Zweiter Fall Alaba droht: Funkstille bei Goretzka und Bayern
München - Derzeit hält sich Leon Goretzka (26) noch in seiner Heimat Bochum auf, er geht mit alten Kumpels Kaffee trinken oder in den Wald zum Joggen. Nach einigen Tagen auf der Urlaubsinsel Ibiza sucht der Bayern-Star die Nähe zur Familie und seinen Freunden, ehe es wieder nach München geht. Und der alltägliche Wahnsinn - so muss man es gerade ja formulieren - von vorne beginnt: Am 26. Juli mit dem ersten Training unter Julian Nagelsmann.
Wird Goretzka bei FC Bayern bleiben?
Auf den neuen Coach freut sich Goretzka sehr - auf alles andere, was gerade um ihn herum passiert, hingegen nicht. Denn die Zukunft des Mittelfeldstars beim FC Bayern ist ungewisser denn je.
Die "Sport Bild" berichtete am Mittwoch davon, dass Goretzka, dessen Vertrag 2022 ausläuft, bei einer möglichen Verlängerung ein Jahresgehalt von bis zu 20 Millionen Euro fordern würde, Bayern allerdings "nur" zehn bis zwölf Millionen bieten wolle - brutto, wohlgemerkt.
Derzeit keine Verhandlungen zwischen FC Bayern und Goretzka
Nach AZ-Informationen ist diese hohe Summe von Goretzkas Seite aber nie aufgerufen worden. Der Leistungsträger möchte im Vergleich zu anderen Spielern im Kader natürlich fair bezahlt werden, aber es geht Goretzka auch um die Länge des Vertrags (vier bis fünf Jahre sind im Gespräch) und um die Struktur des Kaders in der Zukunft. Goretzkas Ziele sind die höchsten.
Wie die AZ weiter erfuhr, sind die Fronten gerade verhärtet, es finden überhaupt keine Verhandlungen statt. Was Goretzkas Umfeld durchaus überrascht und verwundert. Denn vor der EM war man eigentlich schon auf einem guten Weg. Jetzt aber ist es sogar schon so weit, dass im Team Goretzka Verständnis für den ablösefreien Abgang von David Alaba (29) zu Real Madrid gezeigt wird.
Genau dieses Szenario droht Bayern nun auch bei Goretzka im Sommer 2022.
Nagelsmann über Goretzka: "Er hat eine unglaubliche Dynamik"
"Ich freue mich unglaublich, mit ihm zu arbeiten und würde mich auch freuen, wenn es noch drei, vier, fünf, sechs Jahre sind", sagte Trainer Nagelsmann kürzlich bei Sky und schwärmte von Goretzka: "Er hat eine unglaubliche Dynamik und ist ein fester Baustein auch in meinem Kopf. Trotzdem ist es normal, dass ein Spieler ein bisschen nachdenkt und seinen Wert abklopft."
Goretzka selbst würde unheimlich gern in den nächsten Jahren mit Nagelsmann zusammenarbeiten, er schätzt die Philosophie des Trainers, fühlt sich auch beim FC Bayern sehr wohl und möchte grundsätzlich bleiben. Doch dafür muss eben alles passen - nicht nur der sportliche Bereich.
Weil momentan nichts passiert vonseiten der Münchner, haben Goretzkas Berater, zu denen inzwischen auch Manuel Neuers Agent Thomas Kroth gehört, den Markt im Blick. Einige Topklubs wollen Goretzka verpflichten, auf der Achter-Position im Mittelfeld gibt es weltweit nur wenige Spieler auf seinem Niveau. Zudem ist er mit 26 im besten Alter und nicht zu vergessen: Nächsten Sommer kann man Goretzka ablösefrei bekommen. Das erhöht den Druck auf Bayern und verbessert die Verhandlungsposition des Spielers.
Hasan Salihamidzic: "Wir werden versuchen, kreativ zu bleiben"
Die Münchner müssen sich fragen, ob sie an ihrem Sparkurs tatsächlich festhalten können. "Es ist nicht einfach, wenn man sieht, wie einige Klubs investieren können", erklärte Sportvorstand Hasan Salihamidzic zuletzt: "Wir werden versuchen, kreativ zu bleiben und anders für die Spieler sexy zu sein, sie anders zu überzeugen, zum FC Bayern zu kommen. Gegen manche finanzielle Kräfte ist aber nichts zu machen."
Auch für Präsident Herbert Hainer und den neuen Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn steht die wirtschaftliche Stabilität in Corona-Zeiten mit 150 Millionen Euro Umsatzrückgang im Fokus. Laut Kahn ist dennoch der "Champions League-Sieg mit dem aktuellen Kader erreichbar".
Hainer meinte: "Man kann mit wirtschaftlicher Vernunft Erfolg haben. Wir waren vor kurzem Champions-League-Sieger, sind neunmal in Folge Meister geworden."
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der Kader seit dem Königsklassen-Triumph 2020 mit Abgängen wie Thiago, Ivan Perisic, Philippe Coutinho, David Alaba, Jérôme Boateng und Javi Martínez immer schwächer geworden ist. Sollte im Sommer 2022 auch noch Goretzka gehen, wäre dies ein fatales Zeichen für die Zukunft des Klubs.