Luchos Lächeln: Bayern-Neuzugang Díaz kennt Woltemade nicht

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Es war nicht ganz leicht zu ermitteln, wer von beiden häufiger lächelte an diesem Donnerstagnachmittag im Kellergeschoss an der Säbener Straße, wo der FC Bayern Neuzugang Luis Díaz offiziell vorstellte: Der kolumbianische Stürmer oder doch Max Eberl, der links neben Díaz auf dem Podium saß? Es war definitiv ein enges Rennen, mit leichten Vorteilen für Eberl. Selten hatte man den Sportvorstand der Münchner in den vergangenen knapp anderthalb Jahren so befreit, so stolz gesehen. Er hatte es ja oft auch schwer.
Die Díaz-Verpflichtung aber, das war Eberl anzumerken, bedeutete ihm etwas – nicht zuletzt deshalb, weil er seinen Teil zur Realisierung beigetragen hatte. "So ein Transfer kann nur klappen, wenn alle dahinterstehen", sagte Eberl. Also Vorstand, Sportdirektor, Trainer und eben auch der mächtige Aufsichtsrat, der mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge so viel Fußball-Kompetenz einbringt wie bei keinem anderen deutschen Klub. Da gibt es viele Meinungen, klar. Bei Díaz jedoch waren sich die Bosse einig, dass der Angreifer der Richtige ist. Und sofort hilft.
Díaz als Stammspieler eingeplant
Denn genau darum geht es bei diesem Transfer nach den Abschieden von Thomas Müller, Mathys Tel und Leroy Sané sowie der Verletzung Jamal Musialas: Díaz soll direkt einen Stammplatz bekommen – links in der offensiven Dreierreihe. Genauso wie bei seinem Ex-Klub FC Liverpool, wo ihm 41 Tore und 23 Vorlagen in 148 Spielen gelangen. "Wir wollten Tempo, Eins-gegen-eins, Tore, Verlässlichkeit", zählte Eberl auf. "Und da sind wir schnell auf Luis gekommen." Klingt logisch.

Díaz, der von Eberl mal Luis, mal Luisch und meistens Lucho genannt wurde, mussten die Bayern-Verantwortlichen nicht lange überzeugen. Er sei "sehr, sehr glücklich, hier zu sein", sagte der 28-Jährige, der sich mit Liverpool nicht auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung einigen konnte. Mehr als 70 Millionen Euro inklusive Boni lässt sich Bayern den Angreifer kosten. "Ich wollte zu einer großen Mannschaft wechseln, mit der ich alle Titel gewinnen kann", sagte Díaz, "deshalb bin ich hier."
Díaz wuchs in Armut auf
Aber nicht nur deshalb. Díaz, der aus der armen Region La Guajira in Kolumbien stammt, ist ein Straßenfußballer, einer, der sich die kindliche Liebe zum Spiel bewahrt hat. "Ich möchte den Fußball und jeden Moment des Lebens genießen, ich habe immer ein Lächeln auf den Lippen", sagte er. "Ich habe eine starke Persönlichkeit auf dem Feld, und ich habe immer davon geträumt, für die größten Vereine der Welt zu spielen. Hier erfülle ich mir einen Traum." Sätze, die den Bayern-Fans gefallen werden. Genauso wie der Fakt, dass Díaz großer Arjen-Robben-Fan ist. Eine "Legende" sei der Niederländer gewesen, "Maßstab für alle", schwärmte Díaz. "Ich habe ihn mal in Liverpool kennengelernt, als er zu Besuch war, und nach einem Foto gefragt. Ihn zu begrüßen, war eine schöne Sache für mich."
Was passiert mit Nick Woltemade?
Ob Díaz in den kommenden Wochen auch Nick Woltemade begrüßen wird? Das ist eine der großen Fragen dieser Transferperiode. Am Donnerstag wollte ein Reporter wissen, ob er Woltemade überhaupt kenne. "Wie war der Name?", fragte Díaz und hörte genau hin, als "Nick Woltemade" erneut genannt wurde: "Nein, ich kenne ihn jetzt nicht. Wir werden einfach schauen, was der Verein entscheidet." Und was der VfB Stuttgart entscheidet. Denn die Schwaben wollen weiter nicht mit Bayern verhandeln.
Weitere Transfers geplant
Es sei "alles gesagt", meinte Eberl zum Woltemade-Thema: "Wir haben ein Angebot abgegeben, das Angebot hat nicht gereicht, dass man an den Tisch kommt. Das ist gerade der Stand der Dinge." Und sonst? "Momentan sind wir sehr, sehr glücklich mit dem Kader", unterstrich Eberl. "Wir haben unsere Arbeit erst einmal getan, wir schauen natürlich weiter, was der Markt hergibt. Die Transferperiode geht ja noch bis zum 1. September."

Angesichts der langfristigen Ausfälle von Musiala, Alphonso Davies und Hiroki Ito sei es "keine leichte Transferperiode", räumte er ein. "Du kannst nicht per se deinen Kader aufblähen, damit du die nächsten drei, vier Monate überstehst." Vielleicht ergebe sich aber noch "die Möglichkeiten, was Schlaues zu tun für die Zukunft, nicht um Kurzfristigkeit aufzufangen." Vielleicht mit Woltemade, vielleicht aber auch mit Leipzigs Xavi Simons.
Zudem sollen mehrere Spieler den Klub verlassen – vor allem Minjae Kim und João Palhinha, die hohe Ablösen einbringen könnten. An Palhinha ist Tottenham Hotspur sehr konkret interessiert. "Es wird noch was passieren – sowohl rein als auch raus", sagte Eberl zu weiteren Transfers. Einer ist aber schon mal da: Luis Díaz. Und Lucho bringt den FC Bayern zum Lächeln.