Nach Kimmich-Verlängerung: Vier Bayern-Spieler sitzen auf wackligen Stühlen

München - Am Donnerstagmittag stieg endlich weißer Rauch auf über der Säbener Straße 51! Nach monatelangen und zähen Verhandlungen hat der FC Bayern die lang ersehnte Vertragsverlängerung mit Joshua Kimmich bekanntgegeben. Der viel zitierte "Kapitän der Zukunft" ist nach Manuel Neuer, Alphonso Davies und Jamal Musiala der vorerst letzte Spieler, mit dem der Rekordmeister unbedingt verlängern wollte.
"Wir haben einen Plan gehabt am Anfang der Saison. Wir haben Spieler gehabt, mit denen wir unbedingt verlängern wollten, weil sie für die Zukunft des Vereins extrem wichtig sind. Es ist alles so eingetreten, wie wir uns das vorgestellt und gewünscht haben", sagte Sportvorstand Max Eberl am Freitag.
Zeit, um die Füße hochzulegen, hat die sportliche Führung deshalb aber nicht. Im aktuellen Kader finden sich noch immer vier teils äußerst prominente Spieler, deren Verträge Ende Juni auslaufen. "Wir machen uns Gedanken, haben mit den Parteien gesprochen", sagt Eberl: "Wir werden uns zeitnah Gedanken machen, den Plan präsentieren wir, wenn wir uns entschieden haben." Es gebe mit Thomas Müller "einen ganz besonderen Spieler. Es gibt mit Leroy Sané einen besonderen Spieler. Und es gibt auch mit Eric Dier einen Spieler, der sich über seine Leistungen absolut empfohlen hat, darüber nachzudenken, wie die Zukunft aussehen kann."
Wer darf noch auf eine Verlängerung hoffen – und wer sollte besser anderweitig planen? Die AZ gibt einen Überblick:
Sven Ulreich: Wohl noch ein Jahr als Neuer-Backup

Mit 36 Jahren befindet sich Sven Ulreich auf der Zielgeraden seiner Karriere. Der Torhüter spielt abgesehen von einem Jahr Unterbrechung schon seit zehn Jahren für den Rekordmeister und genießt aufgrund seiner loyalen, umgänglichen Art innerhalb des Klubs große Wertschätzung. Eine allzu große Rolle wird der langjährige, zuverlässige Vertreter von Platzhirsch Manuel Neuer beim Rekordmeister aber wohl nicht mehr spielen.
Schon in der aktuellen Saison wurde er zur Nummer drei beziehungsweise vier hinter Neuer, Daniel Peretz und Winter-Neuzugang Jonas Urbig degradiert. Dennoch ist es gut möglich, dass er noch ein Jahr als dritter Keeper dran hängt, da Peretz nach AZ-Informationen womöglich im Sommer verliehen wird und Urbig in der kommenden Saison hinter Neuer aufgebaut werden soll.
Eric Dier: Absolut verlässlich, doch fällt er dem Sparkurs zum Opfer?

Nicht ganz so lange dabei, aber nicht minder verlässlich, ist Eric Dier. Der Winter-Neuzugang des vergangenen Jahres zeigt auch in der aktuellen Saison mehr als solide Leistungen und hat sich als starker Backup für die gesetzten Dayot Upamecano und Min-jae Kim etabliert.
Insgesamt kommt der Engländer in der laufenden Spielzeit auf 17 Einsätze, profitierte dabei aber auch von den monatelangen Ausfällen von Josip Stanisic und Hiroki Ito. Beide sind mittlerweile wieder fit und drängen auf Spielzeit, die Konkurrenzsituation ist für Dier also schwieriger geworden.
Von Trainer Vincent Kompany gab es am Freitag ein Sonderlob. "Eric bringt etwas Fundamentales mit für eine Mannschaft. Er ist sehr professionell und hat den Drang, sich immer zu verbessern und auch die Mitspieler zu verbessern", so der Bayern-Coach.
Ob Dier über den Sommer hinaus bei den Bayern bleibt, ist aktuell dennoch unklar. Nicht ausgeschlossen, dass er zu den Spielern gehört, die dem Sparkurs des Rekordmeisters zum Opfer fallen.
Leroy Sané: Er will bleiben – doch wollen die Bayern das auch?

Für Leroy Sané könnte die Zeit beim FC Bayern im Sommer nach fünf Jahren enden. Nach Hansi Flick, Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel ist Kompany nun schon der vierte Trainer, unter dem der 29-Jährige nicht konstant performt. In der aktuellen Saison kommt er auf zwölf Torbeteiligungen in 34 Partien, vom Status eines Unterschiedsspielers ist er – bei all seinem unbestrittenen Potenzial – weit entfernt.
In den vergangenen Wochen zeigte Sané zwar aufsteigende Form, ist vor dem Tor aber zu verkrampft. Zuletzt sorgte er zudem mit Frust-Aktionen für Aufsehen, was sein Trainer und Ex-Teamkollege Kompany jedoch relativiert: "Ich kenne Leroy schon sehr lange. Ihm geht es gut. Man findet häufig solche Bilder, aber am nächsten Tag lacht er wieder und hat Spaß."
Sané selbst würde sehr gerne bei den Bayern bleiben und wäre dafür auch bereit, auf einen Teil seines derzeitigen Top-Gehalts zu verzichten. Dennoch ist völlig offen, ob die Verantwortlichen des Rekordmeisters auf das Entgegenkommen des Spielers eingehen. Gut möglich, dass auch er Teil der Sparmaßnahmen des Vereins wird.
In England hat Sané einen Markt. Laut "Sport Bild" zeigt der FC Arsenal konkretes Interesse an einer Verpflichtung.
Thomas Müller: Ende Legende?

In der Causa Thomas Müller ist von der sportlichen Führung extrem viel Fingerspitzengefühl gefragt. Auf dem Platz spielt der Angreifer mit seinen 35 Jahren nicht mehr die ganz große Rolle, andererseits ist er als zweimaliger Triple-Sieger, zwölffacher deutscher Meister und Rekordspieler eine absolute Bayern-Legende, die den größtmöglichen Abschied verdient hat.
Ob der in diesem Sommer – womöglich sogar nach seinem zweiten Finale dahoam – erfolgen wird, entscheidet wohl vor allem Müller selbst. Wenn er nochmal ein Jahr dranhängen will, werden sich die Bosse bei einem Spieler seiner Kragenweite nicht querstellen – wenngleich der Angreifer in dem Falle Gehaltseinbußen in Kauf nehmen müsste.
"Wir haben mit ihm schon gesprochen und uns auf die Zukunft vertagt", sagte Eberl schon vor einigen Wochen: "Wir werden uns in die Augen schauen und ich frage ihn: 'Hast du noch Bock?' Und dann geht es weiter."