Schale weg, Kopf kaputt
Mit dem 0:2 in Leverkusen verabschieden sich die Bayern aus dem Titelrennen. Sportchef Nerlinger und Topstar Ribéry geben offiziell auf. Dortmunds Hummels verspricht: „Wir brechen nicht ein”
München - Jupp Heynckes war der Erste. Um 8 Uhr morgens traf der Bayern-Trainer am Sonntag auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße ein. Eine Stunde später folgten Kapitän Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger, der Vize. Schon wieder war Redebedarf – nach dem 0:2 vom Vortag in Leverkusen. Ein Merkmal dieser Rückrunde: Beinahe nach jedem Spiel gibt es Gesprächsbedarf. Krisensitzung, die nächste? Zwangsläufig.
Der Rest der Mannschaft durfte ausradeln. Frische Luft gegen schwere Gedanken.
Denn seit Samstagabend, seit dem 2:1 von Borussia Dortmund gegen Mainz, ist den Bayern klar: Das mit der Meisterschaft wird nichts mehr. Sieben Punkte Rückstand bei nur noch zehn Spieltagen sind eine zu hohe Hypothek. Der Meister 2011 wird wohl auch Meister 2012. Im Selbstverständnis der Münchner ist eine schalenlose Saison eine Katastrophe, eine zweite die Steigerung.
Kommentarlos und mit zusammengekniffenen Lippen verließen die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge die BayArena, lediglich der Sportdirektor äußerte sich – und verabschiedete sich vom Titeltraum. „Ab dem heutigen Tag müssen wir sicherlich nicht mehr von der Meisterschaft reden”, sagte Christian Nerlinger bei „Sky” und erklärte: „Bei der Bilanz, die wir in der Rückrunde geliefert haben, sollten wir schauen, dass wir es hinkriegen, die Auswärtsschwäche in den Griff zu kriegen.”
Der richtige Ansatz. In der Rückrunde verlor man schon zum Auftakt in Gladbach (1:3), beim HSV (1:1) und in Freiburg (0:0) kam man nicht über ein Unentschieden hinaus. Zwei Punkte aus vier Spielen – viel zu wenig. Überhaupt, die Rückrunde: Nur elf Punkte aus sieben Partien. Zum Vergleich: Dortmund holte 2012 schon 21 Zähler. Und so wurden aus acht Punkten Vorsprung auf Dortmund (nach dem siebten Spieltag) nun sieben Punkte Rückstand. Aus is’ und gar is’ und schad is’, dass wahr is’.
Der entscheidende Monat März hätte kaum schlechter beginnen können. Neben den nächsten Bundesliga-Aufgaben (Hoffenheim, Hertha) folgt das Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale am 13. März gegen den FC Basel. Das 0:1 ist ein gefährliches Ergebnis. Ein vorzeitiges Aus verbunden mit dem Abschied vom Finaltraum in der eigenen Arena würde den Verein nachhaltig erschüttern. Auch am 21. März kann man einen Titel verspielen. Gegen Pokalhalbfinal-Gegner Mönchengladbach hat man in der Liga zweimal verloren (0:1/1:3).
Ein Drittel vom Triple ist abgeschrieben. „Sieben Punkte sind extrem viel, das ist ’ne Hausnummer. Um das noch aufzuholen, müsste schon Außergewöhnliches passieren", meinte Thomas Müller. Und Franck Ribéry sagte: „Das ist schade für uns und scheiße. Letzte Woche waren alle glücklich, jetzt ist unser Kopf kaputt. Wir brauchen nicht von der Meisterschaft reden.”
Die Schale scheint vergeben. Doch die Dortmunder lassen sich nicht locken. So souverän sie spielen, so souverän widerstehen sie allen Verlockungen, vorzeitig vom Titel zu reden. „Der FC Bayern hat noch alle Chancen”, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp in „Sport1”. Nach innen grinsen, das kann er. Mats Hummels, der Ex-Bayer, war der Erste, der vom Titel sprach: „Letztes Jahr hieß es, wir würden einbrechen – sind wir aber nicht. Deswegen weiß ich nicht, warum das dieses Jahr anders sein sollte.”