Mission Gruppensieg: Deshalb klappt's gegen Nordirland
Paris - Fieser Dauerregen in Paris. Diese EM ist wettertechnisch von einem Sommermärchen so weit entfernt wie Holland von einem Punkt in der Gruppenphase. Die Nationalelf reiste am Montag mit einem Privatcharter von Annecy – bei Sonnenschein! – in die französische Hauptstadt. Das Spiel am Dienstagabend im "Prinzenpark" (18 Uhr, ARD und im AZ-Liveticker) gegen Nordirland bedeutet Teil drei der Tour de France bei dieser EM.
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Mit einem Sieg – und dann darf Polen gegen die bereits ausgeschiedenen Ukrainer nicht um zwei Tore höher gewinnen – wäre Gruppenplatz eins und das Achtelfinale gebucht. Thomas Müller: "Ich würde auch einen zähen Sieg nehmen." Hier sieben Gründe, warum es am Dienstag keinesfalls schief gehen kann:
1. Weil Jogi mehr Flügelspiel wagen wird
Wenn nicht gegen die Nordiren, wann dann? André Schürrle könnte ebenso wie Leroy Sané reinkommen und das Flügelspiel beleben. Jetzt wäre die Chance, was auszuprobieren und anderen Spielern eine Ruhepause zu gönnen.
2. Weil sich Boss Boateng und Özil zusammenraufen
Als Motto für die EM hatte die sportliche Leitung den Hashtag #jederfuerjeden ausgegeben – nicht, dass der Zoff zu #jedergegenjeden ausartet. Nachdem Jérôme Boateng das 0:0 gegen Polen an fehlendem Esprit der Offensive festgemacht hatte, motzte Mesut Özil via "Bild" zurück: "Das ist seine Meinung. Jérôme weiß ja, wie man vorne spielt." Zoff im Verzug? Teammanager Oliver Bierhoff hatte gesagt: "Was mich am meisten überzeugt: Dass wir als Mannschaft agieren." Na ja...
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3. Weil Gomez seine Kopfballstärke einsetzen wird
Setzt Löw diesmal auf Gomez anstelle des spielerisch stärkeren Mario Götze? Das Ziel: Eins-gegen-Eins-Situationen schaffen. Ein Vorbild für Gomez könnte Bierhoff sein, der 1997 in der WM-Quali in Nordirland nach seiner Einwechslung in zehn Minuten aus einem 0:1 ein 3:1 machte. Drei Vorlagen Icke Häßler, drei Treffer Bierhoff – Hattrick in Belfast.
4. Weil der Prinzenpark ein gutes Omen gegen Briten ist
Es war eine wilde Klopperei der Engländer, 1975 im Prinzenpark gegen Bayern. Im Europapokalfinale der Landesmeister mussten Franz, Sepp, Katsche, Gerd & Co. ihren Titel gegen Leeds verteidigen. Am Ende sorgten die Tore von Bulle Roth und Bomber Müller (wer sonst?) für das 2:0. Also: Thomas Müller, Neuer, Boateng & Götze – ist doch ein gutes Pflaster, dieser Prinzenpark.
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5. Weil Schweinsteiger mal wieder mit einem (Joker-)Tor dran wäre
Drei Minuten auf dem Platz bei dieser EM, drei Ballkontakte – und ein sagenhafter Treffer, der einen kurzen Rausch der Emotionen bewirkte. Schweinsteigers 2:0 gegen die Ukraine war bislang neben der Boateng-Rettungsaktion der Moment der deutschen Spiele. Kommt er zum Einsatz, überholt er mit 15 EM-Einsätzen Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm.
6. Weil die Nordiren besser singen können als kicken
Tapfer sind sie, die Boys von der Insel, stämmig, kernig, mutig – aber spielerisch keine Helden. Sangestechnisch macht den Fans keiner was vor, siehe den Hit "Will Grigg’s on fire" für Drittliga-Stürmer Will Grigg (Wigan). Müller: "Das wird kein Spaziergang. Auch kein Schützenfest."
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7. Weil es Zeit ist für ein überzeugendes drittes Gruppenspiel
Der letzte richtig gelungene Auftritt der Nationalelf in einem abschließenden EM-Gruppenspiel liegt 28 Jahre zurück: 1988 gewann die Beckenbauer-Truppe gegen Spanien im Olympiastadion mit 2:0. Ansonsten gab es oft Taktik-Geschacher: 1980, 1992, 1996, 2008 und 2012. Vor acht Jahren langte es nur zu einem 1:0 gegen Gastgeber Österreich, vor vier Jahren gewann man mit Mühe 2:1 gegen Dänemark. Drei Mal sogar schied man peinlist aus in der Vorrunde: 1984 gegen Spanien (0:2), 2000 gegen Portugal (0:3), 2004 gegen Tschechien (1:2).
Also jetzt: Zeit für ein Triomphe in Paris.