Löw & Co.: Pfiffe für die Schonkost
Die deutsche Nationalmannschaft zieht sich beim 1:1 gegen Finnland den Unmut der Fans zu. Löw wird in der Pause laut, doch erst in der 90. Minute gelingt Podolski der glückliche Ausgleich.
HAMBURG Dann war es halt doch so wie immer. Den Lippenbekenntnissen von der Fußball-Gala, vom befreiten Aufspielen nach geschaffter WM-Qualifikation folgte ein ideenloser Rumpelkick. Weil’s um nix mehr ging, die anstehenden Aufgaben in Bundesliga am Wochenende und Europacup nächste Woche als Engagement-Bremse wirkten, schaffte die deutsche Nationalmannschaft im letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland gerade mal ein 1:1.
Bundestrainer Jogi Löw schmiss das Rotations-Karussell an, änderte die Startformation im Vergleich zum 1:0 gegen Russland letzten Samstag auf sechs Positionen. Für die Abwehr wurden Andreas Beck und Arne Friedrich neu nominiert, im Mittelfeld erhielten Piotr Trochowski und Thomas Hitzlsperger eine Chance. Im Sturm laufen Mario Gomez und Cacau auf.
Dafür bekamen Per Mertesacker, Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, der beim 3:3 im Hinspiel alle Tore fürs deutsche Team schoss, Mesut Özil und Simon Rolfes eine Pause. Jerome Boateng ist wegen seiner Gelb-Roten Karte von Moskau gesperrt. Lediglich Torwart Rene Adler, Heiko Westermann, Philipp Lahm, Kapitän Michael Ballack und Lukas Podolski waren aus der Moskau-Elf dabei. Löw-Assistent Hansi Flick: „Es ist für jeden einzelnen ein Qualifikationsspiel. Jeder will zur WM, muss sich also beweisen.“
„Sie sollen mit Lust und Laune spielen“, forderte ARD-Experte Günter Netzer. „Schließlich haben sie eine Verpflichtung den Zuschauern gegenüber.“ 52000 waren gekommen, die Hamburger Arena ausverkauft, die Stimmung prima. Nur bis zur 11. Minute. Da nützte Johansson eine grobe Unsicherheit der deutschen Abwehr zur Führung für die Finnen. Gomez, der nach einem Solo kurz vor dem Abschluss stolperte (13.) und Ballack, der knapp übers Finnen-Tor zielte (16.) vergaben Ausgleichs-Chancen. Es folgten untaugliche Bemühungen. Was gellende Pfiffe des zahlenden Publikums zur Pause nach sich zog. Und harsche Kritik von Ex-Nationalspieler Netzer: „Die deutsche Elf hat ohne Aggression gespielt, ideenlos und behäbig“, schimpfte der Europameister von 1972. „Keiner der Neulinge hat seine Chance genutzt.“
Löw sah’s genauso. „Es war laut in der Kabine“, verriet Assistent Flick. Für Ballack kam – wie vorher abgesprochen – nach der Pause Özil, für Hitzlsperger der Wolfsburger Gentner. Richtig Schwung kam allerdings nicht ins Spiel des DFB-Teams. Ein Kopfball von Gomez (57., drüber), Schüsse von Beck und Lahm (67. und 75., beide abgewehrt von Finnen-Keeper Jääskeläinen) die magere Ausbeute. Löw schickte noch Klose für Gomez aufs Feld (77.). Die letzte Hoffnung auf Besserung. Doch nicht der Bayern-Stürmer, der Ex-Münchner Podolski kullerte den Ball zum Ausgleich ins Finnen-Tor (90.). Löw war dennoch stocksauer. Und die Zuschauer auch. Berechtigte Pfiffe beim Abpfiff. F. M., ps
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