Herz, Kopf & Rechner: Zeugnisse für die 1860-Bosse
München - Der TSV 1860 hat sich in sportlicher Hinsicht seit dem Absturz in die Regionalliga wieder berappelt.
TSV 1860 auch wirtschaftlich auf gutem Weg
2019/20 sollte die Rückkehr in die Zweite Liga trotz einer Rekordserie nicht sein, 2020/21 liegt 1860 mit 27 Punkten auf Relegationsrang drei mitten im Aufstiegsrennen. Auch wirtschaftlich sind die Sechzger auf einem guten Weg, wenngleich der eingeschlagene Konsolidierungskurs das "kranke Unternehmen" (Zitat Ex-Geschäftsführer Michael Scharold) längst noch nicht in eine florierende Fußball-Firma verwandelt hat. Keine einfachen Bedingungen, unter denen die Verantwortlichen aktuell arbeiten.
Im vierten und letzten Teil stellt die AZ Trainer Michael Köllner und dem Geschäftsführer-Duo ein Zwischenzeugnis aus.
Sechzig-Trainer Michael Köllner findet die richtigen Worte
Michael Köllner: Trotz des Abgangs wichtiger Leistungsträger wie Tim Rieder, Efkan Bekiroglu und Aaron Berzel, einer starken Verjüngungskur und neuerlicher Sparzwänge formte der 51-Jährige eine Mannschaft, die an die Tabellenspitze stürmte. Köllners Qualitäten offenbarten sich dabei nicht nur in Sechzigs erfrischendem Offensiv-Fußball: Der Oberpfälzer verstand es sowohl auf dem Drittliga-Thron, als auch inmitten von Sechzigs Ergebniskrise, die richtigen Worte zu finden. "Die Jungs wissen gar nicht, wie gut sie sind", redete er seine Schützlinge stark.
Der Lohn: Die Trendwende mit sieben Punkten aus der Englischen Woche und Platz drei. Köllner verstand es zudem, das Umfeld der Giesinger einzufangen, inklusive vieler Kritiker. Nicht zuletzt die Tatsache, dass ein derart zuschauerstarker Verein wie 1860 auch ohne den Zwölften Mann funktioniert, lässt tief blicken: Köllner kann Sechzig. Der Aufstieg wäre die Krönung. Note 2
Analytiker Gorenzel zeigt sich als Macher
Günther Gorenzel: Der Sport-Geschäftsführer erfreute sich in der vergangenen Saison nicht allzu großer Beliebtheit. "Gorenzel, mach Deine Arbeit" schrieben Ultras auf ein Spruchband. "Gorenzeln" stand für öffentliches Jammern über die Zustände bei 1860. Gorenzel zog seine Lehren - und zeigte sich als Macher. Neben seiner wohl wichtigsten Tat, Köllner zu holen, machte der Österreicher einen der Frontkämpfer um die Fortsetzung der Dritten Liga in der Corona-Krise. Menschenfänger Köllner und Analytiker Gorenzel, sozusagen Herz und Kopf, - die Mischung passt in Sechzigs Sportlicher Leitung.
Der 49-Jährige schaffte es zudem, Galionsfigur Sascha Mölders mit einem neuen Vertrag auszustatten, auch die Transfers von Stephan Salger, Erik Tallig und vor allem Rückkehrer Richard Neudecker sind positiv zu bewerten. Gorenzel: "Ich glaube, dass wir hier eine sehr gute Mannschaft aufgebaut haben und gute Spieler in unseren Reihen haben, auf die unsere Fans stolz sein können".
Gute Noten für die Löwen-Führungsriege
Das Ösi-Duo Martin Pusic und Tim Linsbichler brachte dagegen nicht den erhofften Erfolg, wenngleich Gorenzel dies aufgrund der unvorhersehbaren Entwicklungen (Pusics Vertragsauflösung, Linsbichlers Schambeinentzündung) nur teilweise anzuheften ist. Merveille Biankadi (und womöglich ein weiterer Mister X im Sturm) müssen besser liefern. Note 3
Marc-Nicolai Pfeifer: Der Finanz-Fachmann kam von den Stuttgarter Kickers. Und erwies sich als Glücksgriff, denn der Schwabe zog nicht nur mehrere Sponsoren und Partner an Land. Der 40-Jährige versteht es, sämtlichen Ansprechpartnern mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen. Präsident Robert Reisinger freut's ebenso wie Investor Hasan Ismaik, der nach seiner Ausfallhaftung über 6,3 Millionen Euro zuletzt einmal mehr finanzielle Unterstützung leistete. Der pfeifersche Job als Sechzigs Rechner ist allerdings noch nicht beendet, um den Klub wieder auf gesunde Beinen zu stellen. Note 2