Nur noch zwei Stars gesetzt: FC Bayern verliert Vormachtstellung im DFB-Team
München – Die ersten Länderspiele des Jahres stehen an – und die versprechen gleich einiges an Brisanz: Am 20. und 23. März kommt es im Nations-League-Viertelfinale zum Klassiker zwischen Deutschland und Italien. Der Sieger des Duells qualifiziert sich für das Final Four, das in diesem Sommer ausgetragen wird.
Am Donnerstag wird Bundestrainer Julian Nagelsmann sein Aufgebot für die beiden Partien bekanntgeben. Ob Leon Goretzka mit auf der Kaderliste steht, ist noch offen.
Goretzka fiel Nagelsmanns radikalem Kurswechsel zum Opfer
"Ich bin nicht im Kontakt mit Julian", sagte der 30-Jährige am Montagabend. "Es ist ja kein Geheimnis, dass ich jedes einzelne meiner Länderspiele mit großem Stolz gemacht habe und mir natürlich auch wünschen würde, dass da noch welche dazukommen. Aber ich mache mir da jetzt keinen Stress oder keine Gedanken", erklärte der 57-malige Nationalspieler. "Wenn der Julian mich anrufen sollte, dann werde ich abheben", sagte Goretzka.
Sein bislang letztes Länderspiel hat der 30-Jährige bei der 0:2-Schmach gegen Österreich im November 2023 absolviert. Nach der peinlichen Niederlage vollzog Bundestrainer Nagelsmann einen radikalen Kurswechsel, setzte weniger auf große Namen, dafür verstärkt auf die passenden Charaktere. Dem fiel auch Goretzka zum Opfer.
Auch in den Planungen des FC Bayern spielte der Mittelfeldakteur zwischenzeitlich keine Rolle mehr, weshalb ihm im vergangenen Sommer ein Wechsel nahegelegt wurde. Goretzka entschied sich jedoch für einen Verbleib und erkämpfte sich in den vergangenen Monaten mit starken Leistungen seinen Stammplatz zurück. Ob das Bochumer Stehaufmännchen für seine Beharrlichkeit belohnt wird, wird sich zeigen.
DFB-Team: Vom einst so starken Bayern-Block ist nicht mehr viel übrig
Unabhängig von der Personalie Goretzka hat der FC Bayern seine jahrzehntelange Vormachtstellung in der Nationalmannschaft zuletzt zunehmend verloren. In der Vergangenheit stellte der Rekordmeister im DFB-Team stets einen starken Block, der nicht selten auch das Gerüst der Mannschaft bildete.
Beim WM-Sieg 1974 standen insgesamt sieben Spieler aus München im Kader, 1990 waren es deren sechs und 2014 erneut sieben. Im Aufgebot der EM vergangenes Jahr waren immerhin noch fünf Stars des Rekordmeisters dabei.
Und nun? Einen starken Bayern-Block wird es in der Nationalmannschaft mittelfristig wohl nicht geben. Die beiden Altstars Manuel Neuer und Thomas Müller haben ihre Rücktritte nach der Europameisterschaft bekanntgegeben, Youngster Aleksandar Pavlovic wird die Länderspiele gegen Italien krankheitsbedingt verpassen.
Die Sorgenkinder Serge Gnabry und Leroy Sané laufen aktuell einmal mehr ihrer Form hinterher und müssen froh sein, wenn sie überhaupt nominiert werden.
Nur zwei Bayern-Stars in der Nationalmannschaft gesetzt – Kimmich muss nach rechts hinten
Aus dem aktuellen Kader haben mit Kapitän Joshua Kimmich und Jamal Musiala lediglich zwei Spieler ihren Platz in der Nationalmannschaft sicher. So schwach war der FC Bayern in der DFB-Elf schon lange nicht mehr vertreten.
Apropos Kimmich: Der 30-Jährige, der beim Rekordmeister unter Trainer Vincent Kompany in dieser Saison im zentralen Mittelfeld reüssiert, wird sich im Trikot der Nationalmannschaft wohl mit der eher unbeliebten Rechtsverteidigerposition zufriedengeben müssen.
"Ich muss abwägen: Was ist die kleinere, was ist die größere Baustelle? Aktuell sehe ich noch keinen stabileren Rechtsverteidiger als Josh, erst recht nicht nach der Verletzung von Benny Henrichs", sagte Bundestrainer Nagelsmann im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Im zentralen Mittelfeld gebe es mit Pascal Groß, Angelo Stiller, Robert Andrich sowie dem verletzten Felix Nmecha und dem erkrankten Pavlovic mehr Alternativen als hinten rechts, so der Bundestrainer: "Das ist die kleinere Baustelle. Deswegen halte ich auch erst einmal daran fest." Dass Goretzka in Nagelsmanns Aufzählung fehlt, dürfte mehr als ein Fingerzeig sein.