Noten zu Italien gegen Deutschland: Kimmich besorgt Deutschland den Punkt, Sané erneut unglücklich
Bologna - Im ersten der vier Gruppenspiele der Nations League in diesem Juni erreichte die deutsche Nationalelf ein leistungsgerechtes 1:1 bei Europameister Italien, das sich allerdings nicht für die Winter-WM in Katar qualifiziert hat.
Bundestrainer Hansi Flick wirkte lange Zeit unzufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft, durfte sich dann wenigstens über den einen Punkt freuen. So blieb der Ex-Bayern-Coach auch im zehnten Länderspiel ungeschlagen.
Bei schwül-heißem Wetter in Bologna erzielte Lorenzo Pellegrini die Führung für die Gastgeber (70.), Joshua Kimmich konnte bereits drei Minuten später ausgleichen.
Weiter geht es für die Nationalelf am Dienstag in München gegen England, das am Nachmittag 0:1 in Budapest gegen Ungarn verloren hatte.
Die Noten für die deutsche Nationalmannschaft:
MANUEL NEUER - NOTE 3: Der DFB-Kapitän, mit 36 Jahren der Oldie im Team. In seinem 110. Länderspiel kam einiges auf das Tor von Deutschlands Rekordnationaltorhüter geflogen, aber meist vorbei oder der Außenpfosten half – wie bei Scamaccas Schuss aus 20 Metern (35.). Machtlos beim 0:1 durch Pellegrini aus kurzer Distanz.
BENJAMIN HENRICHS - NOTE 5: Einst wollte ihn Hansi Flick zum FC Bayern holen, nun kam der Leipziger zu seinem DFB-Comeback. In seinem siebten Länderspiel agierte er solide und brav, sprich: er war auf seine Defensivarbeit bedacht. Vorstöße über seine rechte Abwehrseite? Nix. Bot zu wenig an. In der 59. Minute kam Hofmann für ihn.
ANTONIO RÜDIGER - NOTE 3: Wechselt vom FC Chelsea zu Real Madrid. Bei Flick ist er als Abwehrchef gesetzt. In seinem 51. DFB-Einsatz klärte er einige Male im rechten Moment, musste aber vor der Pause auch kaum eingreifen. Danach mehr gefordert, die DFB-Abwehr zeigte unter seiner Führung Schwächen.
NIKLAS SÜLE - NOTE 4: Seine Zeit beim FC Bayern ist vorbei. Der künftige Dortmunder gab den rechten Innenverteidiger neben Rüdiger, versuchte mit Routine und Stellungsspiel alles zu regeln, hatte aber nicht das beste Stellungsspiel zu bieten, wie bei einigen Flanken deutlich wurde. Vor allem beim 0:1.
THILO KEHRER - NOTE 4: Zehntes Flick-Länderspiel, zehnte Startelf-Berufung für den Verteidiger von Paris St.Germain. Beim 1:1 in Holland machte er die rechte Abwehrseite zu, in Bologna war die linke sein Aufgabenbereich. Hatte vor allem in der zweiten Halbzeit zunehmend Schwierigkeiten gegen die agilen Italiener. Ließ die Flanke zum 0:1 zu.
Kimmich gibt Comeback, Goretzka, Gnabry und Müller glücklos
JOSHUA KIMMICH - NOTE 3: Feierte nach vier Spielen Unterbrechung (fehlte je zwei im November und im März) sein Comeback. Der Mittelfeld-Chef rutschte oft aus, wurde dabei in den Zweikämpfen versetzt. Seine Chip-Bälle in die Spitze waren viel zu harmlos. Legte sich überflüssigerweise mit Florenzi an, traf dann aber entschlossen per Rechtschuss zum Ausgleich – sein vierter Länderspieltreffer.
LEON GORETZKA - NOTE 4: Kimmichs Nebenmann im zentralen Mittelfeld ist Motor und Antreiber des Offensivspiels. Hatte jedoch sein Zielrohr nicht richtig justiert, hatte bei seinen Schüssen jeweils Rücklage – weit drüber. Körperlich hielt er jedoch standhaft dagegen bis zur Auswechslung nach 70 Minuten.
SERGE GNABRY - NOTE 3: Als Rechtsaußen mit viel Zug zum Tor und einem feinen Dribbling, allerdings mittelmäßigem Torabschluss – abgewehrt von Italiens Torwart Donnarumma (15.). Der Zauderer, was seine Zukunft bei Bayern über 2023 hinaus betrifft, war noch der aktivste DFB-Angreifer.
THOMAS MÜLLER - NOTE 3: In seinem 113. Länderspiel (damit auf Rang fünf im ewigen DFB-Ranking gemeinsam mit Ex-Teamkollege Philipp Lahm) versuchte er immer wieder, seine Mitspieler geschickt einzusetzen. Sein Rechtschuss wurde abgeblockt (26.). Runter nach 70 Minuten – Schonung fürs England-Spiel?
Sané zu statisch, "Bambi" Musiala belebt das Angriffsspiel
LEROY SANÉ - NOTE 5: Auf Linksaußen aufgeboten, in einigen Situationen wirkte der Flügelspieler der Bayern jedoch, als hätte man ihn gegen seinen Willen zu früh geweckt. Arbeitete zwar auch mal nach hinten mit, insgesamt aber eher statisch unterwegs. Blieb bis zu seiner Auswechslung in der 58. Minute total harmlos.
TIMO WERNER - NOTE 4: Rundes Jubiläum für den Stürmer, dem das Spiel der DFB-Elf mehr liegt als beim FC Chelsea. Machte in Bologna sein 50. Länderspiel, wich recht agil auf den linken Flügel aus, versuchte so durchzubrechen. Rannte viel, ackerte, kämpfte, blieb aber glücklos.
JONAS HOFMANN - NOTE 2: Der Gladbacher kam für Henrichs und interpretierte seine Rolle gleich mehr als Rechtsaußen. Was sich auszahlte. Bereitete das 1:1 mit einem entschlossenen Antritt über die rechte Seite vor. Das gibt Pluspunkte bei Flick. Einer der auffälligsten DFB-Kicker.
JAMAL MUSIALA - NOTE 3: Zwölftes Länderspiel für den 19-jährigen Bayern-Profi, Spitzname "Bambi". Diesmal nicht als Sechser aufgeboten, sondern halb Achter, halb Zehner wie zuvor Sané, für den er reinkam (58.). Traf den Ball nicht als er eine gute Einschusschance hatte. Belebte dennoch das Angriffsspiel, arbeitete intensiv nach hinten mit.
Gündogan sorgt für Struktur, Havertz für Schwung
ILKAY GÜNDOGAN - NOTE 3: Der Ballverteiler, Takt- und Kommandogeber im Mittelfeld von Manchester City kam in der 70. Minute für Goretzka, sofort war zu erkennen, dass der englische Meister(-macher) aktuell gut in Form ist.
KAI HAVERTZ - NOTE 4: Der Chelsea-Profi war ab der 70. Minute Bestandteil der besser aufgestellten und agileren Offensive, sorgte für mehr Schwung und Drive nach seiner Einwechslung.
DAVID RAUM - OHNE NOTE: In seinem sechsten Länderspiel agierte der Hoffenheimer ab der 81. als Linksverteidiger mit Drang nach vorne. Für ihn wich der flexible Kehrer auf die rechte Seite aus.