Hofmann, Havertz und Co.: Die deutschen Hoffnungsträger gegen England
München - Ist das Duell mit England, dem Fünften der Fifa-Weltrangliste, ein WM-Härtetest? Jawohl! Und ist es auch eine Revanche für das 0:2 im EM-Achtelfinale im Juni vergangenen Jahres, womit das Ende von Bundestrainer Joachim Löw zementiert wurde?
Ein bisschen. Es ist eben Nations League, und da passiert auch den "Three Lions" eine 0:1-Pleite in Ungarn. So geschehen am Samstag. Dennoch wird das Aufeinandertreffen in München am Dienstag (20.45 Uhr, ZDF) gerne genommen und nach dem 1:1 in der Niederlande im März und dem Remis mit demselben Ergebnis nun in Italien im DFB-Lager als dritte Chance wahrgenommen, dass Löw-Nachfolger Hansi Flick in seiner Ära den ersten Erfolg gegen eine große Nation einfahren kann.
Flicks Bayern-Block steckt größtenteils im Tief
"Das ist ein extrem starker Gegner, gespickt mit hoher individueller Qualität", betonte England-Legionär Ilkay Gündogan von Meister Manchester City.
Die Briten könnten "gefühlt drei Nationalmannschaften aufstellen". Geht man allein nach den Namen im aktuellen 26er-Kader des DFB (nur Dortmunds Marco Reus fällt weiter aus, ist nach seinem Infekt noch nicht wieder spielfit), wäre das mit minderer Qualität auch möglich – doch dafür müsste die Form stimmen.
Das 1:1 in Italien hat gezeigt, dass Flick noch länger an der besten Mischung suchen muss. Der Bayern-Block steckt größtenteils im Tief, und so wurden die Einwechselspieler von Bologna zu den Gewinnern. Denn erst nach den Auswechslungen von Leroy Sané (59.), Leon Goretzka (69.), Thomas Müller (69.) und Serge Gnabry (80./noch der aktivste Münchner in der Offensive) kamen wieder mehr Schwung und Drive ins Aufbauspiel. So sprach Flick: "Das Positive, das ich mitnehmen kann: Die Mannschaft ist zurückgekommen und hat nach dem Ausgleich auch auf das 2:1 gespielt."
Wird Gladbachs Hofmann der Stamm-Rechtsverteidiger?
Was an den England-Legionären Gündogan und Kai Havertz vom FC Chelsea sowie vor allem am Mönchengladbacher Jonas Hofmann lag, der die rechte Außenbahn belebte. Hofmann, der die besten Aussichten hat, sich mit dem Auftritt in Bologna einen Stammplatz als Rechtsverteidiger zu sichern, drängt gegen England ebenfalls in die Startelf. Links dürfte der Hoffenheimer David Raum eine Chance erhalten. Gündogan wiederum wird Goretzka ersetzen.
"Ilkay ist ein beruhigendes Element und gibt eine gewisse Sicherheit", lobte Flick den 31-Jährigen, dessen Flexibilität als Sechser, Achter und Zehner für ihn Fluch und Segen zugleich ist. Nach der Einwechslung in Italien habe er an der Seite von Kimmich dem deutschen Spiel "gutgetan", sagte Bundestrainer Flick.

Matthäus: "Wenn Leroy einer hinbekommt, dann Hansi"
Havertz wird wohl anstelle von Sané beginnen, dessen Leistungen seit Beginn der Rückrunde seinen Status als ewiges Rätsel verfestigen. Läuft es für ihn nicht im Spiel, lässt Sané Kopf und Schultern hängen. "Auch bei ihm geht es darum, die Bereitschaft zu zeigen, dass ich im Spiel bin, aktiv bin, die Intensität habe", betonte Flick und versprach väterlich-fürsorglich: "Wir werden ihn unterstützen und haben absolutes Vertrauen in seine Qualität." Denn: "Leroy kann ein Unterschiedsspieler sein."

Ja, kann der 26-Jährige – theoretisch. Auch beim FC Bayern rätselt man nach starker Hin- und schwacher Rückrunde. Die zahlreichen Vier-Augen-Gespräche mit Trainer Julian Nagelsmann und Sportvorstand Hasan Salihamidzic scheinen nicht zu fruchten. "Wenn Leroy einer hinbekommt, dann Hansi", sagte Lothar Matthäus und forderte via "Bild": "Leroy muss allen, die ihm vertrauen, jetzt etwas zurückgeben."
Womöglich ist es in der aktuellen Situation für Sané besser, wenn er von der Bank kommt und für Überraschungsmomente sorgen kann. Zunächst sollen es die Einwechselspieler von Bologna richten. Flick unmissverständlich: "Am Dienstag müssen wir eine andere Leistung auf den Platz bringen und ein anderes Ergebnis erzielen."