen die kleinen Bayern, seinen Jugendklub, sei "ein sehr schönes Gefühl" gewesen - in erster Linie dank seines Traum-Einstands inklusive des 2:0-Siegtreffers.
Selbstkritisch ergänzt Biankadi aber: "Man hat schon gemerkt, dass ich sechs Monate ziemlich raus war. Es ist klar, dass es noch nicht zu hundert Prozent klappt, auch mit den Laufwegen." Er sei aber auf einem guten Weg und wolle mithelfen, dass 1860 in dieser engen Liga seine Ziele erreicht: "Wir müssen einfach schauen, es konstant auf den Platz zu bekommen und uns das nötige Glück erarbeiten." Eben so, wie es der Neu-Löwe mit seinem späten Knockout für die Bayern getan hat...