DFB-Elf: Reif für den Pokal

Freitag spielt die Nationalelf in Kiew, wo im Juli 2012 das EM-Finale steigt. Ist die Mannschaft von Bundestrainer Löw gut genug? Die AZ überprüft das Team auf seine Titel-Tauglichkeit  
von  Thomas Becker
Deutschlands Fußballer hatten viel Grund zum jubeln.
Deutschlands Fußballer hatten viel Grund zum jubeln. © dpa

Freitag spielt die Nationalelf in Kiew, wo im Juli 2012 das EM-Finale steigt. Ist die Mannschaft von Bundestrainer Löw gut genug? Die AZ überprüft das Team auf seine Titel-Tauglichkeit

MÜNCHEN Am 1. Juli kommenden Jahres, abends um 20.45 Uhr, steigt in Kiew das Finale der Euro 2012. Das deutsche Team hat drei Mal den Titel geholt, stand bei der letzten EM im Finale, hat aber seit 1996 nicht mehr gewonnen. Diesmal jedoch, da muss es klappen. Das ist auch Bundestrainer Joachim Löw bewusst. Zugleich ist er froh, „dass er genug Zeit für Experimente hat”. Und genug Spieler zur Wahl hat er auch. So sagte Ehrenspielführer Franz Beckenbauer: „Es ist die beste Ländermannschaft seit langem.”

Die Partien am Freitag gegen die Ukraine in der Stadt des Finales 2012 (20.45 Uhr, ARD live) und am Dienstag in Hamburg gegen Titel-Rivale Holland (20.45 Uhr, ZDF live) sind zwei von sechs Freundschaftsspielen vor dem EM-Start, zwei Testfestspiele.
Die AZ macht den Check: Welche Spieler sind titel-tauglich? Und welche könnten noch zum Team stoßen? Ein Überblick:

Tor: In diesem Mannschaftsteil sind die Verhältnisse so klar wie seit vielen Jahren nicht mehr: Manuel Neuer (25) ist unstrittige Nummer eins, Tim Wiese (29) darf sich wohl als erster Ersatz fühlen, Newcomer Ron-Robert Ziegler (22) wird in Kiew mal auf DFB-Tauglichkeit getestet. Nach gewaltigen Vorab-Elogen läuft seine Saison bislang noch nicht EM-verdächtig. Hinter ihm scharren Marc-André ter Stegen (19), Bernd Leno (19), Oliver Baumann (21) und Kevin Trapp (21) vernehmlich mit den Hufen. Roman Weidenfeller (31) scheint dagegen kaum noch Chancen zu haben.
Titel-Tauglichkeit: Keine Frage – dank Neuer.

Abwehr:
Nix is fix, bis auf Philipp Lahm – und ob der im Juni 2012 links oder rechts hinten spielt, darauf möchte man jetzt lieber keine größeren Beträge wetten. Erstmals wird der Kapitän nun geschont und wohl vom Dortmunder Marcel Schmelzer ersetzt. Zwar machte sich zuletzt der Nürnberger Marvin Plattenhardt (19) aus der U21 bemerkbar, doch wirklich geschmeidige Außenverteidiger drängen sich nicht auf. Vielmehr sieht man an der Außenlinie immer mehr Umschuler: gelernte Innenverteidiger wie Benedikt Höwedes oder Jérome Boateng, die Vereinszwänge an den Spielfeldrand gedrängt haben. Liebend gern würden sie einen Platz in der Mitte einnehmen, wo Arsenals Per Mertesacker wohl noch nicht fix für den Sommer planen kann.
Titel-Tauglichkeit: Hier hapert’s ein bisschen.

Mittelfeld: Der Mannschaftsteil der unbegrenzten Möglichkeiten. Gedränge im defensiven (neben dem verletzten Bastian Schweinsteiger noch Sami Khedira, Simon Rolfes und Lars Bender) wie im offensiven Bereich (Toni Kroos, Mesut Özil, Mario Götze) sowie auf den Flügeln (Thomas Müller, Lukas Podolski, Andre Schürrle und der derzeit wieder einmal kranke Marco Reus). In der Ukraine soll übrigens das neue Zauber-Duo erstmals Seite an Seite wirbeln. „Die Tendenz geht dahin, dass wir mit Götze und Özil beginnen”, sagte Löw gestern. Bei diesem hochklassigen Überangebot dürften sich Youngster wie Ilkay Gündogan (21) oder Lewis Holtby (21) noch schwerer tun als die derzeit erfreulich verhaltensauffälligen Moritz Leitner (18), Maximilian Beister (21) von Fortuna Düsseldorf oder Alexander Merkel (18) vom FC Genua.
Titel-Tauglichkeit:
Aber ja – egal in welcher Formation.

Angriff: Eigentlich wollte Löw statt dem gewohnten 4-5-1 mal wieder 4-4-2 spielen lassen, was der verletzungsbedingte Ausfall Miroslav Kloses zumindest am Freitag verhindert. Zuletzt hatte der Bundestrainer 2009 beim 2:2 gegen die Elfenbeinküste in Gelsenkirchen mit zwei Stürmern gespielt: Podolski und Stefan Kießling. Letzteren kann man sich kaum noch im DFB-Dress vorstellen, obwohl die Abteilung Attacke mit Gomez, Klose (33) und Cacau (31) eher dünn besetzt ist und aus der Jugend lediglich Brecher-Typen wie der Berliner Lasogga (19) und Hoffenheims Ex-Löwe Mlapa (20) nachrücken.
Titel-Tauglichkeit: Absolut – so lange Gomez und Klose fit sind.

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