3:0! Nur 3:0? "Färöer ist nicht San Marino!"
Deutschland gewinnt auf den Schafs-Inseln und braucht jetzt nur noch einen Sieg, dann ist die Qualifikation für die WM in Brasilien geschafft. Das Spiel war lahm, Löw wehrt sich gegen Kritik
Torshavn - Schön war das nicht, was das DFB-Team da gegen die Färöer-Inseln bot. Zu einer Rudi-Völler-Weizenbier-Gedächtnisrede sah sich Bundestrainer Joachim Löw nach dem zähen 3:0 aber nicht genötigt. Der WM-Kurs Richtung Brasilien stimmt. Ein Sieg fehlt dem DFB-Team, etwa am 11. Oktober in Köln gegen Irland, dann sind sie qualifiziert.
Nach dem 1:0-Sieg der Schweden in Kasachastan (Torschütze: Zlatan Ibrahimovic, wer sonst?) war jedoch klar, dass ein Sieg auf den Schafs-Inseln noch nicht zur Qualifikation reichen würde.
Gegen Färöer-Inseln: Die DFB-Elf in der Einzelkritik
Was also würde bleiben nach dem vierten Sieg im vierten Spiel gegen sturm-umtoste Färinger? Nun, ein feines Bild proletarischer Idylle: ein paar Dachdecker auf einer Lagerhalle gleich neben dem mit 4818 Zuschauern prall gefüllten Gundadalur-Stadion, die sich auch von dem Weltereignis Färöer – Deutschland nur kurzzeitig von der Arbeit abhalten ließen, sondern einfach weiter das Dach deckten. Warum auch nicht?
Verpasst haben sie wenig. Was soll auch passieren, wenn der Weltranglistenzweite gegen das Team spielt, das in der globalen Tabelle Platz 175 hält, zwischen Mauritius und Taiwan dümpelt, in Europa nur noch vor Andorra und San Marino liegt, seit 1988 nur 17 von 153 Spielen gewonnen und zuletzt zwölf Niederlagen in Folge kassiert hat? Eben.
Auf dem Kunstrasen in Torshavn (ARD-Experte Mehmet Scholl: „Die ganze Insel ist von Rasen bedeckt. Nur da, wo’s wichtig ist, ist Kunstrasen.“) lief die selbe Besetzung auf wie beim 3:0 gegen Österreich, bis auf eine Ausnahme: Julian Draxler ersetzte Marco Reus, der wegen eines Infektes fehlte. Wieder auf der Bank: Mats Hummels. Scholl: „Seine Entwicklung hat gerade eine leichte Delle. Aber man muss sich keine Sorgen machen.“ Dafür lobte er Boateng: „Er hat eine gute Entwicklung durchgemacht, hat sein Leben umgestellt, einen eigenen Physiotherapeuten engagiert, das Training in den Mittelpunkt gestellt – das ist nicht so einfach für junge Leute.“ Boateng leitete auch die Führung ein: Einen Eckball lenkte der Bayern-Verteidiger zu Per Mertesacker, der den Ball im Tor der Färinger verstauen konnte. Länderspieltor Nr. 3 im 93. Spiel.
Danach passierte lange: nichts. Miroslav Klose stellte keinen Rekord auf, sondern traf nur den Pfosten. Die Hausherren versammelten sich einträchtig vor dem eigenen Strafraum, überließen dem Gast das Geschiebe mit dem Ball.
In der 73. Minute dann eine Konterchance für das DFB-Team: Thomas Müller strebte flotten Schrittes in den Sechzehner und purzelte nach einer hauchzarten Berührung des Verteidigers Gregersen zu Boden: Elfmeter und rot für den Färinger. Zurecht, meinte Scholl: „Müller ist ja kein Tollpatsch.“ Mesut Özil schubste den Strafstoß ins Netz. Zehn Minuten später legte Müller das 3:0 nach, und bald darauf war Schluss. Endlich.
3:0 also. „Nur“ 3:0? „Ein paar Tore mehr hätten fallen können“, bemerkte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Bundestrainer Jogi Löw aber entgegnete in bester Franz-Manier: „Wir wussten, dass es nicht leicht wird. Färöer ist nicht San Marino.“ Und auch nicht Andorra. Erkenntnis Nummer zwei: Dafür gibt’s hier „den besten Lachs meines Lebens“, wie Löw feinschmeckerisch bekannte. Und drittens dürfte Hansi Flick deutlich vernommen haben, was Löw von einem vorzeitigen Wechsel auf den Posten des Sportdirektors hält: wenig bis gar nichts, jedenfalls nicht in 2014: „Ich erwarte von meinem Team, dass alle für die Mannschaft da sind. Wir haben genug zu tun.“