Nach Gerd Müller und Matthäus: Verhunzt der FC Bayern nun auch den Abschied von Thomas Müller?

Über die Art und Weise des sich abzeichnenden Abgangs von Thomas Müller gab es zuletzt viele Diskussionen. Auch bei anderen Legenden des FC Bayern verlief die Trennung nicht ganz harmonisch. Die AZ wirft einen Blick zurück.
Patrick Strasser |
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Thomas Müller muss seine sportliche Laufbahn beim FC Bayern im Sommer wohl beenden.
Thomas Müller muss seine sportliche Laufbahn beim FC Bayern im Sommer wohl beenden. © sampics

München - Auf das perfekte Timing kommt es, wie so oft im Leben, besonders an. Und auf die Frage: Wer überbringt die negative Botschaft? An Thomas Müller und die Fans des FC Bayern.

Nach 25 Jahren bei Bayern erscheint der Abschied der kickenden Legende plötzlich ganz real, ganz nah. Die Abschiedstour des Offensivspielers hat wider Willen längst begonnen, noch sechs Bundesligaspiele, noch mindestens zwei – im Idealfall fünf – Partien in der Champions League. Dann sagt Müller unfreiwillig servus. Der 35-Jährige hätte gerne noch eine Saison drangehängt.

Die Abgänge von FC-Bayern-Legenden liefen nicht immer reibungslos

Ob es Franz Beckenbauer war, Gerd Müller oder Lothar Matthäus und Bastian Schweinsteiger. Wann immer legendäre Spieler den FC Bayern verließen, liefen die Abschiede alles andere als reibungslos. Ob man sich später wieder in die Augen schauen konnte und vertragen hat oder nicht – zunächst gab’s Zoff. Meist ums liebe Geld.

So aktuell auch bei Müller, der nach 16 Spielzeiten an der Säbener Straße wohl keinen neuen Vertrag für die kommende Saison erhalten wird. Rund 17 Millionen Euro (Prämien eingerechnet) soll Müller per anno verdienen. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte dem Publikumsliebling mit dem Zaunpfahl gewunken, als er sagte, die Rolle auf der Bank sei seiner "Karriere nicht würdig".

Ein letztes, klärendes Gespräch steht aus. Die offene Müller-Frage hat Spuren hinterlassen. Kann der Verein den Abschied des Weltmeisters von 2014 noch mit Respekt und Würde abwickeln? Ein Blick auf ähnliche Fälle in der Vergangenheit, die AZ-Übersicht:

Beckenbauer flüchtete nach Bayern-Abgang in die USA

Franz Beckenbauer († 78): Am 21. Mai 1977 bestreitet der legendäre Libero sein letztes von insgesamt 582 Pflichtspielen im Bayern-Dress. Doch in diesem Fall gibt es keinen Ärger mit dem Verein. Der Kaiser flüchtet wegen Problemen mit dem Finanzamt und seiner Ehefrau (eine Liebesaffäre wird bekannt) in die US-Soccer-Liga. Er heuert bei Cosmos New York an, einer Weltauswahl angeführt von Brasiliens Legende Pelé.

Zwei der größten Fußballer aller Zeiten: Franz Beckenbauer und Pele
Zwei der größten Fußballer aller Zeiten: Franz Beckenbauer und Pele © Imago / WEREK

Negative Folge für Franz Beckenbauer: In die Nationalelf wird er als abtrünniger Legionär nicht mehr berufen. Bei Bayern wurde die Lichtgestalt ab den 90er Jahren Vizepräsident, Aushilfstrainer und Präsident.

Gerd Müller bekam nach einigen Querelen doch ein Abschiedsspiel

Gerd Müller († 75): 572 Tore in Pflichtspielen – keiner schoss mehr Tore für die Bayern als der "Bomber der Nation". Doch als der Toregarant in seiner letzten Saison Schwächen zeigt, lassen ihn die Bosse fallen. Präsident Wilhelm Neudecker lästert: "Ich brauche einen Torschützen und kein Denkmal."

Der "Bomber" Gerd Müller bei seinem Abschiedsspiel zwischen der deutschen Nationalmannschaft und dem FC Bayern.
Der "Bomber" Gerd Müller bei seinem Abschiedsspiel zwischen der deutschen Nationalmannschaft und dem FC Bayern. © Imago / WEREK

Als ihn Trainer Pal Csernai im Februar 1979 in Frankfurt ausgewechselt, schickt Müller seine fristlose Kündigung, wechselt in die US-Profiliga zu den Fort Lauderdale Strikers – nach einem Streit um eine Ablöseforderung. Als Müller sich in den USA nicht mehr wohlfühlt und seine Sorgen in Alkohol ertränkt, fingen ihn Hoeneß & Co. auf, integrierten ihn als Assistenztrainer im Klub. Nach langem Hin und Her gibt es für Müller am 20. September 1983 ein Abschiedsspiel, das der FC Bayern gegen die DFB-Auswahl mit 4:2 gewinnt.

