Aus den Augen: Der Aufstieg rückt für Sechzig in weite Ferne
München - Nein, die Löwen haben zuletzt wahrlich nicht mit Kaltschnäuzigkeit geglänzt. Im Gegenteil: Viel zu oft schenkten die Sechzger Punkte her. Diese Liste ist seit Samstagnachmittag um ein Spiel länger - und der Abstand zu den Aufstiegsrängen größer.
Fehlt die Abgezocktheit?
Das 1:2 des TSV 1860 beim 1. FC Saarbrücken am 25. Spieltag der Dritten Liga belegte einmal mehr: Der Elf von Trainer Michael Köllner scheint für den Aufstiegskampf die nötige Abgezocktheit zu fehlen. Während Nicklas Shipnoski den TSV in Völklingen schon mit Saarbrückens erster echten Chance bestrafte (32.), plagten sich die Giesinger einmal mehr mit einer kläglichen Chancenverwertung.
"Das war ein packender Fight mit zwei unterschiedlichen Halbzeiten. Die erste ist sicher an Saarbrücken gegangen", meinte Cheftrainer Michael Köllner über anfangs zu unpräzise und ungewohnt zweikampfschwache Sechzger, sodass Co-Trainer Oliver Beer bei Magentasport gestehen musste, man müsse "eine Schippe drauflegen".
Irre Momente in der zweiten Halbzeit
Gesagt, getan. Nach dem Seitenwechsel folgten dann diese irren sieben Minuten: Nachdem Torhüter Marco Hiller einen Zellner-Kopfball mit einer Glanzparade herausfischte (60.), verschoss Phillipp Steinhart auf der Gegenseite nach Foul an Stefan Lex einen Strafstoß (62.). Nur zwei Minuten später legte Julian Günther-Schmidt eiskalt nach und besorgte schon die vermeintliche Entscheidung - doch Torjäger Sascha Mölders brachte 1860 mit seinem 14. Saisontreffer nochmal zurück (67.). Eine Aufholjagd schien möglich, doch der ansonsten blasse Debütant Keanu Staude scheiterte am Pfosten, der zweite Neuzugang Merveille Biankadi vergab auch noch den Abstauber.
"Verzweiflung wäre der falsche Ansatz"
"Hintenraus hätten wir das Spiel drehen können", haderte Köllner nach Spielende: "Verzweiflung wäre der falsche Ansatz. Ich bin enttäuscht. Solche Spiele gibt's im Fußball, das macht auch den Reiz aus. Dass mir das heute persönlich nicht gefällt, ist auch klar." Dumm nur, dass die Konkurrenz des TSV (38 Punkte, Rang fünf) ausnahmslos gewann und selbst der Abstand zu Relegationsrang drei nunmehr auf vier Zähler angewachsen ist. Ein wirklich gebrauchter Nachmittag also für den Blauen. Der Aufstiegstraum, er gerät immer mehr aus den Augen. Doch gerät er auch aus dem Sinn?

Köllner hat den Aufstieg noch nicht abgehakt
Alphalöwe Mölders, der das A-Wort schon mehrfach in den Mund genommen hatte, meinte: "Ich habe immer gesagt: Wir müssen nach dem 30. Spieltag schauen, wo wir stehen und wo die anderen stehen. Dann müssen wir weiterschauen." Fragt sich nur, ob es mit der Punkteausbeute der letzten fünf Spiele (fünf Zähler) nicht schon ein Fernglas braucht. Für Köllner sei die Rückkehr in die Zweite Liga in der laufenden Saison "kein deklariertes Ziel", doch auch noch nicht abgehakt: "Momentan haben wir leider eine Phase, wo es von den Ergebnissen her nicht stimmt. Aber es geht weiter. Es sind noch jede Menge Spiele zu spielen und noch 42 Punkte zu holen."
Ampelkarte nach Spielschluss
Zu allem Überfluss holte sich nach Marius Willschs fünfter Verwarnung auch noch Stephan Salger die Ampelkarte ab - in einer Rudelbildung nach Spielschluss. "Ich finde es immer bisschen unglücklich, wenn Spieler, die 17, 18 Jahre alt sind, so respektlos sind", meinte Mölders angefressen über scheinbar freche Saarbrücker Youngster, die er nicht näher benannte: "Dann gibt's bisschen was zwischen die Hörner - und danach ist es wieder gut."
Weniger gut, dass zwei Abwehr-Löwen nun im S-Bahn-Derby gegen Haching fehlen. Dennoch meinte Köllner: "Aber wir können das Ergebnis nicht rückgängig machen, deshalb geht der Blick nach vorne." Kann ja auch nur besser werden als in Sechzigs 100. Drittligaspiel, an dem nicht mal die Rückkehr an den Ort des 3:2-Relegationshinspiel-Triumphes über Saarbrücken im Jahre 2018 etwas half.