"Ich wünsche es ihm": In der AZ spricht Rummenigge exklusiv über Neuers Zukunft

Er ist zweifellos eine der größten Legenden des FC Bayern – und an diesem Donnerstag feiert Karl-Heinz Rummenigge nun Jubiläum: Der langjährige Macher und heutige Aufsichtsrat der Münchner wird 70 Jahre alt. Aus diesem Anlass spricht Rummenigge im exklusiven Interview mit der Abendzeitung über seine erfolgreiche Karriere und aktuelle sportliche Themen.
Rummenigge über:
… die aktuelle sportliche Situation beim FC Bayern:"In diesem Sommer haben wir es auf dem Transfermarkt kreativ und sinnvoll gelöst. Man sieht, wie die Mannschaft inzwischen wieder Fußball spielt, und mit Jamal Musiala, Alphonso Davies und Hiroki Ito kehren bald drei wichtige Spieler zurück. Wir sind auf einem guten Weg – und wenn Uli Max Eberl mal einen Ratschlag gibt, kann ich nur empfehlen, ihn anzunehmen. Denn Uli macht alles stets im Sinne des FC Bayern. Und das ist letztlich das Entscheidende."
… die Zukunft des Klubs:"Das Wichtigste ist, dass wir den Campus weiter zum Laufen bringen. Wenn ein junger Spieler wie Lennart Karl reinkommt und so erfrischend aufspielt, dann schlägt doch jedes Bayern-Herz höher. Das hatten wir früher auch schon mit Bastian Schweinsteiger, David Alaba, Holger Badstuber. Da haben wir Louis van Gaal viel zu verdanken. Man muss den Mut haben, den Jungen ihren Platz einzuräumen. Und ich glaube, Vincent Kompany hat jetzt verstanden, dass das die Philosophie des FC Bayern ist und auch immer ein Erfolgsgarant war."
… den gescheiterten Transfer von Florian Wirtz:"Florian Wirtz hätte sehr gut zum FC Bayern gepasst. Und ich glaube auch, dass es für ihn persönlich besser gewesen wäre, wenn er den Schritt nach München und nicht nach Liverpool gemacht hätte. Wir respektieren seine Entscheidung, aber ein bisschen bedauere ich sie, weil er genau in das ,Beuteschema’ des FC Bayern gepasst hätte: Wir wollen immer die besten deutschen Spieler verpflichten. Vielleicht denkt er ja irgendwann noch einmal darüber nach."

… die deutsche Nationalmannschaft und die WM 2026: "Wir sind nach wie vor nicht stabil. Das Wichtigste wäre, für Kontinuität zu sorgen. Toni Kroos hat vor Kurzem gesagt, dass er den Eindruck hat, drei, vier gute Spiele reichen, um Nationalspieler zu werden. Zu meiner aktiven Zeit musste man zwei Jahre auf Topniveau spielen, bevor Helmut Schön überhaupt über eine Einladung nachdachte. Wir müssen dahin zurück, dass die Nationalmannschaft wieder etwas Besonderes ist – die wichtigste Mannschaft des Landes, die im Mittelpunkt steht. Der Trainer ist wichtig, ohne Frage, aber die Mannschaft ist das Wichtigste. Das wird eine ganz schwere Weltmeisterschaft, die klimatischen Verhältnisse sind gravierend, ich spreche aus eigener Erfahrung. Julian Nagelsmann muss die Mannschaft körperlich in einen Top-Zustand bringen. Mit unseren Tugenden haben wir es 1986 bis ins Finale geschafft und damals waren wir alles andere als Favorit."
… ein mögliches Comeback von Manuel Neuer im DFB-Team:"Entscheidend ist, dass am Ende des Tages die Besten auf dem Platz stehen – und Spieler mit Persönlichkeit. In den letzten beiden Spielen hat mir da etwas gefehlt. Es sind alles gute Fußballer, aber ich sehe keinen klaren Abwehrchef auf dem Platz, keine klare Achse. Die hatten wir zum Beispiel 2020 beim FC Bayern: Neuer im Tor, Alaba in der Abwehr, Thiago im Mittelfeld und Lewandowski im Sturm. Das war das beste Bayern München, das ich je gesehen habe. Wenn du diesen roten Faden, diese Achse in einer Mannschaft hast, musst du nur noch die anderen klug drumherum postieren, der Spirit muss stimmen – dann wirst du Erfolg haben."

… eine Neuer-Zukunft beim FC Bayern über Vertragsende 2026 hinaus:"Ich wünsche es ihm. Aber ich bin ehrlich: Nach seiner schweren Verletzung hatte ich zunächst Bedenken. Und mit fast 40 ist man natürlich nicht mehr so fit wie mit 30. Aber so, wie er im Moment spielt, ist Manuel eine absolute Bank für den FC Bayern. Wir haben im Tor das Beste, was der europäische Fußball zu bieten hat. Was er für den Klub geleistet hat – und noch immer leistet – ist herausragend. Er hat das Torwartspiel auf ein neues Niveau gehoben. Pep Guardiola wollte ihn ja sogar einmal im Mittelfeld aufstellen, aber von dem Gedanken hat er dann doch Abstand genommen. Wir hatten beim FC Bayern immer Top-Torhüter – und jeder Nachfolger wird sich an ihnen messen lassen müssen. Irgendwann wird Manuel aufhören, wann auch immer. Einen Torwart zu finden, der diese Lücke füllt, wird alles andere als einfach. Das weiß ich heute schon. Aber bis dahin können wir dankbar sein, dass er diese Leistungen bringt."
Das komplette Interview erscheint am Donnerstag in der gedruckten Abendzeitung und auf abendzeitung-muenchen.de.