Bei Matthäus gab es Zoff um die Einnahmen des Abschiedsspiels

Lothar Matthäus (64): Im Jahr 2000 wechselt er als amtierender Fußballer des Jahres in Deutschland von den Bayern zu den New York MetroStars, lässt dort seine Karriere ausklingen. Am 28. Mai 2000 findet im Olympiastadion ein legendäres Abschiedsspiel statt, bei dem Diego Maradona im Spiel gegen die deutsche Nationalmannschaft (1.1) für die Bayern aufläuft.

Beim Abschiedsspiel von Lothar Matthäus streifte sich kein Geringerer als Diego Maradona das Trikot des FC Bayern über.
Beim Abschiedsspiel von Lothar Matthäus streifte sich kein Geringerer als Diego Maradona das Trikot des FC Bayern über. © Imago / WEREK

Danach folgt ein juristischer Zoff zwischen Bayern und Matthäus um die Einnahmen des Abschiedsspiels. Heute noch sind sich Hoeneß und Matthäus nicht grün.

Das Abschiedsspiel für Robbéry fiel wegen Corona flach

Doch nicht jede Bayern-Legende durfte mit einem speziellen Spiel Servus sagen. Während auch Paul Breitner (heute 73/im Jahr 1983), Mehmet Scholl (54/2007), Oliver Kahn (55/2008), Giovane Elber (52/2015) und Bastian Schweinsteiger (40/2015) jeweils ein emotionales Abschiedsspiel im großen Rahmen erhielten, klappte dies bei Philipp Lahm (41) sowie Arjen Robben (41) und Franck Ribéry (41) nicht. Für das Duo Robbéry war ein Abschiedsspiel geplant, fiel aber wegen der Corona-Pandemie flach.

Thomas Müller steht laut aktuellem Vertrag ein solches Servus-Fest zu. Steigt es diesen (Spät-)Sommer schon?

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  • Downy am 06.04.2025 16:55 Uhr / Bewertung:

    "Einen Ersatzspieler für 17 Mio. Euro pro Jahr ist schon happig."
    Du sagst es. Bereits die letzte Vertragsverlängerung zu diesen Konditionen war aus wirtschaftlicher Sicht unsinnig..
    Zweifellos hat Müller einen sehr großen Anteil an den Erfolgen in den letzten 15 Jahren. Leider hat er wie schon viele vor ihm den idealen Zeitpunkt zum Aufhören verpasst.
    Die oft genannte fehlende Dankbarkeit des Vereins gegenüber dem Spieler sehe ich bei Gehältern in Millionenhöhe generell nicht, denn die Wertschätzung ist in solchen Verträgen inklusive und drückt sich bereits in der Höhe der Besoldung aus.
    Müller wird es finanziell verschmerzen, dass er keinen neuen Vertrag mehr erhält, trotzdem wird er auf ewig in der Reihe der Vereinshelden seinen Platz haben.

  • rosa kuntz am 06.04.2025 13:45 Uhr / Bewertung:

    Warum konnte man das Duo Neuer/Müller nicht noch dieses letzte Jahr zusammen lassen. Ich bin mir sicher, dass es seitens der Spieler nicht am Finanziellen gelegen hat. Nun ist Neuer dauerverletzt und es wird nur noch auch von den "Fans"über ihn hergezogen. So ein unwürdiges Trauerspiel gehört sich für einen Verein, der so groß und so auf die Etikette bedacht sein will nicht. Aber da kommt bei einigen oben wieder der Bauer durch !

  • Südstern7 am 05.04.2025 21:27 Uhr / Bewertung:

    Wenn Ikonen gehen, ist die Fangemeinde immer erregt. Sie haben sich an ihre Spieler gewöhnt und schieben Abschiede nach hinten. Aber mit 35 Jahren? Zumal Müller ja schon seit Kovac nicht mehr gesetzt ist. Selbst Guardiola musste sich erst überzeugen lassen den Thomas aufzustellen. Da war der Raumdeuter erst 25! Van Gaal, Heynkes und Flick werden Müller sicherlich als Lieblingstrainer in Erinnerung bleiben.

    Müller hätte selbst erkennen müssen, dass er keine Zukunft mehr hat. Einen Ersatzspieler für 17 Mio. Euro pro Jahr ist schon happig. Bei frühzeitigen Signalen von Müller sich einen anderen Verein zu suchen bei dem die Ansprüche nicht so hoch sind, hätte alles in einem Festspiel am Ende der Saison münden lassen. Eberl und Kompany sind mitten im Umbruch, das dürfen wir nicht vergessen. Nächste Saison kommen Bischof und Wanner, u.a., soviel Platz haben wir auf der Bank gar nicht um alle dort unterzubringen. Ich begrüße die Verjüngungskur. Und Müller wird immer meine Ikone bleiben!

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